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djihad = 'bemuehen'


11.10.2001 18:06 - Gestartet von guidod
wenn ich mich richtig erinnere, dann heisst 'djihad' direkt uebersetzt eigentliche 'bemuehen', und hat vom ursprung eher etwas von 'missionierungsauftrag' des glaubens. Auch christliche wortverbreiter sind da in der wahl der mittel oft nicht zimperlich gewesen - die erfahrungen mit moslem fundamentalisten hat bei uns allerdings zu der direkten assoziation mit 'islamischer heiliger krieg' gefuehrt, also aehnlich einem 'kreuzzug'. Die uebersetzung ist es jedoch nicht (wie die klammerung im text vermuten lassen wuerde), und wird auch nicht so von den fundamentalisten verwendet - der krieg wird halt
unter dem namen des 'djihad' gefuehrt. Wahrscheinlich kommt es von der kriegerischen bewegung namens(!!) 'Islamischer Jihad' - also kein abstraktum im sinne von 'krieger fuer den jihad' sonder 'fuer die (gruppe) Jihad'. So man das abstraktum ausdruecken will, sollte man den begriff besser immer nebenstellen, wobei djihad eine spezialisierung ist - also `fuer den heiligen krieg 'djihad'`. Uebrigens haben auch die westlichen staaten manchmal putzige namen fuer ihre kriege - 'desert storm' etwa - und der urspruengliche einfall den krieg gegen afghanistan jetzt 'infinite justice' zu nennen, der wurde noch zurueckgenommen, da dieser begriff im islam eine spezielle eigenbedeutung hat, die nur allah und nicht irgendwelchen bombardements zusteht. -- gruss, guido


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[1] Sir John antwortet auf guidod
11.10.2001 19:00
Benutzer guidod schrieb:
wenn ich mich richtig erinnere, dann heisst 'djihad' direkt uebersetzt eigentliche 'bemuehen', und hat vom ursprung eher etwas von 'missionierungsauftrag' des glaubens. Auch christliche wortverbreiter sind da in der wahl der mittel oft nicht zimperlich gewesen - die erfahrungen mit moslem fundamentalisten hat bei uns allerdings zu der direkten assoziation mit 'islamischer heiliger krieg' gefuehrt, also aehnlich einem 'kreuzzug'. Die uebersetzung ist es jedoch nicht (wie die klammerung im text vermuten lassen wuerde), und wird auch nicht so von den fundamentalisten verwendet - der krieg wird halt unter dem namen des 'djihad' gefuehrt. Wahrscheinlich kommt es von der kriegerischen bewegung namens(!!) 'Islamischer Jihad'
- also kein abstraktum im sinne von 'krieger fuer den jihad' sonder 'fuer die (gruppe) Jihad'. So man das abstraktum ausdruecken will, sollte man den begriff besser immer nebenstellen, wobei djihad eine spezialisierung ist - also `fuer den heiligen krieg 'djihad'`. Uebrigens haben auch die westlichen staaten manchmal putzige namen fuer ihre kriege - 'desert storm' etwa - und der urspruengliche einfall den krieg gegen afghanistan jetzt 'infinite justice' zu nennen, der wurde noch zurueckgenommen, da dieser begriff im islam eine spezielle eigenbedeutung hat, die nur allah und nicht irgendwelchen bombardements zusteht. -- gruss, guido


Durchaus treffend, die Erläuterungen. Es gibt auch die Übersetzung "(religiöser) Eifer", also Engagement zur Verbreitung der Religion. Eine Moschee zu stiften, wäre also Djihad, Mord auf gar keinen Fall, denn wen man umbringt, kann man doch nicht mehr bekehren?!
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[2] Reks30 antwortet auf guidod
12.10.2001 20:35
Teilweise richtig! Ja, Dschihad heißt bemühen, aber der Begriff wurde tatsächlich schon immer für den heiligen Krieg verwendet. Allerdings war der heilige Krieg eigentlich ein reiner Verteidigungskrieg des Islam gegen seine Gegener. In seiner Anfangszeit war der Islam wie jede andere Religion in ihrer Anfangszeit auch unterdrückt. Mohammed mußte von Mekka nach Medina fliehen. Die Mediner haben sich ihm angeschlossen. Die Mekkaner haben daraufhin Medina angegriffen und die Mediner mußten einen Verteidigungkrieg führen. Dies war sozusagen der erste heilige Krieg. Der Koran nennt explizite Bedingungen unter denen solch ein Krieg ausgerufen werden kann. Es handelt sich aber in jedem Fall um einen Verteidigungskrieg. Allerdings hat dieser heilige Krieg auch noch mal eine Übertragene Bedeutung: Es ist der Krieg in einem selbst. Gut gegen Böse in der eigenen psychologischen Auseinandersetzung. Der Kampf gegen das eigene niedere Ich, im mystischen Sinne. Im Koran sind im allgemeinen beide Bedeutungen gemeint.

http://www.mystik.info
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[2.1] guidod antwortet auf Reks30
12.10.2001 22:34
Benutzer Reks30 schrieb:
Teilweise richtig! Ja, Dschihad heißt bemühen, aber der Begriff wurde tatsächlich schon immer für den heiligen Krieg verwendet. Allerdings war der heilige Krieg eigentlich ein reiner Verteidigungskrieg des Islam gegen seine Gegener. [...]
Mediner mußten einen Verteidigungkrieg führen. Dies war sozusagen der erste heilige Krieg. Der Koran nennt explizite Bedingungen unter denen solch ein Krieg ausgerufen werden kann. Es handelt sich aber in jedem Fall um einen Verteidigungskrieg. [..]

ich kann mich nicht erinnern, dass der koran an irgendeiner stelle "krieg" erwaehnt - war das nicht eine interpretation der mohamedaner? Allerdings haben es auch christen locker geschafft, eine pflicht zum kreuzzug zu deuten...
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[2.1.1] Reks30 antwortet auf guidod
12.10.2001 23:49
Benutzer guidod schrieb:
ich kann mich nicht erinnern, dass der koran an irgendeiner stelle "krieg" erwaehnt - war das nicht eine interpretation der mohamedaner? Allerdings haben es auch christen locker geschafft, eine pflicht zum kreuzzug zu deuten...

Doch es gibt eindeutige Stellen wie etwa: "Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen und begeht keine Übertretungen. Gott liebt die nicht die Übertretungen begehen. Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben. Denn Verführen ist schlimmer als Töten. Kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie gegen euch kämpfen dann tötet sie. So ist die Vergeltung für die Ungläubigen." (Koran 2, 190 - 191). Es gibt natürlich auch ganz anderlautende Stellen im Koran, die sehr viel friedfertiger klingen. Ich will damit nur sagen, das der Kampf durchaus auch im Koran zugrundegelegt ist. Nicht jedoch in der Form, in der er heute von fanatischen Moslems mißbraucht wird. Ich bin selber Bahá'i und kein Moslem, glaube aber als Bahá'i auch an den göttlichen Ursprung des Islam, so wie ja auch die Christen an das alte Testament und Moses glauben.
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[2.1.1.1] Vieltelefonierer antwortet auf Reks30
13.10.2001 18:50
Hallo, Reks!

Zum Thema Koran-Übersetzungen und Interpretationen:
Ich habe von einem Bekannten (Türke) gehört, dessen Onkel sich mit dem (hocharabischen) Koran beschäftigt, daß man den Koran auf mindestens 3 verschiedene Arten übersetzen kann, so daß Deine zitierte Stelle je nach den entsprechenden Bedürfnissen auslegen kann ...


Gruß
Der Vieltelefonierer

Benutzer Reks30 schrieb:
Benutzer guidod schrieb:
ich kann mich nicht erinnern, dass der koran an irgendeiner stelle "krieg" erwaehnt - war das nicht eine interpretation der mohamedaner? Allerdings haben es auch christen locker geschafft, eine pflicht zum kreuzzug zu deuten...

Doch es gibt eindeutige Stellen wie etwa: "Und kämpft auf dem Weg Gottes gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen und begeht keine Übertretungen. Gott liebt die nicht die Übertretungen begehen. Und tötet sie, wo immer ihr sie trefft, und vertreibt sie, von wo sie euch vertrieben haben. Denn Verführen ist schlimmer als Töten. Kämpft nicht gegen sie bei der heiligen Moschee, bis sie dort gegen euch kämpfen. Wenn sie gegen euch kämpfen dann tötet sie. So ist die Vergeltung für die Ungläubigen." (Koran 2, 190 - 191). Es gibt natürlich auch ganz anderlautende Stellen im Koran, die sehr viel friedfertiger klingen. Ich will damit nur sagen, das der Kampf durchaus auch im Koran zugrundegelegt ist. Nicht jedoch in der Form, in der er heute von fanatischen Moslems mißbraucht wird. Ich bin selber Bahá'i und kein Moslem, glaube aber als Bahá'i auch an den göttlichen Ursprung des Islam, so wie ja auch die Christen an das alte Testament und Moses glauben.
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[2.1.1.1.1] Reks30 antwortet auf Vieltelefonierer
13.10.2001 19:49
Benutzer Vieltelefonierer schrieb:
Hallo, Reks!

Zum Thema Koran-Übersetzungen und Interpretationen: Ich habe von einem Bekannten (Türke) gehört, dessen Onkel sich mit dem (hocharabischen) Koran beschäftigt, daß man den Koran auf mindestens 3 verschiedene Arten übersetzen kann, so daß Deine zitierte Stelle je nach den entsprechenden Bedürfnissen auslegen kann ...

Nun etwas anderes meinte ich eigentlich auch gar nicht. Sicher kann man alles immer so und so deuten und die Problematik von Übersetzungen (vor allem der sehr komplexen arabischen Sprache) sind mir durchaus bewußt. Eine Religion ist immer ein sehr komplexes Gebilde mit vielen verschiedenen Lehraussagen die immer in ihrer Ganzheit betrachtet werden sollten. Meine Absicht war nur aufzuzeigen, das es im Koran durchaus auch eine Grundlage zum Kampf gibt und zwar sicherlich stärker als wie im neuen Testament, wenngleich vielleicht auch weniger stark als wie im alten Testament. Der Islam war im Gegensatz zum Christentum eine Religion die von Anfang an Kriege geführt hat, während das töten bei den Christen erst etwa 300 n. Chr. anfing. Die Verteidigungskriege Mohammeds waren zu seiner Zeit notwendig, da die Mekkaner sonst tausende einfach getötet hätten. Das Christentum entfaltete sich in seiner Frühzeit in einer anderen Umgebung, wenngleich es ebenfalls blutig verfolgt war. Der heilige Krieg in koranischer Fassung wurde aber überflüssig als der Islam keine verfolgte Minderheit mehr war. Später haben ihn sich Fanatiker zu nutze gemacht.

Dieses Thema passt aber nicht mehr in dieses Forum. Bei Bedarf können wir aber auch auf das Forum von http://www.mystik.info ausweichen von dem ich Webmaster bin und wo es doch ein wenig besser hinpasst (Thematik: religiöse Mystik und die geistige Seite von Religion)