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Nennt sich Reifikation


20.11.2015 11:46 - Gestartet von IMHO
So ein Bullshit!
Der Teltarif Autor Alexander Kuch hat hier sehr schön dargestellt wie verpeilt das Denken unserer Gesellschaft ist, wenn man sich am Major Consensus Narrative orientiert. Durch eine künstliche Trennung des Begriffs Software in Firmware und Application ergibt der Absatz:
Ein Kernpunkt des Videos ist, dass für Wifi-Calling keine separate Software installiert und kein Account registriert werden muss. Was Nokia nicht ganz klar sagt: Voice over Wi-Fi muss vom Netzbetreiber angeboten werden und selbstverständlich müssen es auch die Smartphones unterstützen.
überhaupt erst ein wenig verschrobenen Sinn.

Ja Nokia-Wifi-Calling funktioniert nicht mit Software sondern mit Software! (Bullshit-Bingo der Begriffe!) Wenn der Netzbetreiber das Nokia-Firmware-Update nicht einspielt, weil es seine Gewinne schmälert, können Sie als Kunde genau gar nichts machen, um dieses Feature zu nutzen. Das klingt wie eine Alternative zu Call-by-Call im Festnetz, die der Festnetzbetreiber freiwillig installieren soll. Whats-App ist gegen den Willen der Netzbetreiber groß geworden. Wenn die erst gefragt hätten, gäbe es jetzt noch kein WhatsApp, kein Viber, kein Skype. Wifi-Calling von Nokia ist nichts anderes als eine vorinstallierte App, die der PLMN aufs Gerät aufspielt. Das ist derselbe braune Haufen, der die Begründung liefert, warum VoLTE auf den Endgeräten nicht ins Laufen kommt. Diejenigen die die Software mit kostspieligem Arbeitsaufwand pflegen müssen und diejenigen die davon profitieren sind zwei unterschiedliche Interessensgruppen.
Unter https://de.wikipedia.org/wiki/Reifikation#Philosophie ist das ganz abstrakt beschrieben. Andererseits, wer noch immer glaubt, dass die Netzbetreiber die Interessen ihrer Kunden vertreten, hat die klassischen Zielkonflikte der Marktwirtschaft und des Kapitalismus noch immer nicht verstanden.

Teltarif in seinen Anfängen als Call-By-Call-Infoportal der SS7-Telefonie und das Internet mit seinem IP-Protokoll sind groß geworden, weil man den eigensüchtigen Netzbetreibern die Kontrolle über die Austauschformate entzogen hat. Da will ich nicht mehr hin zurück und 56Pfennig/Minute für ein innerdeutsches Festnetz-zu-Festnetzgespräch zahlen müssen.
Wenn Nokia sein gesamtes Konzept überarbeitet, dass dieses Produkt per Softwareupdate im Endgerät auch ohne das Wohlwollen des Netzbetreibers nutzbar ist, dann sprechen wir nochmal darüber. Dazu müssen sie ungefähr 90% ihres gegenwärtigen Produktes neu konstruieren. Wenn Nokia-Network dann 100 Millionen Nutzer weltweit erreicht hat, wird es die ersten "smart follower Mobilfunkunternehmen" geben können, die sich für diesem Vermarktungstechnischen Unsinn interessieren. Ein Produkt muss demjenigen der es implementiert Vorteile bringen, sonst krepiert es in der Sandbox.
Die Nokiaingenieure habe von Vermarktung offensichtlich gar keine Ahnung. Da war RCS-e (Joyn) schon tierisch falsch konstruiert, weil nicht vermarktungsfähig. Aber das ist ja der Gipfel der Lernresistenz und Inkompetenz.

Keine Kritik an Herrn Kuch, der hat das zwischen den Zeilen schon sehr schön anklingen lassen. Aber ich kann mich darüber deutlich aufregen. Gleich kommt noch UMS (Unified MessagigService) oder GAN(GenericAccessNetwork) mit Schwefel aus der Versenkung zurück. Völlig verpeilte Marketing-Nieten bei Nokia, den geschieht es Recht, pleite zu gehen.
Alleine dass so eine Meldung von Nokia in die Welt raus darf, ist eine Katastrophenzeichen. Finger weg, keine Aktien von denen kaufen, die sind fertig. Der Laden hat keine innere Struktur. Pfusch ist noch viel zu milde. Natürlich funktioniert es technisch betrachtet.
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[1] Kuch antwortet auf IMHO
20.11.2015 12:47
Hallo,

Benutzer IMHO schrieb:
Der Teltarif Autor Alexander Kuch hat hier sehr schön dargestellt wie verpeilt das Denken unserer Gesellschaft ist, wenn man sich am Major Consensus Narrative orientiert. Durch eine künstliche Trennung des Begriffs Software in Firmware und Application ergibt der Absatz:

Ich denke seit der NSA-Affäre können viele Nutzer deutlich besser zwischen Firmware eines Handys und separaten Apps unterscheiden:

Firmware: Technische Betriebssoftware, die letztendlich in Absprache von europäischen und chinesischen Netzausrüstern (Nokia, Ericsson, Huawei, ZTE...) und europäischen Netzbetreibern hergestellt wird. Zumindest die Europäer unterliegen dem europäischen Datenschutz.

Apps: Software, für die ein separater Account registriert werden muss, die persönliche Daten und Adressbücher ungefragt ausliest und alles auf US-Server oder an sonstige unbekannte Orte kopiert. Das macht die Firmware (hoffentlich) nicht oder nur nach Aufforderung.

Wenn der Netzbetreiber das Nokia-Firmware-Update nicht einspielt, weil es seine Gewinne schmälert, können Sie als Kunde genau gar nichts machen, um dieses Feature zu nutzen.

Das wird seine Gewinne nicht schmälern, denke ich, weil die meisten Netzbetreiber das genauso machen werden wie die Schweizer Salt und Swisscom: Wenn man über Wifi telefoniert, tickt der Gebührenzähler genauso weiter wie wenn man übers Mobilfunknetz telefonieren würde. Eine finanzielle Ersparnis ist es für den Kunden maximal beim Roaming im Ausland, aber im Inland bezahlt er bei Wifi-Calling weiter (bei VoIP per Skype und Co. bezahlt er mit seinen Kundendaten...).

Wenn Nokia sein gesamtes Konzept überarbeitet, dass dieses Produkt per Softwareupdate im Endgerät auch ohne das Wohlwollen des Netzbetreibers nutzbar ist, dann sprechen wir nochmal darüber.

Ich bezweifle, dass das möglich ist, denn Wifi-Calling ist ein Netzdienst. Ob ohne Mitarbeit des Netzbetreibers eine problemlose Übergabe eines laufenden Telefonats zwischen GSM/UMTS und Wifi-Call möglich ist, scheint mir sehr fraglich.

Ein Produkt muss demjenigen der es implementiert Vorteile bringen, sonst krepiert es in der Sandbox.

Das stimmt, und das mit dem Telefonat im Keller ohne Mobilfunkempfang im Video ist für mich schon ein praktisches Beispiel, das die Vorteile zeigt. Dass die Gebühren dort auch weiterlaufen, wird aber vielen Kunden nicht gefallen.

Völlig verpeilte Marketing-Nieten bei Nokia, den geschieht es Recht, pleite zu gehen.

Das ist eben das Dilemma, das Nokia momentan hat: Für den Endkunden direkt bieten sie momentan so gut wie gar nichts mehr an außer Here Maps. Aber eben keine Hardware. Und die einzige Möglichkeit für die Nokia-Netzwerksparte, die nur an Netzbetreiber liefert, einigermaßen in Kontakt mit den Endkunden zu bleiben, sind eben solche Videos oder soziale Netzwerke. Dasselbe Problem hat aber Ericsson auch, nachdem es keine Ericsson-Handys mehr gibt.

Alexander Kuch
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[2] chickolino1 antwortet auf IMHO
20.11.2015 12:56
IMHO schrieb:

Ein Kernpunkt des Videos ist, dass für Wifi-Calling keine separate Software installiert und kein Account registriert werden muss. Was Nokia nicht ganz klar sagt: Voice over Wi-Fi muss vom Netzbetreiber angeboten werden und selbstverständlich müssen es auch die Smartphones unterstützen.
überhaupt erst ein wenig verschrobenen Sinn.

Stimmt vollkommen.

Ist ja letztendlich egal, ob eine Software bereits als Firmware auf dem Handy vorhanden ist, oder als App nachinstalliert wird.

Letztenendes bleibts es Software die die Telefonie ermöglicht.

Ob ich mich bei einem VoIP-Anbieter anmelden muss, oder ob der Mobilfunkanbieter mit dem Mobilfunkanschluss eine solche fürs eigene System mitliefert...

Das macht die Sache für den Kunden sicherlich leichter, aber letztenendes verdient damit der Mobilfunkanbieter weiteres Geld, das sonst ein anderer VoIP-Dienst verdienen hätte können.

Ich denke zukünftig werden Mobilfunkanbieter vor allem Datenvolumen verkaufen und dazu eine Rufnummer unter der man erreichbar ist (und das am besten zu Festnetzkonditionen).

Das Geschäft mit dem Telefonietarif macht dann zukünftig irgendwann der günstigste VoIP-Anbieter der zuhause über W-LAN; unterwegs per automatisch über die App angenommenes Call-Back das Telefonat zustande kommen lassen wird.

...und wenn die Netzbetreiber zukünftig an Telefonaten noch etwas verdienen wollen, dann werden sie langfristig ins VoIP-Geschäft mit einsteigen müssen und dort die Konkurenz zu anderen VoIP-Anbietern finden, was dem Kunden sicherlich weitere Preisvorteile bringen wird.
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[3] b-a antwortet auf IMHO
20.11.2015 16:21
Benutzer IMHO schrieb:

Teltarif in seinen Anfängen als Call-By-Call-Infoportal der SS7-Telefonie und das Internet mit seinem IP-Protokoll sind groß geworden, weil man den eigensüchtigen Netzbetreibern die Kontrolle über die Austauschformate entzogen hat. Da will ich nicht mehr hin zurück und 56Pfennig/Minute für ein innerdeutsches Festnetz-zu-Festnetzgespräch zahlen müssen.

Es waren AFAIR sogar 63 Pf/min. :-)

Völlig verpeilte Marketing-Nieten bei Nokia, den geschieht es Recht, pleite zu gehen.

Naja, der Bogen ist etwas zu kurz geschlagen. Branchen-Riesen kommen und gehen, das war schon immer so.