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Auskunft heute 2 DM/min, früher 60 Pf


16.08.2001 13:09 - Gestartet von kalle
Erinnert Ihr Euch noch an die Zeiten, als die Telefonaukunft nicht rund 2 DM pro Minute kostete sondern nur 60 Pf? Davor war sie noch günstiger?

Warum wurde sie denn teurer?

"Jemand" hatte geklagt, die DTAG biete Ihre Auskunftsdienste nicht kostendeckend an (das war wohl tatsächlich so). Dies sei wettbewerbswidrig (Dumping), weil es den Markteintritt von Wettbewerbern verhindere, die einen konkurrierenden Auskunftsdienst nicht kostendeckend anbieten können.

Der Klage wurde statt gegeben, die DTAG musste ihre Preise, die noch aus Monopolzeiten stammten und aus politischen Gründen künstlich niedrig waren (damals noch Deutsche Bundespost) so erhöhen, dass "Wettbewerb" möglich wird.

Ein Wettbewerb, von dem der Kunde überhaupt nicht profitiert. Vielmehr war Profitgier der Kläger der offensichliche Grund, zu Lasten der Verbraucher.

UND WER WAR DER KLÄGER DAMALS? WELCHER PRIVATE INVESTOR? WAR DAS EIN EHEMALIGER POLITIKER MIT DETAILLIERTEN KENNTNISSEN? AN WELCHER AUSKUNFTSFIRMA WAR/IST ER BETEILIGT????
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[1] bobhund antwortet auf kalle
16.08.2001 13:52
wer A sagt muss auch B sagen. also: wenn du die öffnung des telekommunikationsmarktes willst, dann musst du auch konsequent sein. achja: was hat denn damals ein ferngespräch zur hauptzeit gekostet? um die 60 pfennige pro minute. heute gibts das für ca 6 pfennig. wenn man das nun mit den auskunftspreisen vergleicht, dann hat man quasi ein auskunftsgespräch kostenlos alle 4 minuten. und ich finde es auch okay, wenn die auskunft mehr kostet und die gesprächsgebühren günstiger sind. es muss ja niemand bei der auskunft anrufen, wenn er nicht will. man kann sich ja die nummern auch einfach mal aufschreiben oder im telefonbuch nachsehen oder im internet. wer also bei der auskunft anruft, nimmt einen service in anspruch, und der kostet geld. da sitzen ja auch leute, die bezahlt werden wollen.
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[2] Apollon antwortet auf kalle
16.08.2001 14:26
Die niedrigen Preise der Auskunft von vor wenigen Jahren waren eine Folge der Quersubventionierung, d.h., dass Festnetzkunden über die überhöhten Preise für Ferngespräche die Kunden unterstützten, welche die Auskunft anriefen.
Die gegenwärtigen Preise können eher als Marktpreis bezeichnet werden als die Preise der Vergangenheit. Ein Preis, der sich am Markt herausbildet, steuert Angebot und Nachfrage effizienter als es ein subventionierter Preis kann. Das kommt am Ende Kunden und Anbietern in Form von höheren Wohlfahrtsgewinnen zugute.

Verzeihung für den volkswirtschaftlichen Exkurs am Ende!
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[2.1] kalle antwortet auf Apollon
17.08.2001 00:40
Benutzer Apollon schrieb:
Die niedrigen Preise der Auskunft von vor wenigen Jahren waren eine Folge der Quersubventionierung, d.h., dass Festnetzkunden über die überhöhten Preise für Ferngespräche die Kunden unterstützten, welche die Auskunft anriefen.
Die gegenwärtigen Preise können eher als Marktpreis bezeichnet werden als die Preise der Vergangenheit. Ein Preis, der sich am Markt herausbildet, steuert Angebot und Nachfrage effizienter als es ein subventionierter Preis kann. Das kommt am Ende Kunden und Anbietern in Form von höheren Wohlfahrtsgewinnen zugute.

Verzeihung für den volkswirtschaftlichen Exkurs am Ende!

Grau, mein Freund, ist alle Theorie...

Wo sind denn die Vorteile, die die Kunden hinsichtlich der Telefonauskunft haben?
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[2.1.1] Apollon antwortet auf kalle
17.08.2001 12:55
Grau, mein Freund, ist alle Theorie...

Wo sind denn die Vorteile, die die Kunden hinsichtlich der Telefonauskunft haben?

Wie ich schon in meinem ersten Statement erklärt habe, steigt der Wohlfahrtsgewinn für die Gesamtheit der Kunden! Allerdings hast du recht damit, dass die Kunden, die hauptsächlich die Auskunft nutzen, einen Nachteil haben. Weil die Quersubventionen eingestellt werden, steigt der Vorteil der anderen Kunden aber nicht nur um den Betrag, um den die Auskunftkunden belastet werden, sondern zusätzlich profitieren sie von den Wohlfahrtsgewinnen, die eine freiere Preisbildung auslösen. Nachlesen kann man das in allen gängigen Lehrbüchern zur Volkswirtschaftslehre.

Grundsätzlich gilt: Wer Subventionen (nicht nur staatliche!) kürzt und Märkte liberalisiert, zieht immer den Unmut der Gruppe auf sich, welche direkt betroffen ist. Der Vorteil für die restliche Bevölkerung wiegt aber langfristig den Verlust für die Gruppe der Subventionsempfänger mehr als auf, da diese das eingesparte Geld effizienter verwenden können (und z.B. Arbeitsplätze in anderen Bereichen schafft).

Der Bereich der Festnetztelefonie ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Liberalisierung des Marktes und damit ein Einstellen der Quersubventionen für die Auskunftdienste nicht nur deutlich gesunkene Tarife und bessere Dienstleistungen zur Folge hat, sondern dass auch der so viel befürchtete Verlust von Arbeitsplätzen und das EInstellen von Investitionen nicht eingetreten ist. Das beim Telefonkunden frei gewordene Geld wird nun für andere Produkte ausgegeben, wodurch in anderen Branchen neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Bei díesem Deal haben eben fast alle gewonnen...aber eben nicht die Intensivnutzer der Telefonauskunft. So leid es mir tut: Wir müssen eben alle mal Opfer bringen!
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[2.1.1.1] kalle antwortet auf Apollon
17.08.2001 13:29
Benutzer Apollon schrieb:
Grau, mein Freund, ist alle Theorie...

Wo sind denn die Vorteile, die die Kunden hinsichtlich der Telefonauskunft haben?

Wie ich schon in meinem ersten Statement erklärt habe, steigt der Wohlfahrtsgewinn für die Gesamtheit der Kunden! Allerdings hast du recht damit, dass die Kunden, die hauptsächlich die Auskunft nutzen, einen Nachteil haben. Weil die Quersubventionen eingestellt werden, steigt der Vorteil der anderen Kunden aber nicht nur um den Betrag, um den die Auskunftkunden belastet werden, sondern zusätzlich profitieren sie von den Wohlfahrtsgewinnen, die eine freiere Preisbildung auslösen. Nachlesen kann man das in allen gängigen Lehrbüchern zur Volkswirtschaftslehre.

Grundsätzlich gilt: Wer Subventionen (nicht nur staatliche!) kürzt und Märkte liberalisiert, zieht immer den Unmut der Gruppe auf sich, welche direkt betroffen ist. Der Vorteil für die restliche Bevölkerung wiegt aber langfristig den Verlust für die Gruppe der Subventionsempfänger mehr als auf, da diese das eingesparte Geld effizienter verwenden können (und z.B.
Arbeitsplätze in anderen Bereichen schafft).

Der Bereich der Festnetztelefonie ist ein gutes Beispiel dafür, dass eine Liberalisierung des Marktes und damit ein Einstellen der Quersubventionen für die Auskunftdienste nicht nur deutlich gesunkene Tarife und bessere Dienstleistungen zur Folge hat, sondern dass auch der so viel befürchtete Verlust von Arbeitsplätzen und das EInstellen von Investitionen nicht eingetreten ist. Das beim Telefonkunden frei gewordene Geld wird nun für andere Produkte ausgegeben, wodurch in anderen Branchen neue Arbeitsplätze geschaffen werden konnten. Bei díesem Deal haben eben fast alle gewonnen...aber eben nicht die Intensivnutzer der Telefonauskunft. So leid es mir tut: Wir müssen eben alle mal Opfer bringen!

Danke für die Darstellung!

Hatte vor grauer Vorzeit auch mal VWL ;-)))

Vieles davon ist bei mir in Vergessenheit geraten. Aber doch interessant, den alten Lernstoff (dem ich damals aufgrund der Theorielastigkeit eher distanziert gegenüber stand) mal wieder anhand eines praktischen Beispiels zu durchdenken.

Mein Kritikpunkt war aber, dass die DTAG FREIWILLIG die Auskunft weiter "billig" anbot (nach der Marktliberalisierung) - dies wurde nicht durch Streichung von Subventionen, sondern durch Gerichtsurteil (Begründung: Wettbewerb etc.) beendet.
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[2.1.1.1.1] Apollon antwortet auf kalle
17.08.2001 13:44
Danke für die Darstellung!

Hatte vor grauer Vorzeit auch mal VWL ;-)))

Vieles davon ist bei mir in Vergessenheit geraten. Aber doch interessant, den alten Lernstoff (dem ich damals aufgrund der Theorielastigkeit eher distanziert gegenüber stand) mal wieder anhand eines praktischen Beispiels zu durchdenken.

Mein Kritikpunkt war aber, dass die DTAG FREIWILLIG die Auskunft weiter "billig" anbot (nach der Marktliberalisierung)
- dies wurde nicht durch Streichung von Subventionen, sondern durch Gerichtsurteil (Begründung: Wettbewerb etc.) beendet.

Dass die Telekom freiwillig die Auskunft billig angeboten hat, ist ein klassisches Monopolistenverhalten, um erst einmal den Markteintritt anderer Unternehmen zu verhindern. Wir erleben derzeit einen ähnlichen Fall mit den quersubventionierten DSL-Anschlüssen.

Zwei Dinge gibt es zu bedenken:

1. Wenn die Telekom einen Service zu nicht kostendeckenden Preisen anbietet, muss dies irgendjemand bezahlen: Kunden anderer Services, Aktionäre (sprich: Mittelbar der Steuerzahler als indirekter Aktionär der DTAG) etc.
2. Wenn die Telekom den Markteintritt anderer Anbieter verhindert, wird ihr Angebot "konserviert", d.h. kostspielige Innovationen in Form eines erweiterten Auskunftangebotes oder eine bessere Personalbesetzung, um Kundenanfragen schnell beantworten zu können, finden nicht statt.

Die Folge: Die Gesamtheit der Verbraucher hat unterm Strich keine Vorteile, Innovation findet aber nicht mehr statt!
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[3] Gophy antwortet auf kalle
16.08.2001 14:36
Hallo,

Auskunft für 60 Pf gibt es heute auch noch! Wenn man von einer Telefonzelle der Dt. Telekom deren Auskunft anruft, werden von der Karte nur einmalig 60 Pf abgebucht, egal wie lange man telefoniert.

Außerdem kann man ja über einige der neuen Anbieter immer noch die Auslandsauskunft in Österreich anrufen, für ca. 9 Pf/Min.

Gruß
Gophy
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[3.1] Telefonzelle für 0,60 (RE: Auskunft heute 2 DM/min, früher 60 Pf)
hossi antwortet auf Gophy
18.08.2001 05:39
Dann hast Du aber ziemliches Glück gehabt...
Der Auskunftsanruf bei der Deutschen Telekom 11833 kostet von der Telefonzelle aus nicht einmalig 0,60 DM, sondern dies ist der Minutenpreis.
Dieser gesenkte Preis gegenüber 1,94 DM/min vom Festnetz aus trägt der Tatsache Rechnung, dass aufgrund zu hoher Instandhaltungskosten nach und nach die Telefonbücher aus den Zellen verbannt wurden.

MfG,

Hossi


Benutzer Gophy schrieb:
Hallo,

Auskunft für 60 Pf gibt es heute auch noch! Wenn man von einer Telefonzelle der Dt. Telekom deren Auskunft anruft, werden von der Karte nur einmalig 60 Pf abgebucht, egal wie lange man telefoniert.

Außerdem kann man ja über einige der neuen Anbieter immer noch die Auslandsauskunft in Österreich anrufen, für ca. 9 Pf/Min.

Gruß
Gophy