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Router- ZWANG


25.09.2014 13:52 - Gestartet von klinki
Alles in Deutschland beruht auf Zwang, Warum regt man sich gerade hier so auf?
Ob nun ein Router erzwungen wird oder nicht, es handelt sich doch hierbei VIELLEICHT nur um einen weiteren Versuch, in die Netzwerke, gestreng nach dem Vorbild NSA eindringen zu können? Eine wirklich gute Firewall haben doch alle sogenannten ZWANGSROUTER nicht, dass muss doch einen Grund haben???
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[1] trzuno antwortet auf klinki
25.09.2014 16:17
Benutzer klinki schrieb:
Ob nun ein Router erzwungen wird oder nicht, es handelt sich doch hierbei VIELLEICHT nur um einen weiteren Versuch, in die Netzwerke, gestreng nach dem Vorbild NSA eindringen zu können?

Quatsch!

Wenn der NSA oder BND eh schon den Support der ganzen Provider hat, die Zwangsrouter einsetzen wollen, dann brauchen die dafür auch keine speziellen Router mehr, sondern können einfach über das Netz des Providers die Internetverbindungen überwachen.

Für die Internetprovider ist es halt einfacher mit nur einer sehr begrenzten Auswahl an Endgeräten zu arbeiten, da so die Störungsbearbeitung sehr viel einfacher wird.

Die Kunden rufen schliesslich eh bei denen wegen Störungen an, egal ob eigener oder Zwangsrouter und egal ob der Fehler dann am Router oder am Netz liegt. Und die Hotline kann ja nicht von allen möglichen Geräten Ahnung haben.

Eine wirklich gute Firewall haben doch alle sogenannten ZWANGSROUTER nicht, dass muss doch einen Grund haben?

Die Fritzbox, auf die sonst immer alle schwören, hat also nur eine schlechte Firewall? Die gibt es nämlich bei Kabelanbietern meist auch als einen der optionalen "Zwangsrouter".

Und etwas besseres als eine Fritzbox setzt bis auf ein paar wenige IT Freaks doch eh niemand ein.

Zudem hindert einen doch niemand daran hinter dem jeweiligen Router eine eigene Super-duper Firewall zu betreiben.
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[1.1] GrößterNehmer antwortet auf trzuno
27.09.2014 02:02
Benutzer trzuno schrieb:
Für die Internetprovider ist es halt einfacher mit nur einer sehr begrenzten Auswahl an Endgeräten zu arbeiten, da so die Störungsbearbeitung sehr viel einfacher wird.

Die Kunden rufen schliesslich eh bei denen wegen Störungen an, egal ob eigener oder Zwangsrouter und egal ob der Fehler dann am Router oder am Netz liegt. Und die Hotline kann ja nicht von allen möglichen Geräten Ahnung haben.
Ist schon klar, dass das der Hauptgrund ist. Außerdem können sie sich meistens noch auf die Boxen schalten, was natürlich bei unabhängiger Hardware nicht möglich wäre. Nebenbei kriegen sie die Router, die sie zwangsvermieten oder -verkaufen natürlich durch die deutlich höheren Stückzahlen auch günstiger.

Ich kann den Gedanken ja auch nachvollziehen, aber neben den eingeschränkten Möglichkeiten der meisten Zwangsrouter, darf man aber auch nicht vergessen, dass diese oft (zumindest meine Erfahrung von mir persönlich und aus dem Bekanntenkreis) nicht fehlerfrei arbeiten und damit auch wieder Anrufe an der Hotline verursachen. Meine Schwester hatte mit ihrem Gerät (was auch mehrfach ausgetauscht wurde) regelmäßig keine Internetverbindung und wenn die ging, dann war die Telefonnummer nicht registriert und sie konnte nicht telefonieren (was man ja selber merkt) und, noch viel gravierender, nicht angerufen werden. Gerne hat sich das Gerät auch mal komplett aufgehängt und konnte nur durch Trennung vom Stromnetz wieder zum Leben erweckt werden. Der WLAN-Empfang war ein Witz, da man ihn eigentlich nur in unmittelbarer Nähe zum Gerät hatte. Eine papierdünne Wand war für das Gerät praktisch ein unüberwindbares Hindernis. Aber vielleicht war nicht die Wand das Problem, sondern die drei Meter Entfernung zum Notebook.

Auch darf man nicht vergessen, dass die Zwangsrouter meist eine angepasste Firmware haben. Dadurch kann der Anbieter sehr schön Funktionen abschalten, die im nicht so gut gefallen, wie z.B. die Konfiguration von eigenen SIP-Account. Aus Zeiten von Alice (fast 10 Jahre her) kenne ich auch noch WLAN-Router, bei denen die WLAN-Funktionalität nur gegen Aufpreis freigeschaltet wurde. Aber was an den Firmwares eigentlich noch gravierender ist: Sicherheitsupdates kommen bestenfalls später oder sogar überhaupt nicht.

Eine wirklich gute Firewall haben doch alle sogenannten ZWANGSROUTER nicht, dass muss doch einen Grund haben?

Die Fritzbox, auf die sonst immer alle schwören, hat also nur eine schlechte Firewall? Die gibt es nämlich bei Kabelanbietern meist auch als einen der optionalen "Zwangsrouter".
Die Firewall der Fritte kann ich nicht beurteilen. Meine Schwester und ich selber haben nun nach langem Ringen mit unserem (selben) Netzbetreiber endlich eine Fritte als Zwangsrouter gekriegt. Seit dem gibts auch keine Probleme mehr und ich kann nun endlich Drucker und Festplatte ohne zusätzliche Geräte im Netzwerk bereit stellen. Extra für diese Funktionalität hatte ich bei Vertragsschluss für den vorherigen (Miet!-) Router 50 Euro bezahlt. Natürlich lies sich keines der beiden Geräte im Netzwerk betreiben.

Jedenfalls: wenn alle Netzbetreiber hochwertige Zwangsrouter angeboten hätten, würde sich jetzt wahrscheinlich nicht die Politik mit dem Thema beschäftigen. Die meisten Kunden wollen doch einfach nur ein Gerät anklemmen und grundlegende Funktionen nutzen. Natürlich sollte das Gerät auch fehlerfrei funktionieren und benötigte Sicherheitsupdates erhalten. Da aber dem Kunden oft Elektroschrott aufgezwungen wurde und man meistens bei Vertragsschluss nicht offensichtlich (oder überhaupt nicht) erkennen konnte, dass man an dieses Gerät gebunden ist, gibts jetzt halt Stress. Haben sich die Anbieter aber selbst zuzuschreiben. Wer heute einen Telefonanschluss bestellt, erwartet ja auch nicht, dass man nur das Wählscheibentelefon des Anbieters daran betreiben kann.

Auch wenn man bei einigen Anbietern einen "vernünftigen" Router gegen Aufpreis oder monatliche Mieter erhalten kann: warum soll der Kunde einen einmaligen Preis oder monatlich dafür bezahlen, wenn er das gleiche oder ein vergleichbares Gerät schon Zuhause stehen hat oder im nächsten Elektro-Discounter kaufen könnte?

Zudem hindert einen doch niemand daran hinter dem jeweiligen Router eine eigene Super-duper Firewall zu betreiben.
Dann kann man den eigentlichen WLAN-Router aber nur als Modem und für die Telefonfunktion benutzen. Das ist erstens Stromverschwendung und zweitens kann auch die beste Firewall nicht vor Sicherheitslücken schützen, die der Router hat. Außerdem besteht weiterhin das Problem, dass ein Router, der nicht zuverlässig funktioniert (ob Telefon, Internet oder beides) durch keine Infrastruktur, die dahinter installiert ist "repariert" werden kann. Egal, ob man nun den besten Router hinter dem Zwangsrouter installiert: wenn der Zwangsrouter abstürzt, funktioniert weder Telefon noch Internet.

Aus meiner Sicht ist es eigentlich ganz einfach: wer einfach nur Internet und Telefon haben will, nimmt meistens den Router vom Anbieter. Wenn dieser nicht der letzte Elektroschrott ist, haben diese Kunden auch keinen Grund auf ein alternatives Gerät wechseln zu wollen. Nutzer, die einen anderen Router verwenden wollen, kennen sich meistens auch ein bisschen besser aus und rufen nicht gleich die Hotline an, weil sie nicht wissen, wo man die Zugangsdaten einträgt. Die beste Strategie für die Netzbetreiber bzw. Anbieter (aus Kostensicht) sollte es sein, zuverlässige Geräte für Nutzer mit wenig Ansprüchen und eingeschränkten Support für Kunden mit eigenen Geräten anzubieten. Dann bräuchte man auch keine Schar von Bürokraten, um das zu regeln. Fremde SIP-Accounts und Ports fürs Filesharing können die Netzbetreiber auch ohne Zwangsrouter sperren (und dürfen sich dann demnächst deswegen wieder mit der Politik auseinandersetzen).
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[1.1.1] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf GrößterNehmer
27.09.2014 03:19
Benutzer GrößterNehmer schrieb:
Aus meiner Sicht ist es eigentlich ganz einfach: (...) Die beste Strategie für die Netzbetreiber bzw. Anbieter (aus Kostensicht) sollte es sein, zuverlässige Geräte für Nutzer mit wenig Ansprüchen und eingeschränkten Support für Kunden mit eigenen Geräten anzubieten. Dann bräuchte man auch keine Schar von Bürokraten, um das zu regeln. Fremde SIP-Accounts und Ports fürs Filesharing können die Netzbetreiber auch ohne Zwangsrouter sperren (und dürfen sich dann demnächst deswegen wieder mit der Politik auseinandersetzen).

Ein toller, differenzierter Beitrag, der es mit dem oben zitierten Fazit auch noch genau auf den Punkt bringt. Toll! Sowas lese ich hier leider viel zu selten. Inhaltlich bleibt mir nur meine volle Zustimmung auszusprechen. Noch schlimmer als den alten o2-Zwangsrouterstil, halte ich den der beiden Kabelanbeiter. Am allerschlimmsten ist derzeit jedoch ohne jeden Zweifel UMKBW.
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[1.1.1.1] GrößterNehmer antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
27.09.2014 03:43
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Ein toller, differenzierter Beitrag, der es mit dem oben zitierten Fazit auch noch genau auf den Punkt bringt. Toll! Sowas lese ich hier leider viel zu selten. Inhaltlich bleibt mir nur meine volle Zustimmung auszusprechen. Noch schlimmer als den alten o2-Zwangsrouterstil, halte ich den der beiden Kabelanbeiter. Am allerschlimmsten ist derzeit jedoch ohne jeden Zweifel UMKBW.
Danke für die Blumen! Beides kenne ich nicht, da ich in meiner Wohnung kein Internet per Kabel kriegen kann.

Aus den BWL-Vorlesungen an der Uni kenne ich die Grundlagen, die zu solchen Entscheidungen führen. Das ist halt Theorie, die die Realität zu vereinfachen versucht und auf Kennzahlen reduziert. Das führt halt zu Entscheidungen, die nach dem zugrunde liegenden Modell und der Unternehmenspolitik die optimale Strategie bilden. Leider wird zu oft vergessen oder verdrängt, dass diese Modelle eben nicht komplett die Realität abbilden. Gute Führungskräfte nutzen diese Modelle nur als Entscheidungshilfe, berücksichtigen dazu auch den Input der Mitarbeiter "am Kunden" bzw. mit dem tieferen Know-How und nutzen ihren gesunden Menschenverstand. Dann sind diese Modelle auch hilfreich und sinnvoll. Sich allein auf irgendwelche Modelle und Zahlen zu verlassen, die vielleicht von Menschen erstellt wurden, die vielleicht eine eigene Agenda haben oder es einfach nicht besser konnten, hat schon so manchen Marktführer ins Abseits befördert. Meine ersten Handys waren übrigens von Nokia, mein erstes Smartphone (und alle folgenden) nicht. Das lag nicht daran, dass ich plötzlich Nokia nicht mehr mochte...