Benutzer trzuno schrieb:
Für die Internetprovider ist es halt einfacher mit nur einer sehr begrenzten Auswahl an Endgeräten zu arbeiten, da so die Störungsbearbeitung sehr viel einfacher wird.
Die Kunden rufen schliesslich eh bei denen wegen Störungen an, egal ob eigener oder Zwangsrouter und egal ob der Fehler dann am Router oder am Netz liegt. Und die Hotline kann ja nicht von allen möglichen Geräten Ahnung haben.
Ist schon klar, dass das der Hauptgrund ist. Außerdem können sie sich meistens noch auf die Boxen schalten, was natürlich bei unabhängiger Hardware nicht möglich wäre. Nebenbei kriegen sie die Router, die sie zwangsvermieten oder -verkaufen natürlich durch die deutlich höheren Stückzahlen auch günstiger.
Ich kann den Gedanken ja auch nachvollziehen, aber neben den eingeschränkten Möglichkeiten der meisten Zwangsrouter, darf man aber auch nicht vergessen, dass diese oft (zumindest meine Erfahrung von mir persönlich und aus dem Bekanntenkreis) nicht fehlerfrei arbeiten und damit auch wieder Anrufe an der Hotline verursachen. Meine Schwester hatte mit ihrem Gerät (was auch mehrfach ausgetauscht wurde) regelmäßig keine Internetverbindung und wenn die ging, dann war die Telefonnummer nicht registriert und sie konnte nicht telefonieren (was man ja selber merkt) und, noch viel gravierender, nicht angerufen werden. Gerne hat sich das Gerät auch mal komplett aufgehängt und konnte nur durch Trennung vom Stromnetz wieder zum Leben erweckt werden. Der WLAN-Empfang war ein Witz, da man ihn eigentlich nur in unmittelbarer Nähe zum Gerät hatte. Eine papierdünne Wand war für das Gerät praktisch ein unüberwindbares Hindernis. Aber vielleicht war nicht die Wand das Problem, sondern die drei Meter Entfernung zum Notebook.
Auch darf man nicht vergessen, dass die Zwangsrouter meist eine angepasste Firmware haben. Dadurch kann der Anbieter sehr schön Funktionen abschalten, die im nicht so gut gefallen, wie z.B. die Konfiguration von eigenen SIP-Account. Aus Zeiten von Alice (fast 10 Jahre her) kenne ich auch noch WLAN-Router, bei denen die WLAN-Funktionalität nur gegen Aufpreis freigeschaltet wurde. Aber was an den Firmwares eigentlich noch gravierender ist: Sicherheitsupdates kommen bestenfalls später oder sogar überhaupt nicht.
Eine wirklich gute Firewall haben doch alle sogenannten ZWANGSROUTER nicht, dass muss doch einen Grund haben?
Die Fritzbox, auf die sonst immer alle schwören, hat also nur eine schlechte Firewall? Die gibt es nämlich bei Kabelanbietern meist auch als einen der optionalen "Zwangsrouter".
Die Firewall der Fritte kann ich nicht beurteilen. Meine Schwester und ich selber haben nun nach langem Ringen mit unserem (selben) Netzbetreiber endlich eine Fritte als Zwangsrouter gekriegt. Seit dem gibts auch keine Probleme mehr und ich kann nun endlich Drucker und Festplatte ohne zusätzliche Geräte im Netzwerk bereit stellen. Extra für diese Funktionalität hatte ich bei Vertragsschluss für den vorherigen (Miet!-) Router 50 Euro bezahlt. Natürlich lies sich keines der beiden Geräte im Netzwerk betreiben.
Jedenfalls: wenn alle Netzbetreiber hochwertige Zwangsrouter angeboten hätten, würde sich jetzt wahrscheinlich nicht die Politik mit dem Thema beschäftigen. Die meisten Kunden wollen doch einfach nur ein Gerät anklemmen und grundlegende Funktionen nutzen. Natürlich sollte das Gerät auch fehlerfrei funktionieren und benötigte Sicherheitsupdates erhalten. Da aber dem Kunden oft Elektroschrott aufgezwungen wurde und man meistens bei Vertragsschluss nicht offensichtlich (oder überhaupt nicht) erkennen konnte, dass man an dieses Gerät gebunden ist, gibts jetzt halt Stress. Haben sich die Anbieter aber selbst zuzuschreiben. Wer heute einen Telefonanschluss bestellt, erwartet ja auch nicht, dass man nur das Wählscheibentelefon des Anbieters daran betreiben kann.
Auch wenn man bei einigen Anbietern einen "vernünftigen" Router gegen Aufpreis oder monatliche Mieter erhalten kann: warum soll der Kunde einen einmaligen Preis oder monatlich dafür bezahlen, wenn er das gleiche oder ein vergleichbares Gerät schon Zuhause stehen hat oder im nächsten Elektro-Discounter kaufen könnte?
Zudem hindert einen doch niemand daran hinter dem jeweiligen Router eine eigene Super-duper Firewall zu betreiben.
Dann kann man den eigentlichen WLAN-Router aber nur als Modem und für die Telefonfunktion benutzen. Das ist erstens Stromverschwendung und zweitens kann auch die beste Firewall nicht vor Sicherheitslücken schützen, die der Router hat. Außerdem besteht weiterhin das Problem, dass ein Router, der nicht zuverlässig funktioniert (ob Telefon, Internet oder beides) durch keine Infrastruktur, die dahinter installiert ist "repariert" werden kann. Egal, ob man nun den besten Router hinter dem Zwangsrouter installiert: wenn der Zwangsrouter abstürzt, funktioniert weder Telefon noch Internet.
Aus meiner Sicht ist es eigentlich ganz einfach: wer einfach nur Internet und Telefon haben will, nimmt meistens den Router vom Anbieter. Wenn dieser nicht der letzte Elektroschrott ist, haben diese Kunden auch keinen Grund auf ein alternatives Gerät wechseln zu wollen. Nutzer, die einen anderen Router verwenden wollen, kennen sich meistens auch ein bisschen besser aus und rufen nicht gleich die Hotline an, weil sie nicht wissen, wo man die Zugangsdaten einträgt. Die beste Strategie für die Netzbetreiber bzw. Anbieter (aus Kostensicht) sollte es sein, zuverlässige Geräte für Nutzer mit wenig Ansprüchen und eingeschränkten Support für Kunden mit eigenen Geräten anzubieten. Dann bräuchte man auch keine Schar von Bürokraten, um das zu regeln. Fremde SIP-Accounts und Ports fürs Filesharing können die Netzbetreiber auch ohne Zwangsrouter sperren (und dürfen sich dann demnächst deswegen wieder mit der Politik auseinandersetzen).