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O3b hype


26.06.2013 10:53 - Gestartet von der_inquisitor
Was man als Revolution für die "other 3 billion" Erdbewohner ohne Internetzugang (daher der Name O3b) feiert, ist weitaus weniger spektakulär als es klingt, denn erstens hat jeder dieser zunächst 8 Satelliten nur 10 Spotbeams (+2 für den Backhaul zum Gateway), die jeweils nur einen 700km breiten kreisrunden Flecken versorgen können. Außerdem kann man auch nicht alle 10 Spotbeams gleichzeitig nutzen, denn um einen unterbrechungsfreien Handover zwischen den Satelliten zu ermöglichen, müssen einige Spotbeams für die Handoverprozeduren reserviert bleiben. Folglich hat man also gerade einmal 60-70 Spotbeams zu vermieten. Jeder Spotbeam kann übrigens maximal 750 MBit/s down und 250 MBit/s up liefern. Kumuliert hat man also auf die Versorungsregionen verteilt ca. 50 GBit/s down zur Verfügung.
Interessant sind indes auch die Kosten für eine O3b Verbindung. Eine Bodenstation kostet fast € 1 Mio. und eine 150 MBit/s Verbindung (150 MBit/s up und 35 MBit/s down) ebenfalls ca. € 1 Mio. pro Jahr.
Wie niederschlagsresistent die Ka-Band Frequenzen von O3b sind, muß sich auch noch zeigen.
Angesichts der beschränkten Versorungsgebiete und Bandbreite sowie der hohen Kosten relativiert sich die Signifikanz von O3b für die übrigen fast fünf (und nicht nur drei) Milliarden Menschen ohne Internetzugang.
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[1] Max Baumann antwortet auf der_inquisitor
26.06.2013 18:03

2x geändert, zuletzt am 26.06.2013 18:05
Mir sind die technischen Daten des O3b Systems nicht bekannt, aber ich gehe davon aus das Du dich informiert hast.
Für eine so große Fläche die das System abdecken soll, etwas wenig Kapazität.
Da hat der Eutelsat KA-Sat mit 82 Spotbeams und 80 Gbit/s Gesamtkapazität mehr Power.
Generell ist Sat Internet keine schlechte Alternative, ich nutze es selbst und bin entgegen vielen negativen Berichten sehr zufrieden.
Vielleicht liegt es auch daran, das DSL-light Nutzer weniger anspruchsvoll sind.
Die Wetterstabilität empfinde ich bei Eutelsat KA-Sat durchaus bemerkenswert.
Ich hatte bisher ein einziges mal bei Gewitter einen Zusammenbruch für ca. 5 Minuten.
Anfang Juni als es tagelang wie aus Kübeln geschüttet hat, hatte ich durchschnittlich immer 11 db Empfang, bei wolkenlosen Himmel zwischen 12-12,5 db.
Telefonie per Anbieter easybell läuft sehr gut.
Der Verbindungsaufbau geht schnell und zuverlässig, und bis auf eine geringe Verzögerung ist die Sprachqualität sehr gut.
Ich persönlich mußte meine Meinung zum Sat-Internet neu überdenken und sehe diese Technologie zumindest als Übergang durchaus positiv.
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[1.1] industrieclub antwortet auf Max Baumann
26.06.2013 19:06
Endlich mal ein (interessanter) Erfahrungbericht für diese an-
sonsten leider unterbelichtete Technologie, die doch immerhin ei-
ne der wenigen echten Alternativen darstellt. In Brasilien ist
deren Anwendung z.B. wirklich spannend (nas selvas=im Urwald,
versteht sich).
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[1.2] der_inquisitor antwortet auf Max Baumann
26.06.2013 23:06
Benutzer Max Baumann schrieb:
Da hat der Eutelsat KA-Sat mit 82 Spotbeams und 80 Gbit/s Gesamtkapazität mehr Power.

In der Satbranche gibt man die Bandbreite immer kumuliert, also Up- und Downlink addiert, an. Deshalb wird die Gesamtbandbreite von Eutelsat KA-SAT 9A mit "über 70 GBit/s" angegeben. Tatsächlich hat er 82 Spotbeams, die jeweils 475 MBit/s up und down schaffen, was insgesamt 38,95 GBit/s je Richtung ergibt.
KA-SAT 9A läßt sich aber nicht wirklich mit O3b vergleichen, denn KA-SAT 9A ist ein geostationärer High Throughput Satellite, der primär direkt Endkunden bedienen soll.
O3b basiert dagegen auf MEO-Satelliten und ist primär ein Backhaul-Produkt, das über große und teure Bodenstationen sehr hohe Bandbreiten bereitstellt und zwar - durch den niedrigen Orbit - mit sehr geringer Latenz (120ms).