Thread
Menü

Öffentliche Hand


28.09.2012 08:08 - Gestartet von mikiscom
" Ursprünglich sollte der Digitalfunk schon zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 funktionieren. Nun soll das Netz bis Ende 2014 fertig sein. "

Dazu fallen mir Sachen wie LKW-Maut und Galileo ein.
Bei ein bisschen Nachdenken wohl noch mehr. Wenn Technik von öffentlicher Hand geplant wird, geht das nicht gerade selten schief oder kommt erheblich später und damit auch teurer als geplant. :-(

Ich vermute das liegt daran, dass die Firmen mehr versprechen als zu was sie zur Zeit in der Lage sind. Aber wenn sie es fertig entwickeln würden, könnte ihnen ein Konkurrenz aus zeitlichen Gründen den Auftrag vor der Nase wegschnappen.
Da die Politiker wohl eh keine Ahnung von den Dingen haben die sie beschließen, sollten die wenigstens einen UNABHÄNGIGEN Gutachter beauftragen die angebotenen Produkte auf Herz und Nieren zu prüfen BEVOR der Auftrag erteilt wird.

Oder eine Vertragsklausel: Wenn bei euren Geräten innerhalb der ersten 6 Monate nicht ALLE Funktionen laufen die vereinbart waren, gibt's Schadenersatzforderungen zum Vorteil der Öffentlichen Hand und somit des Steuerzahlers.

Aber so deutlich würde ein Politiker das nicht formulieren. Dazu sind die zu weichlich. Kritik gehört sich für solche Loser nicht und da es nicht ihr eigenes Geld ist, was da in den Sand gesetzt wird, halten die lieber die Schnauze. Kann ich nur sagen: "...haben regiert wie Flasche leer".
Menü
[1] tommy0910 antwortet auf mikiscom
28.09.2012 09:15
Das Hauptproblem bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ist m.E., dass zwingend der billigste Anbieter, der die ausgeschriebene Leistung zu erbringen gedenkt, zum Zug kommen muss. Dass der dann windig kalkuliert und Aufträge letztlich dann deutlich teurer werden (mittendrin will man dann ja auch nicht abbrechen, also akzeptiert man die anfallenden Mehrkosten), ist vollkommen klar - muss auch so sein.

Würde man stattdessen festlegen, dass das *zweit*billigste Angebot genommen wird, gäbe es keine Motivation mehr für die Anbieter, irgendetwas schönzurechnen, denn dann will keiner mehr der billigste sein. Man hätte wesentlich ehrlichere Angebote und weniger Ärger. (Und ich behaupte: insgesamt käme die Sache sogar günstiger!)
Menü
[1.1] Vertellmi antwortet auf tommy0910
28.09.2012 16:03
Wann war das Thema Digitaler Polizeifunk groß in den Medien? Ewig lange her.

Man hat es nun also nach über 6 Jahren Verzögerung tatsächlich geschafft, ein ERSTES Gerät zuzulassen.

Wie peinlich ist das denn? Wundert mich ja fast, dass dazu passend schon so viele [;-)] Basisstationen am Netz sind...
Menü
[1.2] tosho antwortet auf tommy0910
04.10.2012 07:50

einmal geändert am 04.10.2012 07:51
Benutzer tommy0910 schrieb:
Das Hauptproblem bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ist m.E., dass zwingend der billigste Anbieter, der die ausgeschriebene Leistung zu erbringen gedenkt, zum Zug kommen muss.

Ich vermute als Grund die völlige Ahnungslosigkeit unserer Politiker, sei es bei Technologieprojekten, als auch beim Konzerthausbau (um nur zwei Beispiele zu nennen).
Wenn dem Auftragnehmer halbfertige bzw. unvollständige Pflichtenhefte vorgelegt werden kann der ja mit gutem Recht nachfordern.

Ich denke auch, dass sich unsere Politikerdarsteller nicht mit irgendwelchen freien Gutachtern abgeben. Sie lassen sich lieber von den Leuten beraten, die sie kennen, und von denen sie sicher auch regelmäßig zum Essen und dergleichen eingeladen werden.
Das aber sind dann genau die Vertreter der Konzerne, die den Auftrag nachher auch bekommen, und die werden den Teufel tun, die Auftraggeber auf fehlende Punkte hinzuweisen.

So kommt es dann eben, dass bei Verzögerungen das Projekt nicht billiger wird (wegen der fälligen Konventionalstrafen) sondern teurer (wegen berechtigter Nachforderungen seitens der Auftragnehmer).

Ein passendes Bonmot am Rande, das sicher schon in Vergessenheit geraten ist.
Bei der Vergabe des Maut-Auftrages wurde der Schweizer Anbieter Fela Management AG, der dort bereits ein Mautsystem erfolgreich am Laufen hatte, mit der Begründung raus gekickt, dass dieser ja die ggf. fälligen Konventionalstrafen nicht zahlen könne, weil er nicht über genügend Kapital verfügt. Das gleiche Schicksal widerfuhr der Firma Ages.
Als dann das Projekt vom Telekom/DaimlerChrysler Konsortium fulminant in den Sand gesetzt wurde wurde dann aber von den eigentlich fälligen Strafen abgesehen, bzw. sie wurden auf einen marginalen Betrag gekürzt.

Alles nachzulesen z.B. hier: http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Lkw-Maut_in_Deutschland.html#Mai_2001:_Keine_Chance_f%C3%BCr_Fela

So funktionieren Großprojekte in Deutschland.
Menü
[1.2.1] mikiscom antwortet auf tosho
04.10.2012 08:06
Benutzer tosho schrieb:
Ein passendes Bonmot am Rande, das sicher schon in Vergessenheit geraten ist.
Bei der Vergabe des Maut-Auftrages wurde der Schweizer Anbieter Fela Management AG, der dort bereits ein Mautsystem erfolgreich am Laufen hatte, mit der Begründung raus gekickt, dass dieser ja die ggf. fälligen Konventionalstrafen nicht zahlen könne, weil er nicht über genügend Kapital verfügt. Das gleiche Schicksal widerfuhr der Firma Ages.
Als dann das Projekt vom Telekom/DaimlerChrysler Konsortium fulminant in den Sand gesetzt wurde wurde dann aber von den eigentlich fälligen Strafen abgesehen, bzw. sie wurden auf einen marginalen Betrag gekürzt.

Jo, das war wohl der Schlag mitten ins Gesicht. Trotteln wird das Geld hinterher geworfen wenn sie die richtigen Kontakte haben und Leuten mit Ahnung aber ohne passende Kontakte wird die Chance verwehrt, selbst wenn sie es woanders schon hinbekommen haben.

Ich hatte das nicht extra dazu geschrieben, aber bei längerem Nachdenken ließen sich wohl ne ganze Menge solcher Beispiele nennen. Irgendwann rege ich mich da nicht mehr so groß auf weil "sind halt deutsche Politiker". Homer Simpson schafft es auch nicht was richtig hinzubekommen.