Benutzer tommy0910 schrieb:
Das Hauptproblem bei der Vergabe öffentlicher Aufträge ist m.E., dass zwingend der billigste Anbieter, der die ausgeschriebene Leistung zu erbringen gedenkt, zum Zug kommen muss.
Ich vermute als Grund die völlige Ahnungslosigkeit unserer Politiker, sei es bei Technologieprojekten, als auch beim Konzerthausbau (um nur zwei Beispiele zu nennen).
Wenn dem Auftragnehmer halbfertige bzw. unvollständige Pflichtenhefte vorgelegt werden kann der ja mit gutem Recht nachfordern.
Ich denke auch, dass sich unsere Politikerdarsteller nicht mit irgendwelchen freien Gutachtern abgeben. Sie lassen sich lieber von den Leuten beraten, die sie kennen, und von denen sie sicher auch regelmäßig zum Essen und dergleichen eingeladen werden.
Das aber sind dann genau die Vertreter der Konzerne, die den Auftrag nachher auch bekommen, und die werden den Teufel tun, die Auftraggeber auf fehlende Punkte hinzuweisen.
So kommt es dann eben, dass bei Verzögerungen das Projekt nicht billiger wird (wegen der fälligen Konventionalstrafen) sondern teurer (wegen berechtigter Nachforderungen seitens der Auftragnehmer).
Ein passendes Bonmot am Rande, das sicher schon in Vergessenheit geraten ist.
Bei der Vergabe des Maut-Auftrages wurde der Schweizer Anbieter Fela Management AG, der dort bereits ein Mautsystem erfolgreich am Laufen hatte, mit der Begründung raus gekickt, dass dieser ja die ggf. fälligen Konventionalstrafen nicht zahlen könne, weil er nicht über genügend Kapital verfügt. Das gleiche Schicksal widerfuhr der Firma Ages.
Als dann das Projekt vom Telekom/DaimlerChrysler Konsortium fulminant in den Sand gesetzt wurde wurde dann aber von den eigentlich fälligen Strafen abgesehen, bzw. sie wurden auf einen marginalen Betrag gekürzt.
Alles nachzulesen z.B. hier: http://www.uni-protokolle.de/
Lexikon/Lkw-Maut_in_Deutschland.html#Mai_2001:_Keine_Chance_f%C3%BCr_Fela
So funktionieren Großprojekte in Deutschland.