Benutzer chr203 schrieb:
Es ist natürlich extrem off-topic:
Ja, aber trotzdem ein interessanter Beitrag, finde ich.
Aber es gibt tatsächlich ein Land, das Deutschland bezüglich Obrigkeitshörigkeit absolut und ohne Probleme schlagen kann: Die Vereinigten Staaten von Amerika (bestimmte dortige Politiker hätten es schwer sich in Deutschland zu halten - allein aufgrund des Druckes der Medien).
Hmmmm! Ich würde Nationalismus nicht mit Obrigkeitshörigkeit übersetzen. Ich denke, da sind schon noch deutliche Unterschiede. Amerika ist teilweise höchst nationalistisch, aber wenig obrigkeitshörig. In Deutschland gab es damals beides. Nationalismus UND Obrigkeitshörigkeit. Heute gibt es nur noch letzteres und ein erheblich angeschlagenes Nationalbewußtsein, das teilweise in eine kompensatorische, kollektive Profilneurose mündet, die einen angemessenen Umgang mit der Geschichte höchst schwierig macht. Zusätzlich wird der Umgang mit der Geschichte durch unsachliche Kritik anderer Länder an Deutschland noch erheblich erschwert.
Weil es solche neurotischen Beziehungen zur eigenen Geschichte in den USA kaum gibt, sehe ich, was diesen Punkt betrifft, keine so große Gefahr. Die Gefahr entsteht dort eher aus Unwissenheit und Ignoranz, mangelnder Reflexionsfähigkeit über das eigene Verhalten und den Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit darin.
Andererseits muß man den USA bescheinigen, mit vielen Dingen offener umzugehen, als es bei uns der Fall ist. Z.B. mit den Quellen finanzieller Zuwendungen der Politiker und den Gehältern von Managern und Vorständen. Das macht die Abhängigkeiten transparenter und das Volk weiß wenigstens, woran es bei jemandem ist. Bei uns ist alles völlig verschleiert. Das ist eine große Gefahr für die Demokratie.
Ich glaube Deutschland hat ein Demokratieverständnis, das seinesgleichen sucht - eben aus unrühmlichen Erfahrungen.
Da bin ich gänzlich anderer Meinung. Ich glaube, Deutschland hat ein Demokratieverständnis, das teilweise sehr gefährlich ist, weil es nach wie vor von dem Grundprinzip 'Am deutschen Wesen soll die Welt genesen' geprägt ist. Wenn man sich z.B. die Umwelt- und Energiepolitik ansieht, ist dies äußerst deutlich. Das meinte ich u.a. mit dem Begriff 'Selbstgerechtigkeit'.
Ach ja, und die Ursache für zwei Weltkriege war keinesfalls Obrigkeitshörigkeit, sondern eher eine vorhandene und überbewertete technologische und wissenschaftliche Überlegenheit Deutschlands kurz vor der Jahrhundertwende bis 1945.
Ich denke, beides war die Ursache. Ohne eine völlig unreflektierte Obrigkeitshörigkeit der meisten Bürger wäre doch eine derartige Maschinerie gar nicht möglich gewesen. Viele Bürger haben den Wahnsinn zwar instinktiv wahrgenommen, aber nichts dagegen unternomnmen, weil man eben 'gegen den Staat und die Mächtigen nicht aufbegehrt'. Das gleiche gilt für die Judenvernichtung. Ohne unterstützendes Schweigen des Volkes wäre das nie möglich gewesen! Das hatte alles nur wenig mit überbewerteter technologisch / wissenschaftlicher Überlegenheit zu tun.
Hinzu kam zudem ein unglaublicher wirtschaftlicher Abschwung (der den zu leistenden Reparationszahlungen zugeschrieben wurde) und eine Todfeindschaft gegenüber Frankreich, die von wenigen Personen gezielt zur Erlangung der Macht genutzt wurden.
Da stimme ich soweit zu. Obwohl ich die Feindschaft mit Frankreich nicht als Auslöser des Krieges sehe. Der Krieg begann ja in Polen und nicht in Frankreich. Zweifellos richtig ist, daß der wirtschaftliche Niedergang der wesentliche Auslöser dafür war, daß radikale Parteien wie die NSDAP Fuß fassen konnten. Und außerdem die völlige Zerstrittenheit des Parlaments in der Weimarer Republik. Die Zersplitterung in 'tausend kleine Fraktionen'. Das Parlament wurde von den Bürgern nur noch als 'Quasselbude' angesehen, die nichts mehr bewegt und quasi handlungsunfähig ist. Das hat die Rechten stark gemacht.
Wer da deutliche Parallelen zur heutigen Zeit sieht, liegt nicht falsch. Ich würde mir wünschen, die Politiker sähen diese Parallelen auch! Und die damit verbundenen Gefahren. Ich tippe darauf, daß die NPD bei den nächsten Wahlen in einige ostdeutschen Parlamente einziehen wird. Letztes Jahr noch kurz vor dem Verbot und bald im Parlament...
Jeder mag sich seinen Teil dazu denken. Eine gute Richtung ist das nicht. Und ich sehe sie diesmal auch als sehr gefährlich an wegen unserer großen wirtschaftlichen Probleme und der zahlreichen anderen Parallelen zur Weimarer Republik.
Gruß, Volker