Rechnen in der Wolke

Telekom-Chef fordert verlässliche Standards für Cloud Computing

Robuste Infrastruktur und Datensicherheit
Von dpa / Marie-Anne Winter

Telekom-Chef René Obermann hat einheitliche Standards für den Wachstumsmarkt Cloud Computing gefordert. Die Richtlinien zum Datenschutz müssten international harmonisiert werden, sagte Obermann zum Auftakt einer Konferenz [Link entfernt] die heute in Köln statt findet. Die Dienste müssten auch offene Schnittstellen haben, damit Kunden problemlos einen Anbieter wechseln könnten.

Unter Cloud Computing versteht man die Bereitstellung von Software und Rechenleistung aus dem Netz (der "Wolke"). "Gewünscht sind flexible Systeme, einzusetzen je nach Auftragslage, zu bezahlen je nach Bedarf - fast so einfach wie der Strom aus der Steckdose", beschrieb es Obermann. Das Geschäft wächst schnell und hat enormes Potenzial: Schätzungen zufolge könnten die Umsätze mit Cloud-Diensten in vier Jahren 55 Milliarden Dollar erreichen.

Entscheidend sind Sicherheit und Verlässlichkeit

Grafik Bitkom-Konferenz Grafik: bitkom.org Dafür sei aber eine robuste Infrastruktur notwendig, betonte der Telekom-Chef. "Am Ende ist für den Erfolg von Cloud Computing vor allem entscheidend, ob und dass die IT in der Wolke funktioniert. Und zwar rund um die Uhr."

Vor allem Firmen, die geschäftskritische Anwendungen aus der Cloud beziehen wollen, verlangten nach Rechtsicherheit und garantierten Standards für Qualität und Stabilität. Das gelte gerade für Datensicherheit: "Den 'Worst Case' haben alle schnell vor Augen: Kompletter Datenverlust oder vertrauliche Informationen, die in falsche Hände geraten." Die strengen deutschen Bestimmungen zum Datenschutz seien ein Standortvorteil für die "Cloud Made in Germany".

Ein wichtiger Faktor sei die Integration in bestehende Systeme, sagte Obermann. Die Cloud-Applikationen seien zunächst ein Fremdkörper in zum Teil über Jahrzehnte gewachsenen IT-Landschaften. Daher müssten sie zu den bestehenden Systemen kompatibel sein oder zumindest einfach integriert werden können - "damit die versprochenen Kostenvorteile nicht durch die Einbindung in die heimische IT aufgefressen werden."

Steve Ballmer: "Die Cloud ist unausweichlich"

Am Wechsel der IT-Infrastruktur zum Cloud Computing - der Bereitstellung von IT-Leistungen aller Art aus dem Netz - führt nach Worten von Microsoft-Chef Steve Ballmer kein Weg mehr vorbei. "Die Cloud ist unausweichlich", verkündete Ballmer auf derselben Konferenz. Die Frage sei nur noch, wie schnell das passieren werde. Er gehe davon aus, dass verschiedene Programme und Dienste unterschiedlich schnell in die Cloud - die Internet-"Wolke" gelangten. "Wir stehen erst am Anfang", betonte Ballmer. Er sage aber den Kunden: "Jetzt ist die Zeit, auf den Zug aufzuspringen".

Microsoft schwenkte relativ spät auf den Trend zum Netz-Computing ein. Die beiden wichtigsten Ertragssäulen des weltgrößten Software-Konzerns sind das PC-Betriebssystem Windows und die Office- Büroprogramme - die zumindest bisher fast ausschließlich direkt auf den Computern installiert werden. Konkurrenten wie Google preschten in den vergangenen Jahren jedoch konsequent mit Anwendungen aus dem Netz voran. Inzwischen ist auch Microsoft voll auf den Zug in die "Wolke" aufgesprungen und will mit der Plattform Azure eine führende Rolle gewinnen.