Vorbild

"Raubkopierer": Deutsche Musikindustrie für französische Lösung

Im Zweifel soll der Internetanschluss abgestellt werden
Von dpa / Ralf Trautmann

Die deutsche Musikindustrie will nach französischem Vorbild ein Internetverbot für notorische Raubkopierer auch in der Bundesrepublik. Die in Frankreich beschlossene Einführung von Verwarnungen und Zugangssperren für illegales Herunterladen aus dem Internet zeige, wie man mit massenhafter Verletzung des Urheberrechts effizient umgehen könne, erklärte der Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Musikindustrie, Dieter Gorny in Berlin. Illegales Kopieren habe den Plattenfirmen in den vergangenen zehn Jahren Milliarden-Einbußen gebracht und das Geschäftsmodell eines gesamten Industriezweiges ins Wanken gebracht.

Ein qualitativ geschäftsfähiges Internet könne nur im Zusammenspiel von technischer Infrastruktur und Inhalten entstehen, erklärte Gorny weiter. Diese Erkenntnis vermisse er in der deutschen Politik. Wer den massenhaften Diebstahl von Musik, Filmen, Hörbüchern, Games und Software im Internet in den Griff bekomme, könne der Kreativwirtschaft einen internationalen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

In Frankreich hatten beide Parlamentskammern beschlossen, den Internetzugang zu verbieten, sollten mehrere Verwarnungen zuvor nicht fruchten. Das EU-Parlament hatte sich zuvor für eine Sperre ausschließlich durch Gerichtsbeschluss eingesetzt. Kritiker sehen mit der französischen Lösung das Grundrecht auf Informationsfreiheit verletzt und halten sie angesichts der technologischen Entwicklung für unpraktikabel.