Digitalradio

Ausbau von DABplus vorerst nicht überall

Neustart des digitalen Hörfunks soll in Ballungsgebieten beginnen
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Beim Neustart des digitalen terrestrischen Hörfunks im Modus DABplus droht möglicherweise ein weiteres folgenschweres Dilemma nach dem Ausstieg des Privatfunkverbandes VPRT: Wie gemeldet hat die Bundesnetzagentur jetzt die Ausschreibung von Frequenzen für ein nationales DABplus-Ensemble veröffentlicht.

Aus der Ausschreibung geht jedoch hervor, dass das angeblich nationale Angebot anfangs gar nicht in ganz Deutschland zu hören sein wird. Der Aufbau des digitalen terrestrischen Hörfunks soll in den Ballungszentren unter Einschluss der Landeshauptstädte beginnen und sich dann erst langsam in die Fläche ausbreiten. Dabei ist ein Zeitraum für den Ausbau von mindestens vier Jahren vorgesehen. Die einst als Killer Application angepriesene bundesweit einheitliche Versorgung mit DABplus von Flensburg bis Oberammergau ist also frühestens 2014, wenn nicht noch viel später gegeben.

Auch im nicht näher zeitlich bezifferten Endausbau könnte es nicht zur Vollversorgung kommen, denn in der Ausschreibung wird eine Versorgungsdichte von lediglich mindestens 70 Prozent der Bevölkerung Deutschlands genannt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass bis zu 30 Prozent der Deutschen von der angeblich bundesweiten DAB-Abdeckung ausgeschlossen werden.

Fehler von Handy-TV-Markteinführung könnten sich wiederholen

Gerade im Zuge einer konzertierten Markteinführung mit bundesweiter Marketingkampagne wäre es wichtig gewesen, das bundesweite DABplus-Angebot vom Start weg in ganz Deutschland, oder zumindest flächendeckend entlang der wichtigsten Verkehrsrouten verfügbar zu machen. Vorbild könnte hier der geplante Start des DABplus-Privatradio-Bouquets in der gesamten Deutsch-Schweiz im Herbst dieses Jahres sein. So aber laufen die Verantwortlichen erneut Gefahr, Fehler von vergangenen Markteinführungen zu wiederholen, etwa beim Handy-TV im DMB-Modus. Auch hier konnten zunächst nur Einwohner in wenigen Großstädten das Angebot empfangen. Zu einem weiteren Netzausbau kam es dann nicht mehr, weil es zu wenig Kunden und Interessenten gab.

Fatal für die Markteinführung des bundesweiten Pakets ist auch, dass gerade ländliche Regionen von der neuen Hörfunkvielfalt zunächst ausgeklammert werden. Vor allem dort, wo es noch kein großes Angebot auf der UKW-Skala gibt, wo häufig langsame oder gar nicht vorhandene DSL-Anschlüsse den Einsatz von alternativen Techniken wie Internetradio verhindern oder wo die Kabelnetze noch nicht ausgebaut sind, wäre eine Markteinführung des bundesweiten DAB-Pakets möglicherweise erfolgversprechend gewesen. Auch die einst vom inzwischen aus dem DABplus-Projekt ausgetretenen Privatfunkverband VPRT aufgestellte Forderung, neben einem bundesweiten Paket parallel auch die regionalen und lokalen Kapazitäten für DABplus auszuschreiben, um somit eine größtmögliche Anzahl an Programmen zum Neustart des digitalen Hörfunks verfügbar zu machen, wird möglicherweise nicht erfüllt.

BR startet erneute Marketingkampagne für DAB

Unterdessen startet der Bayerische Rundfunk erneut eine breit angelegte Informationskampagne, um seine neuen Digital-Radio-Programme zu präsentieren, sowie die Bedeutung von DAB zu unterstreichen. Alle UKW-Programme des Bayerischen Rundfunks, das Bayerische Fernsehen sowie BR-online sind dabei an der Bewerbung der digitalen Programme beteiligt. Der Bayerische Rundfunk nimmt mit seiner Kampagne innerhalb der ARD eine Vorreiterrolle ein und bekennt sich klar zu "Digital Radio" und der Übertragung über die DAB/DABplus Technologie. Parallel zur Informationskampagne hat der BR in seinem Shop auch einen Empfänger ins Programm genommen. Der ONE Elite vom Hersteller Pure empfängt Radioprogramme im DABplus, DAB und UKW-(RDS)-Standard, der Shop-Preis beträgt für ein Radio nicht gerade preisgünstige knapp 130 Euro.