funktionale Bekleidung

Unterwegs mit dem Handyhandschuh telefonieren

Lautsprecher im Helm, Mikro im Daumen
Von ddp / Marie-Anne Winter

Jacken, Westen, Handschuhe und dazwischen Akkus, die auf den ersten Blick an Mobiltelefone erinnern: Bei der Texsys GmbH [Link entfernt] in Radebeul werden im Vorfeld der Internationalen Fachmesse für Sportartikel und Sportmode Ispo-Winter die neuesten Modelle für die Präsentation vorbereitet. Vom 1. bis 4. Februar zeigt Geschäftsführer Hans-Walter Praas in München Handyhandschuhe, beheizbare Anoraks und erstmals auch Jacken mit integrierter Videofunktion.

Was zunächst nach überflüssigem Schnickschnack klingt, soll für die Konsumenten aber tatsächlichen Mehrwert bringen. "Wir sind keine verrückten Entwickler, alles muss einen praktischen Nutzen haben", sagt Praas. Die Handyhandschuhe sind inzwischen auf dem Markt. Drahtlos über Bluetooth lässt sich der Handschuh mit dem Handy verbinden, was beim Wintersport künftig sicher im dicken Skianorak verstaut bleibt und nicht mehr in den Schnee fallen kann.

Im Daumen eines der Handschuhe sind ein winziges Mikrofon und Kopfhörer sowie Tasten zur Gesprächsannahme integriert. Klingelt jemand an, vibriert der Handschuh. Mit dem weltweit agierenden Handschuhhersteller Swany als Partner wurden bereits 300 Paar Handschuhe verkauft, nach der Ispo soll eine Serie von 5 000 Paar Skihandschuhe zum Preis von je 250 Euro ausgeliefert werden.

Konkurrenzprodukte gäbe es bisher keine. Wegen der unlängst gestiegenen Nachfrage nach Skihelmen plant Praas bis zur nächsten Wintersaison eine Kombination aus Helm und Handschuh zum Telefonieren. Der Lautsprecher werde dann im Helm untergebracht, das Mikrofon bleibt im Handschuh.

Sämtliche Textilien designen und vertreiben etablierte Markenfirmen. "Wir entwickeln und liefern die technische Ausstattung", erklärt der promovierte Chemiker Praas. Klein, leicht, robust, flexibel, zuverlässig und sicher sind Schlagworte, auf die die Bekleidungshersteller und die Texsys GmbH besonderen Wert legen. Schließlich dürften die Käufer nicht durch zusätzliche Funktionen ihrer Kleidung behindert werden.

Videojacke mit eingebauter Kamera

Heiztechnik für Jacken aus Radebeul hat inzwischen ebenfalls Serienreife erreicht, demnächst sollen beheizbare Socken für Reiter und Mountainbiker folgen. Im vergangenen Herbst wurden 7 000 Westen mit Rückenheizung über einen Versand bundesweit verkauft. Reklamationen habe es bisher keine gegeben, sagt Praas.

Da allerdings beheizbare Jacken im Freizeitbereich kein wirkliches Novum sind, setzt Texsys auf gewerbliche Kunden: Jäger, Flugzeugabfertiger oder die Sicherheitsbranche nennt Praas als Beispiele. Einen ähnlichen Absatzmarkt erwartet der Entwickler auch für die Videojacke mit integrierter Kamera. So könnten beispielsweise Fahrkartenkontrolleure damit ausgestattet werden.

Die gesamte Technik aller Produkte wird über handliche Hochleistungsakkus gesteuert, die je nach Modell bis zu zwölf Stunden Leistung bringen, so der Entwickler. Künftig möchten die Radebeuler noch Solarlösungen für den Schulter-Rücken-Bereich entwickeln, so dass die Akkus sich schon während ihres Einsatzes bei entsprechender Witterung wieder aufladen.

Der Verband der Nord-Ostdeutschen Textil- und Bekleidungsindustrie mit Sitz in Chemnitz sieht durchaus Marktpotenziale für herkömmlicher Bekleidung mit Zusatzfunktionen - vor allem im Outdoor-Bereich. Es werde sich aber nicht jede Idee durchsetzen, so Hauptgeschäftsführer Bertram Höfer. "Im Augenblick konzentrieren sich unsere Firmen und auch wir als Verband auf die Überwindung der Konjunkturkrise", so Höfer. Die Entwicklung etwa neuer Stoffe und Fasern rücke deshalb in der Prioritätenliste zunächst nach hinten, hieß es aus Chemnitz. Die Entwicklungsfirma Texsys gehört nicht dem Verband an.