Digital Radio

Marktteilnehmer bekräftigen Neustart von Digital Radio in 2009

Ministerpräsidenten wollen noch in diesem Jahr Frequenzbedarf anmelden
Von

Trotz aller Skepsis stehen die Zeichen auf Neuanfang beim digitalen Radio in Deutschland. Bei ihrem Treffen vom 22. bis 24. Oktober werden die Ministerpräsidenten der Länder voraussichtlich beschließen, die Bedarfsanmeldung für bundesweite Multiplexe zum Betrieb von Digital Radio umgehend an die Bundesnetzagentur zu leiten. Das kündigte Dr. Harald Hammann, Rundfunkreferent in der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei, auf dem Forum "Digital Radio: Wettbewerb beim Netzbetrieb" der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) an, das in Berlin stattfand. Der geplante Start von DAB+, dem Nachfolgestandard des bisherigen DAB-Standards, sei damit wie geplant bis Ende 2009 möglich. Rundfunkveranstalter, Politik, Regulierungsbehörden und potenzielle Netzbetreiber bekundeten auf dem BLM-Forum ihren Willen, die Rahmenbedingungen für den Neustart von Digital Radio rechtzeitig zu schaffen.

BLM-Präsident Prof. Dr. Wolf-Dieter Ring hatte einleitend angemahnt, den derzeitigen Stillstand zu überwinden. Ein Planungs-, Kosten und Marketingkonzept sei dringend erforderlich. Derzeit seien 79 DAB-Programme on Air, darunter 54 private. Knapp eine halbe Million Endgeräte seien im Markt. Damit gäbe es etwa in einem Prozent der Haushalte ein DAB-Gerät. Aus seiner Sicht ist es untragbar, dass die Programmanbieter allein das finanzielle Risiko tragen. Auch Sendernetzbetreiber müssten hier stärker einbezogen werden.

Kritik an Deutscher Funkturm wegen Preisgestaltung

In der Podiumsdiskussion lieferten sich die Beteiligten einen heftigen Schlagabtausch. Insbesondere die Deutsche Funkturm, eine Tochter der Deutschen Telekom, sah sich dabei Angriffen ausgesetzt. Für einen gewinnbringenden Wettbewerb müsse sie ihr Preissystem dringend überprüfen, verlangten die Teilnehmer der Podiumsdiskussion vom Vorsitzenden der Geschäftsführung, Dr. Rudolf Pospischil. Er zeigte wenig Entgegenkommen: Die Deutsche Funkturm biete mit ihren über 20.000 Funkstandorten allen ihre Dienste zu den gleichen Bedingungen an.

Nach Ansicht von Florian Fritsche, Geschäftsführer von Derutec, einem technischen Gemeinschaftsunternehmen von RTL Radio Deutschland und Regiocast, sind die Deutsche Funkturm und der Plattformbetreiber Media Broadcast bisher eher als Verhinderer aufgetreten denn als Partner. Hans Dieter Hillmoth, Geschäftsführer von Radio/Tele FFH, Digital 5 [Link entfernt] und Vizepräsident des VPRT, forderte ein konzilianteres Verhalten von der Deutschen Funkturm und mahnte an, gemeinsame Lösungen zu finden. Hillmoth sprach sich ferner dafür aus, dass die ARD ihr Sendernetz verkauft. Mit den Einnahmen soll der stockende digitale Sendebetrieb angeschoben werden. Die Sendeanlagen sollen anschließend privatisiert werden.

Der Geschäftsführer des Sendernetzbetreibers Media Broadcast, Helmut Egenbauer, kündigte in Berlin eine Optimierung der Netzkosten an. Obwohl er sich nicht auf Preisdiskussionen einlassen wollte, wurde in seinen Ausführungen dennoch deutlich, dass die Kosten für die Verbreitung eines bundesweiten Digitalradioprogramms künftig im unteren einstelligen Millionenbereich liegen dürften. Er zeigte sich überzeugt, dass Radio seine eigene Plattform brauche. Das Internet spiele eine wichtige Rolle, sei aber nicht der Hauptverbreitungsweg, ebenso wenig wie DVB-T.