Musik

Auch Napster schafft Kopierschutz ab (aktualisiert)

Sony BMG geht Sonderweg: Kunden müssen Plastik-Karte kaufen
Von dpa / Marie-Anne Winter / Björn Brodersen

Der Online-Musikdienst Napster bietet künftig alle Songs ohne Kopierschutz an. Alle Einzeltitel und die kompletten Alben sollen im weit verbreiteten MP3-Format zum Herunterladen bereitstehen, kündigte Napster heute in Los Angeles an. Nutzer können die Musik damit auf praktisch alle Musikplayer laden und dort abspielen. Bisher waren Napster-Songs an den Rechteschutz der Windows-Mediensoftware gebunden und konnten damit zum Beispiel nicht auf den populären iPod-Playern von Apple abgespielt werden. Der Formatwechsel erfolgt im Laufe des zweiten Quartals.

Die großen Musikkonzerne hatten sich aus Sorge um sinkende Einnahmen lange Zeit gegen Songs ohne digitalen Kopierschutz gewehrt. Mittlerweile bieten Warner Music, EMI und Vivendi Universal bereits Musik ohne Kopierschutz im MP3-Format an. Auch Sony BMG will als letzter der vier großen Musikkonzerne Berichten zufolge bald nachziehen.

Ungewöhnliches Verfahren bei Sony BMG

Sony BMG hat sich allerdings für ein ungewöhnliches Verfahren entschieden, bei dem die Kunden zunächst im Handel eine Plastik-Karte kaufen müssen. Auf der Karte wird dann ein Code freigerubbelt, mit dem das entsprechende Album auf einer Website heruntergeladen werden kann. Von Mitte Januar an sollen in den USA auf diese Weise zunächst 37 Alben zum Download stehen, teilte Sony BMG am Montag mit. Darunter ist Musik von Pink, Celine Dion, Bob Dylan, Elvis Presley und Bruce Springsteen.

Der Preis der "Platinum MusicPass" genannten Karten entspricht mit 12,99 Dollar in etwa dem einer CD. Für 19,99 Dollar soll man bei einigen Titeln zusätzlich Bonus-Material bekommen sowie das Recht, ein weiteres Album des Künstlers herunterzuladen. Mit der Website musicpass.com [Link entfernt] entschied sich Sony bei dem MP3-Angebot gegen etabliertere Vertriebskanäle wie den iTunes-Store von Apple. Musik anderer Konzerne gibt es in den USA zum Teil bereits ab 7,99 Dollar pro Album als Internet-Downloads ohne Kopierschutz zu kaufen.

Die vier großen Musikkonzerne Universal Music, Sony BMG, Warner Music und EMI kontrollieren mehr als drei Viertel des Musikmarktes. Erst Ende Dezember hatte Warner Music angekündigt, in den USA Songs ohne Kopierschutz über den Online-Händler Amazon.com anzubieten. Die Konzerne leiden unter stark rückläufigen CD-Verkäufen; das rasante Wachstum des Internet-Geschäfts konnte die Rückgänge bisher nicht ausgleichen. Die Industrie hatte lange auf dem Kopierschutz bestanden, um ihre Einnahmen zu verteidigen. Sony BMG ist ein Gemeinschaftsunternehmen des japanischen Sony-Konzerns und der deutschen Bertelsmann-Gruppe.

Napster war einst größte illegale Musiktausch-Börse

Napster ist einer der bekanntesten Namen für Musik im Internet. Einst war Napster eine der größten illegalen Musiktausch-Börsen mit angeblich mehr als 60 Millionen Nutzern. Nach einer Reihe von Klagen der Musikindustrie ging sie vom Netz, die Marke wurde von der Software-Firma Roxio gekauft. Das "legale Napster" hat nach eigenen Angaben rund fünf Millionen Titel im Angebot.

Mit seinem Abo-Modell konnte Napster aber bisher nicht zu einem ernsthaften Konkurrenten für Apples Online-Shop iTunes werden. Apple verkauft bislang die meisten Songs mit einem digitalen Rechteschutz. Dadurch können die Titel nur auf Apples iPod und nicht auf den meisten anderen Playern oder Handys mit Musikfunktion abgespielt werden.