ausgehorcht

Motorola will Handy-Kunden persönliche Informationen entlocken

Hersteller entwickelt Scanning-Technologie für SMS
Von Marie-Anne Winter

Was Handykunden anderen mitteilen, insbesondere wenn sie dabei verraten, wo sie sind und was sie gerade tun, ist für Mobilfunkanbieter und Werbeunternehmen gleichermaßen interessant. Wie die britische Times online berichtet, hat Motorola eine Technologie entwickelt, mit der Kurznachrichten auf bestimmte Begriffe gescannt werden können, aus denen genau das hervorgeht. Die Idee dahinter sei, dass die Kunden, wenn sie beispielsweise die Stichworte "Hunger" oder "Essen" in einer Kurznachricht erwähnen, Werbehinweise von Restaurants in ihrer Umgebung erhalten.

Kenneth Keller, bei Motorola oberster Marketing-Stratege, erklärt dazu: "Wir haben eine Technik, die uns ermöglicht, sowohl zu ermitteln, wo sich eine Person befindet, als auch zu erkennen, was ihre Interessen sein könnten. So können wir herausfinden, ob ein Kunde zum Essen geht, oder ob er beim Shoppen einen bestimmten Laden sucht."

Diese Scanning-Technologie fürs Handy befinde sich derzeit noch in der Entwicklung. Derzeit sei sie auf das Scannen von Kurznachrichten ausgerichtet, könnte aber später auch auf Sprachtelefonie erweitert werden. Laut Keller werden bereits erste Gespräche mit möglichen Käufern geführt. Keller räumte ein, dass diese Anwendung in Bezug auf den Datenschutz problematisch sei. Daher werde man wahrscheinlich auf ein Opt-In-Modell setzen, bei dem Handynutzer, die ihre privaten Daten an die Werbeindustrie ausliefern, zustimmen müssten und dafür dann zum Beispiel einen Preisnachlass erhalten könnten.

Simon Davies, Director bei Privacy International, bewertet diese Form der Kunden-Überwachung als sehr kritisch. Handyhersteller und Netzbetreiber würden es zwar so darstellen, dass der Kunde zustimmen müsse. In der Praxis könne es für die Kunden aber so aussehen, als ob die Kunden, die dabei nicht mitspielen, dafür bestraft werden. Wer auf seine Privatsphäre bestehe, müsse draufzahlen.

Die Werbung per Mobiltelefon wird langfritig als lukrativer Markt eingeschätzt. Das Handy ist ein sehr persönliches Gerät und erlaubt individuell zugeschnittene Werbung. Das Marktforschungsunternehmen Informa beispielsweise nimmt an, dass der Handy-Werbemarkt bis zum Jahr 2011 auf über 11 Milliarden Dollar jährlich anwachsen wird.