Themenspecial VoIP Gefahren

Forscher basteln an Schutzsoftware für VoIP

Mit mehr IT wird auch die Telefonie anfälliger für Viren
Von ddp / Björn Brodersen

Internet-Telefonie (VoIP) ist preisgünstig und wird immer beliebter. Mithilfe der Software Skype sind Gespräche vom PC aus sogar kostenlos möglich. Aktuelle Geräte ermöglichen das Telefonieren übers Internet auch mit gewöhnlichen Telefonapparaten. Nicht nur viele Unternehmen sondern auch viele Privatanwender nutzen zunehmend die Voice-over-IP-Telefonie. Bislang war das Telefon gegen die Gefahren der Computerwelt immun, da die Telefonnetze abgeschottet von anderen Netzen arbeiteten. Doch zunehmend machen sich - wie in einem speziellen Hintergrundartikel von uns bereits beleuchtet - Viren, Würmer und Trojanische Pferde sowie andere Bedrohungen auch in der Telefonie-Welt breit.

Rati Thanawala, beim renommierten Forschungslabor Bell Labs von Lucent Technologies zuständig für Netzwerkplanung und -performance, warnt vor klassischen Computerangriffen: "Mit mehr IT wird auch die Telefonie anfälliger für Viren, Würmer und Denial-of-Service-Attacken." So genannte Denial-of-Service-Attacken überlasten ein Netz mit vielen nutzlosen Anrufen, so dass legitime Anrufer gar nicht mehr durchkommen.

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat in seiner Studie über Sicherheit bei VoIP 19 Angriffsvarianten aufgelistet. Opfer derartiger Attacken müssten mit Betriebsstörungen, Identitätsbetrug, Manipulation von Daten oder fehlerhafter Gebührenerfassung rechnen. Außerdem warnen die Verfasser der Studie davor, dass "nur ein Bruchteil der aktuell auf dem Markt befindlichen Systeme die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen" möglicher Gefahren erfüllt.

Besonders lästig für den Verbraucher sind Werbeanrufe

Besonders lästig für den Verbraucher sind Werbeanrufe, so genannte Spits (Spam over Internet Telephony). Aktuelle Sprachcomputer können bis zu 1 000 Werbebotschaften pro Minute an IP-Telefone absetzen. Deshalb arbeiten bereits einige Unternehmen an Lösungen. So hat beispielsweise der US-Konzern Qovia einen Spam-Filter für Werbeanrufe angekündigt. Dieser unterscheidet die Daten von Sprachnachrichten danach, ob sie über ein regelmäßiges Sprechmuster verfügen und demnach von einem Sprachcomputer stammen oder ihr Muster unregelmäßig ist. Dann stammt der Anruf tatsächlich von einem Menschen.

Die Forscher der Bell Labs arbeiten derzeit an einer Lösung, um Schadsoftware wie Viren und Würmer in künftigen Kommunikationsnetzwerken rasch aufdecken zu können. Bell-Labs-Entwickler Carlos Solari glaubt, dass von der Sicherheit der Netzwerke nicht nur Einzelelemente wie VoIP abhängen, sondern im Extremfall die Infrastruktur ganzer Länder.

Solaris Vision sind Systeme, die nicht nur Anomalitäten aufspüren und reagieren, sondern von sich aus Abweichungen erkennen, sich selber heilen und zu einem sicheren Status zurückkehren. Die professionelle Firewall soll nicht nur für einzelne Rechner, sondern über Hunderte drahtloser Endpunkte hinweg ein Schutznetz schaffen. Jedes Gespräch, egal ob über Festnetz-Telefon, Handy oder Notebook geführt, wird dann gleichermaßen sicher sein. Solari: "Damit wäre das Telefonieren über das Internet so sicher wie über das herkömmliche Festnetz."

Bis es soweit ist, empfiehlt das BSI Nutzern vorerst, ihr VoIP-Sprachnetz vom DSL-Datennetz zu trennen. Das heimische Büro sollte ebenso über eine zusätzliche Außenanbindung verfügen. Wer ganz sicher gehen will, verbindet die VoIP-Anlage auch mit dem herkömmlichen Telefonnetz. Dann klappt das Telefonieren auch, wenn das neue Datennetz doch einmal ausfällt.