Signaturen

Kopie oder Original: Kamerahandys sollen Sicherheit bringen

Informatiker melden Patent für besseren Schutz bei digitalen Signaturen an
Von Steffen Prey

Die Zeiten, in denen digitale Signaturen mittels einer Geheimzahl oder durch teils unsichere Verschlüsselungsverfahren erfolgt sind, könnten bald der Vergangenheit angehören. Laut einer aktuellen Pressemitteilung der Universität Karlsruhe [Link entfernt] könnten Fotohandys schon bald neue Maßstäbe im Bereich der Sicherheit bei digitalen Unterschriften setzen.

Ein Handy zum Unterschreiben

Wenn sich die Erfindung von Dr. Jörn Müller-Quade und Stefan Röhrich von der Fakultät für Informatik der Universität Karlsruhe durchsetzt, könnte das schon bald Realität sein. Ausgangspunkt ihrer Entwicklung war die Tatsache, dass digitale Verträge bislang nicht manipulationssicher sind. So kann es beispielsweise bei einem prepaierten EC-Kartenlesegerät im Supermarkt passieren, dass ein anderer Betrag vom Konto abgebucht wird als vom Display angezeigt.

Schlimmer noch: Ein Vertragstext, den man auf seinem Computerbildschirm liest, muss nicht unbedingt identisch sein mit dem, den man schließlich virtuell unterzeichnet, also mit einer Computersignatur versieht - Trojaner oder Viren sorgen dafür, dass man dem Computer, an dem man arbeitet, nicht vertrauen sollte.

Millionen von Pixel sollen in diversen Bereichen die Lösung sein

Die Idee hinter Müller-Quades und Röhrichs Erfindung ist einfach: Ein Fotohandy fotografiert den Vertragstext vom Bildschirm ab und bekommt gleichzeitig den Originaltext vom Absender geschickt. Im nächsten Schritt gleicht das Handy Original- und Bildschirmtext ab. Stimmen beide überein und gibt der Handybesitzer sein Einverständnis, so unterzeichnet das Handy den Vertrag mit seiner unverwechselbaren Signatur.

Einsatzmöglichkeiten finden sich reichlich. Denn in Zukunft, so Müller-Quade, "werden neben Einkäufen auch viele Behördengänge übers Internet erledigt". So werden künftig beispielsweise Adressänderungen dem Einwohnermeldeamt elektronisch übermittelt. Sogar für komplexe Aktiengeschäfte können sich Röhrich und Müller-Quade einen Einsatz der Kamerahandys vorstellen.

Aktuelle Kamerahandys sind bereits kompatibel

Die Prototypen wurden zu Testzwecken auf einem Sony Ericsson K750i und auf einem Nokia 6233 umgesetzt. "Wichtig ist, dass die Mobiltelefone Java beherrschen und eine hoch auflösende Kamera besitzen. Außerdem sollte genügend Speicherplatz zur Verfügung stehen.

Mit aktuellen Modellen ist unser System problemlos umsetzbar", meint Müller-Quade. Gleichzeitig formuliert der Wissenschaftler Erwartungen an die Handyindustrie: "Zusätzliche Sicherheit würde eine eigene Chipkarte im Handy bringen. Außerdem wäre ein gesicherter Modus von Vorteil, in dem keine andere Anwendung außer dem Signaturprogramm läuft. Jegliche Manipulationen könnten damit ausgeschlossen werden." Den Auftritt ihrer Lösung am freien Markt erwarten die Entwickler in absehbarer Zeit, denn die ersten Kontakte zur Industrie wurden bereits aufgenommen.