Spekulation

Widersprüchliche Meldungen zu möglicher mobilcom-Übernahme

Drillisch: Branche soll sich konsolidieren
Von Thorsten Neuhetzki / Ralf Trautmann mit Material von dpa

Der Mobilfunkanbieter Drillisch will mit dem Einstieg bei seinem größeren Wettbewerber mobilcom eine Neuordnung der Branche einleiten. "Das Ziel ist die Konsolidierung der Branche", sagte heute Vorstandschef Paschalis Choulidis. Dabei schielt er neben mobilcom auf Talkline und debitel. Über mögliche Schritte soll nun mit dem Management der Hamburger mobilcom geredet werden.

Eine Komplettübernahme des Konkurrenten plant Drillisch nach Angaben aus mit dem Verfahren vertrauten Kreisen nicht. Alleine schon aus finanzieller Sicht sei eine Transaktion in der Größenordnung unwahrscheinlich, hieß es. Der Mobilfunkanbieter wird an der Börse mit 1,19 Milliarden Euro bewertet, Drillisch mit 180 Millionen Euro. Auch mobilcom selbst erwartet laut einem Unternehmens-Sprecher keine Übernahme durch Drillisch.

Das Handelsblatt hatte dagegen heute berichtet, Drillisch könnte den größeren Konkurrenten mobilcom vollständig übernehmen. Die Banken seien bereit, Drillisch einen dafür nötigen größeren Kreditrahmen einzuräumen, berichtet die Wirtschaftszeitung unter Berufung auf Unternehmenskreise. Choulidis wollte sich hierzu nicht äußern. Er betonte lediglich, dass ihm die Banken sehr nahe stünden.

Drillisch hält seit dieser Woche 9,4 Prozent von mobilcom und hat eine weitere Anteilsaufstockung nicht ausgeschlossen. Falls es doch zu einer vollständigen Übernahme käme, könnte mobilcom zerschlagen werden, berichtete das Blatt. Drillisch wäre mit einer Übernahme des Mitbewerbers mit einem Schlag zweitgrößter Mobilfunkprovider.

Analysten: freenet-Abspaltung möglich

Einige Analysten halten im Falle einer Übernahme eine Abspaltung von freenet vom Mutterkonzern für möglich. Da freenet beim Verkauf des AOL-Zugangsgeschäfts nicht zum Zuge gekommen sei, habe die Gesellschaft im DSL-Geschäft weiter an Boden verloren, hieß es. freenet könnte nun an einen Wettbewerber verkauft werden, was einen Erlös von rund 600 Millionen Euro einbringen könnte. mobilcom will seine Tochter auf sich verschmelzen, die Transaktion wird allerdings durch Anfechtungsklagen verzögert.

Fraglich sei nach Darstellung des Handelsblatt, ob Drillisch bei einem Übernahmeversuch nicht auch an dem mobilcom-Großaktionär Texas Pacific Group (TPG) scheitert. Der US-Finanzinvestor will sich den Angaben zufolge nicht von seinem Paket trennen und hält 28,8 Prozent an mobilcom.

Seit einigen Jahren wird über eine Konsolidierung der Serviceprovider-Branche spekuliert. Hintergrund ist die zunehmende Sättigung des Handy-Markts, die zu höheren Kosten bei der Kundengewinnung sowie niedrigeren Margen auf Grund niedriger Tarife führte. Anfang des Jahres hatten bereits die Eigner von debitel, mobilcom und Talkline über ein Zusammengehen der Firmen verhandelt, dies allerdings verworfen.

Anders als Drillisch werden die börsennotierte mobilcom sowie Talkline und Marktführer debitel von Finanzinvestoren kontrolliert, die dem Vernehmen nach grundsätzlich offen für eine Konsolidierung der Branche sind. Allerdings habe Drillisch bislang keinen Kontakt mit dem Finanzinvestor Permira aufgenommen, der debitel kontrolliert und an Talkline indirekt über die dänische TDC beteiligt ist.