Rücktritt

Telecom-Italia-Chef Provera gibt auf

Aufspaltung schreitet voran
Von dpa / Marie-Anne Winter

Nach schweren Verlusten und Streit um eine mögliche Aufspaltung von Telecom Italia [Link entfernt] ist Unternehmenschef Marco Tronchetti Provera zurückgetreten. Zum Nachfolger ernannte der Aufsichtsrat bei einer Sondersitzung am Freitagabend den früheren Chef der Börsenaufsicht Guido Rossi. Rossi machte deutlich, dass er die bisherige Planung einer Abspaltung der Mobilfunksparte TIM von Telecom weiter verfolgen wolle. Italienische Zeitungen berichteten heute, der Aufsichtsrat werde sich bereits Anfang kommender Woche mit der Frage befassen und vermutlich zustimmen.

Ministerpräsident Romano Prodi wollte sich zu dem Wechsel zunächst nicht äußern, lehnte aber die Forderung der Opposition nach einer Parlamentsdebatte ab. Prodi hatte sich noch vor Tagen über die Pläne zur Aufspaltung in ein Festnetz- und Mobilfunkgeschäft besorgt gezeigt. Wie er befürchten auch Experten, die Aufspaltung könne sich als erster Schritt zum Verkauf der Mobilfunktochter erweisen, möglicherweise ins Ausland.

Die Telecom Italia hatte TIM in den 90er Jahren abgespalten und erst im vergangenen Jahr für 20 Milliarden Euro wieder in den Konzern integriert. Ziel war es, den Kunden kombinierte Mobilfunk- und Festnetzangebote machen zu können. Neusten Zahlen zufolge beläuft sich der Schuldenberg von Telecom Italia derzeit auf rund 41 Milliarden Euro.

Rossi will eingeschlagenen Kurs fortsetzen

Der Aufsichtsrat habe den Rücktritt Tronchetti Proveras zunächst nicht annehmen wollen, berichtete das staatliche italienische Fernsehen. Erst nachdem dieser deutlich gemacht habe, dass seine Entscheidung unwiderruflich sei, habe das Gremium sich für Rossi ausgesprochen. Der 75 Jahre alte Unternehmensjurist Rossi gilt in Italien als erfahrener Krisenmanager: Er wurde jüngst vom Skandal-gebeutelten italienischen Fußballverband als Sonderkommissar und "Mann in der Not" eingesetzt.

Rossi erklärte nach der Aufsichtsratssitzung seine Absicht, "die eingeschlagene Strategie des Unternehmens" fortsetzen zu wollen. Italienische Medien hatten jüngst berichtet, Tronchetti Provera habe Prodi versichert, die Kontrolle über das Unternehmen werde in italienischen Händen bleiben.

Telecom Italia hatte sich TIM im Frühjahr 2005 unter der Regie von Tronchetti Provera komplett einverlebt und dafür die enorme Summe von 20 Milliarden Euro aufgewandt. Damals kaufte der Mutterkonzern die restlichen 44 Prozent an seiner Tochter, die er noch nicht besaß. Der Plan war, in einem integrierten Unternehmen vom Zusammenwachsen der Telekom-Technologien zu profitieren. Während sich die Hoffnungen auf Einsparungen durch die Verschmelzung erfüllten, blieb der erwartete Umsatzschub aus.

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