Strategiewechsel

Konzernaufspaltung: Der Druck auf Telecom Italia wächst

Minister fordert Rücktritt von Unternehmenschef Tronchetti Provera
Von dpa / Björn Brodersen

In Italien wächst der Widerstand gegen die vor wenigen Tagen angekündigte Aufspaltung des Telekommunikationskonzerns Telecom Italia. Der Minister für Infrastruktur, Antonio Di Pietro, forderte jetzt den Rücktritt von Unternehmenschef Marco Tronchetti Provera. "2005 haben sie uns erzählt, dass die Fusion zwischen Telecom und TIM Geld eingebracht hätte, aber das einzige Ergebnis dieser Operation waren neue Schulden", sagte der Minister heute in Rom. Die Gruppe hatte am Montag ihre Halbjahresbilanz präsentiert: Demnach gingen die Gewinne zurück, während sich der Schuldenberg auf rund 41 Milliarden Euro beläuft.

Nach den Plänen der Telecom Italia soll die Mobilfunksparte künftig von der Festnetztelefonie abgespalten werden. Dies hatte Gerüchte über einen Verkauf der Telecom Italia Mobile (TIM) - eventuell an ausländische Interessenten - aufkommen lassen. Italienische Zeitungen zitierten heute Ministerpräsident Romano Prodi, der erklärte, Tronchetti Provera habe ihm bei zwei verschiedenen Treffen im Juli und Anfang September versichert, die Kontrolle über das Unternehmen werde in italienischen Händen bleiben.

Telecom Italia hatte sich TIM erst im Frühjahr 2005 unter der Regie von Tronchetti Provera in einem 20 Milliarden Euro schweren Geschäft komplett einverleibt. Damals kaufte der Mutterkonzern die restlichen 44 Prozent an seiner Tochter, die er noch nicht besaß. Der Plan war, in einem integrierten Unternehmen vom Zusammenwachsen der Telekom-Technologien zu profitieren. Während sich die Hoffnungen auf Einsparungen durch die Verschmelzung erfüllten, blieb der erwartete Umsatzschub aus.

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