Hochzinshaie

Neue Masche: Wucherkredite per SMS

Mit Kurzzeitkrediten in die Schuldenfalle
Von Marie-Anne Winter

Dass man per SMS Betrügern auf den Leim gehen kann, ist nicht neu. Vor allem so genannte Premium-SMS geraten oft zur Kostenfalle: Oft werden teure Premium-Inhalte nur im Abo angeboten, so dass man mit der Anforderung einer einzigen Premium-SMS ungeahnte Folgekosten auslöst. Anfang des Jahres schlugen auch teure Abos für angebliche Gratis-SMS hohe Wellen. Nutzern, die sich im Internet für ein angeblich kostenloses SMS-Kontingent registrierten, flatterten anschließend hohe Rechnungen ins Haus.

Doch das ist im Vergleich zu der neuen Kostenfalle, die derzeit hauptsächlich jungen Skandinaviern aufs Handy gesendet wird, vergleichsweise harmlos. Der neue Abzocktrend sind Kurzzeitkredite per SMS. Hochzinshaie schicken den Handykunden per SMS das freundliche Angebot, ihnen kurzfristig Geld zur Verfügung zu stellen. Man muss dem Anbieter nur die relevanten Daten per SMS zurückschicken und ein paar Tage später gehen tatsächlich ein paar hundert Euro auf dem Konto ein.

Doch nun fängt die Kostenbombe zu ticken an: Nach zwei Wochen müssen für 100 Euro beispielweise 120 zurückgezahlt werden. Nach acht Wochen hat sich der Betrag, die man zurückzahlen muss, bereits verdoppelt. Innerhalb eines Jahres hat sich die Summe mehr als verhundertfacht. Das entspricht einem Jahreszins von sagenhaften 11 400 Prozent. Dabei gilt ein Kredit nach deutscher Rechtsprechung bereits sittenwidrig, wenn der effektive Jahreszins den Vergleichszins relativ um mehr als 91 Prozent überschreitet (BGH III ZR 60/81 v. 8.7.82) und eine Notlage oder Unerfahrenheit des Darlehnsnehmers ausgenutzt wurde. Das dürfte bei dieser Masche häufig der Fall sein: Vor allem jüngeren Nutzern ist oft nicht klar, worauf sie sich einlassen und welche Kosten innerhalb weniger Wochen für einen solchen Wucherkredit auflaufen können.

Wie der Spiegel berichtet, hat die finnische Finanzaufsicht FIN-FSA in einer aktuellen Studie festgestellt, dass durch diese SMS-Kredite ein neuartiges Problem entstanden ist. Laut FIN-FSA-Anwalt Paivikki Lehto-Sinisalo sind die überteuerten Kurzzeitkredite insbesondere bei jüngeren Skandinaviern schon ein verbreitetes Phänomen. Die Kreditfirmen sollen allerdings auch schon in Tschechien aktiv sein.

An dieser Stelle können wir nur unseren Rat wiederholen, bei ungefragten Angeboten sehr misstrauisch zu sein. Denn in der Regel hat niemand etwas zu verschenken - und selbst der herkömmliche "Sofortkredit", der einem zum Traumurlaub, zum neuen Auto oder zur neuen Wohnungseinrichtung verhelfen soll, entpuppt sich später als oft als Mühlstein um den eigenen Hals - denn wenn einem das Geld für die jeweilige Anschaffung fehlt, hat man in der Regel erst recht kein Geld für die Zinsen. Noch wichtiger ist die Skepsis, wenn es darum geht, persönliche Daten anzugeben und AGB oder Teilnahmebedingungen zu akzeptieren. Ein unüberlegtes Anklicken oder Bestätigen kann in vielen Fällen unangenehme Folgen haben.