Zeitungsbericht

Klingelton-Anbieter Zed unter Betrugsverdacht

FTD-Bericht stützt sich auf interne Dokumente
Von Björn Brodersen

Der Klingelton- und Handyspiel-Anbieter Zed Germany [Link entfernt] hat offenbar monatelang nicht existierende Abonnements oder gekündigte Abos wieder abgerechnet. Das berichtet heute die Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) unter Berufung auf ihr vorliegende interne Dokumente. Der zweitgrößte deutsche Anbieter von Handyinhalten bestreitet den Vorwurf allerdings und schiebt den vier Mobilfunknetzbetreibern die Schuld für die fehlerhaften Abrechnungen zu. Die Mobilfunkbetreiber wollen Zed jetzt genauer auf die Finger schauen.

Das spanische Unternehmen LaNetro, das kürzlich seinen Börsengang beschlossen hat, hatte im September 2004 die in 15 Ländern aktive Zed-Gruppe für 44 Millionen Euro vom Telefonkonzern TeliaSonera gekauft. Seitdem häufen sich bei der Freiwilligen Selbstkontrolle Telefonmehrwertdienste (FST) die Beschwerden über zweifelhafte Abrechnungen durch diesen Anbieter, berichtet die FTD. Zudem habe Zed innerhalb des vergangenen halben Jahres seinen Monatsumsatz auf 4,6 Millionen Euro verdoppelt - Konkurrent Jamba! hingegen, der auch immer wieder wegen seiner Abonnements in der Kritik von Verbraucherschützern steht, habe Umsatzrückgänge hinnehmen müssen. Zed ist Mitglied der FST-Mitglied und müsste sich daher an die im vergangenen Jahr in einem speziellen Verhaltenskodex der FST aufgestellten verbraucherfreundlichen Regeln halten, Anbieter Jamba! dagegen gehört dem Zusammenschluss nicht an.

Fragwürdige, wenn nicht gar unlautere Abrechnungsmethoden

Zed begründet laut der Zeitung die gestiegenen Umsätze mit neuen Abrechnungsmechanismen und konsequenterer Rechnungseintreibung. Während im Sommer vergangenen Jahres wochenlang kaum Abos abgerechnet worden seien, sollte dies nach dem Wechsel einer Rechnerplattform offenbar auf einen Schlag nachgeholt werden. Dabei griff Zed anscheinend auch zu Verschleierungs-, wenn nicht gar zu betrügerischen Mitteln. Statt beispielsweise den damals gültigen Abopreis von 4,99 Euro einmalig abzurechnen, habe Zed fünf Teilbeträge von 99 Cent in Rechnung gestellt, heißt es in dem FTD-Artikel. Dadurch seien die Rechnungsbeträge vielen Kunden wahrscheinlich nicht mal aufgefallen. Außerdem seien Mobilfunk-Neukunden Abos für Zeiträume berechnet worden, in denen diese noch gar keinen Handyvertrag besaßen.

Betroffen von den fehlerhaften Abrechnungen sollen Mobilfunkkunden aller Netzbetreiber sein. Laut FTD haben die Netzbetreiber in den vergangenen Monaten Zed mehrfach den Zugang zu ihren Abrechnungssystemen gesperrt, bei o2 bestehe diese Sperre weiterhin. T-Mobile habe angekündigt, den Anbieter wegen der Fehler unter scharfe Beobachtung zu stellen, und behalte sich alle Schritte vor. Erst im März hatte der Konzern den Zugriff von Zed auf das Abrechnungssystem unterbunden. "Zed hat Fehler im eigenen System eingeräumt, allerdings verbindlich zugesichert, dass sich diese nicht wiederholen werden", zitiert die FTD einen T-Mobile-Sprecher.

Ehemaliger Jamba!-Manager leitet jetzt Zeds Geschicke

Zed hat derzeit nach eigenen Angaben in Deutschland fast acht Millionen Kunden. Das Angebot umfasst Musik, Bilder, Spiele, Fun- und Kommunikations-Services. Dazu zählen beispielsweise Klingeltöne, Music-Specials zu internationalen Stars, Logos, Wallpapers, Animationen und Spiele. Seit März dieses Jahres zeichnet Dietmar Giese, ein ehemaliger Produktmanager von Jamba!, als Geschäftsführer für die Zed Germany GmbH verantwortlich. Weitere Informationen zu so genannten Premium-SMS-Angeboten finden Sie auf unserer speziellen Infoseite.