Meinung

Editorial: Das Handy im Haus

Bis der Mobilfunk- den Festnetzanschluss ersetzt, wird es noch dauern
Von Björn Brodersen

Konvergenz im Sinne von netzübergreifenden Telekommunikationsprodukten hält für die Verbraucher zwei große Versprechungen bereit: Einfachheit und Kostentransparenz. Nur wenn die Kunden nicht über unterschiedliche Technologien und Preise nachdenken müssen und verschiedene Anwendungen über ein Gerät nutzen können, werden die Anbieter Erfolg haben. Dazu müssen nicht nur überschaubare, sondern auch günstige Preise und ein sinnvolles Diensteangebot kommen - und das alles in ausreichender Qualität.

Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, auch für die kombinierten Mobilfunk-Festnetz-Angebote von T-Mobile, Vodafone und o2, die in Wirklichkeit eher ein Ersatz- als ein echtes Konvergenzprodukt darstellen. Zwar bieten sie durch günstigere Preise im gewählten Heimbereich einen ersten Anreiz, das Handy auch zu Hause häufiger in die Hand zu nehmen, den herkömmlichen Festnetzanschluss werden sie für die meisten Telefonkunden nicht ersetzen können. Zum einen gelten noch zu hohe Preise bei Telefonaten in die Mobilfunknetze und ins Ausland, zum anderen bieten sie keine Alternative zum Internetzugang über den Festnetzanschluss via DSL, der zurzeit einfach viel mehr Bandbreite und attraktivere Preise bietet. Anders als Vodafone Zuhause bietet T-Mobile@home den Privatanwendern beispielsweise noch gar keinen speziellen mobilen Internetzugang - bei ihren derzeitigen Datentarifen kann sich die Telekom-Tochter damit aber auch noch Zeit lassen. Hier müssen die Mobilfunkanbieter nicht nur mit höheren Übertragungsraten (etwa via HSDPA), sondern auch mit konkurrenzfähigen Tarifen nachbessern.

Die hohen Terminierungsentgelte stehen im Weg

Schätzungen zufolge gebrauchen zurzeit nur rund fünf Prozent der Deutschen auch das Handy in den eigenen vier Wänden. Die neuen Mobilfunk-Angebote für zu Hause dürften einen Anreiz bieten, dass weitere Mobilfunkkunden folgen werden - mehr aber auch nicht. Damit das Handy den Festnetzanschluss wirklich ersetzt oder sich zum Mittelpunkt eines echten Konvergenzproduktes mit nahtlosen Übergängen zwischen verschiedenen Netzzugangstechnologien entwickelt, wird noch Zeit vergehen und es braucht den wirklichen Willen der Anbieter. Dann müssten nämlich beispielsweise auch die hohen Terminierungsentgelte in die Netze der Mobilfunkbetreiber verschwinden. Und damit tut sich nicht nur T-Mobile schwer.