Brancheninfo

Gelbe Seiten: Befreiungsschlag gegen Google und Yahoo?

Mit der Suchmaschine Neomo gegen die Brancheninfo-Konkurrenz
Von Marie-Anne Winter

Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) ist die einstige Monopol-Stellung der Gelben Seiten bei Brancheninformationen im Bröckeln begriffen. Google ist in den USA bereits mit dem Dienst Google Local am Start, über den man örtliche Brancheninfos im Internet abrufen lassen, samt Kartenmaterial, Anfahrtsbeschreibungen oder Restaurantkritiken. "Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diesen Dienst auch in Deutschland anzubieten", sagte ein Google-Sprecher gegenüber der FTD. Man schätze, dass etwa 25 Prozent aller Suchabfragen im Netz einen lokalen Bezug aufwiesen.

Das setzt die insgesamt 16 Verlage und die Telekom-Tochter DeTe Medien unter Druck, die die Gelben Seiten gemeinschaftlich herausgegeben. Früher konnten sich die Unternehmen auf einer Monopolstellung ausruhen, inzwischen schlägt jedoch eine wachsende Zahl von Konsumenten Informationen zu Restaurants oder anderen Dienstleistungen lieber im Internet nach. Mit der Branchen-Suchmaschine Neomo [Link entfernt] wollen die Verlage künftig eigene Produkte für Online-Suche anbieten. Diese soll "häufig qualitativ bessere Resultate" bringen, weil statt dem reinen Adressdatensatz eine wesentlich größere Datenmenge durchsucht werde.

Neomo soll keine eigene Marke werden

"Neomo bietet Suchtechnologie an, die speziell auf das deutschsprachige Internet zugeschnitten ist", sagte Neomos Geschäftsführer Stefan Fischerländer. An Neomo sind nach Unternehmensangaben neben Fischerländer die Greven Verlagsgruppe (Köln), der Trifels Verlag (Frankfurt), Müller Medien (Nürnberg), der Keller Verlag (München) sowie die Schlütersche Verlagsgruppe (Hannover) beteiligt. Derzeit befindet sich Neomo noch in der Testphase. Das Produkt soll nach Angaben von Grevens Online-Produktmanager Rene Toth nicht als Internetportal mit eigener Marke aufgebaut werden, wie beispielsweise Yahoo. Stattdessen wolle man den Suchindex anderen Unternehmen zur Verfügung stellen, wie das andere Suchdienstleister Alexa oder Inktomi [Link entfernt] auch tun würden. Damit könnte Neomo auch für deutsche Portale wie T-Online interessant werden - Telekom-Tochter bezieht ihre Suchtechnologie derzeit genau wie auch AOL von Google.

Neomo ist laut FTD nicht der einzige Versuch, eine Google-Alternative zu entwickeln. Der spanische Telekomkonzern Telefónica hat im Sommer 2005 ebenfalls eine eigene Suchplattform namens Noxtrum gestartet. Diese kombiniert Einträge aus Spaniens Gelben Seiten und dem Telefonbuch mit einem Internet-Index. Das Volumen des Gelbe-Seiten-Markts liegt nach älteren Angaben von Klaus Harisch, dem Chef des Infodienstes Go Yellow, bei ungefähr 1,2 Milliarden Euro im Jahr, der Vorsteuergewinn bei 500 Nillionen Euro. Davon sollen 95 Prozent auf die Telekom entfallen.