Übernahme

FAZ: Kabel Deutschland von Providence übernommen

Neuer Investor könnte Konkurrenz-Netz zur T-Com aufbauen
Von Thorsten Neuhetzki

Der größte deutsche Fernsehkabelbetreiber Kabel Deutschland (KDG) wird von dem amerikanischen Finanzinvestor Providence übernommen, der bisher bereits knapp ein Drittel der KDG-Anteile hielt. Die Finanzinvestoren Apax Partners und Goldman Sachs wollen ihre Anteile verkaufen. Nach der Neuordnung seiner Eigentümerstruktur will Kabel Deutschland die Modernisierung seines Netzes deutlich vorantreiben. Nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) aus unternehmensnahen Kreisen plant die KDG in den nächsten drei Jahren 90 Prozent ihres Netzes derart aufzurüsten, dass es auch als schneller Internetzugang und zum Telefonieren benutzt werden kann.

Damit könnte der Kabelanbieter der Deutschen Telekom Konkurrenz machen. Diese ist bisher mit ihren DSL-Anschlüssen Marktführer im Internetzugangsgeschäft ist. Kabel Deutschland versorgt in Deutschland unmittelbar und mittelbar mehr als 10 Millionen Haushalte. Allerdings können die meisten der Kabelanschlüsse bisher nur zur Übertragung von Fernsehen und Radio genutzt werden.

Bisher nur 20 000 Kunden per Kabel online

Kabel Deutschland hat bislang nur rund 20 000 Internet-Kunden, die ihren Anschluss auch als Internetzugang benutzen. Durch den nun geplanten schnelleren Netzausbau soll die Kundenzahl bis Ende des Jahres 2006 verfünffacht werden. Dabei werden die Kosten für die Netzmodernisierung in unternehmensnahen Kreisen mit rund einer halben Milliarde Euro beziffert. Hinzu kämen weitere Ausgaben für Marketing, Vertrieb und Service der neuen Dienstleistungen. Die Investitionen sollen aus dem laufenden Geschäft finanziert werden, heißt es weiter.

Der Unternehmenswert der KDG wird bei der Transaktion, die in den kommenden Tagen abgeschlossen werden soll, mit rund 3,2 Milliarden Euro beziffert. Darin enthalten sind Schulden von etwa 2,3 Milliarden Euro. Demnach würden Apax und Goldman Sachs, denen beiden ebenfalls knapp ein Drittel an der KDG gehört, für ihre Pakete jeweils rund 300 Millionen Euro von Providence erhalten. Apax und Goldman Sachs dürften ihren Einsatz bei der KDG Schätzungen zufolge damit insgesamt mehr als verfünffacht haben. Die drei Finanzinvestoren haben das Unternehmen im Frühjahr 2003 für 1,7 Milliarden Euro gekauft, zwischenzeitlich aber auch von hohen Dividendenausschüttungen profitiert.