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Visual Radio: Tolles Feature oder Totgeburt?

Noch ist kein deutscher Radiosender mit dem Dienst gestartet
Von Björn Brodersen

Radio nicht nur für das Ohr, sondern auch für das Auge soll die neue Technik Visual Radio (VR) bieten. Begleitend zum herkömmlichen Radioprogramm erhalten Handybesitzer mit VR-fähigen Mobiltelefonen visuelle Informationen auf das Handydisplay wie etwa die Namen bzw. Texte der Musikstücke oder Wetter- oder Verkehrsmeldungen. In diesem Sommer wollte der hessische Sender Hit Radio FFH das erste deutsche VR-Angebot starten. Bislang warteten die Handybesitzer jedoch vergeblich auf den Startschuss für Visual Radio in Deutschland. Noch sitzt der Radiosender an der Entwicklung des neuen Dienstes, zurzeit wird mit einem Marktstart zu Beginn des kommenden Jahres gerechnet. Kritiker sehen dagegen von vornherein keine Zukunftschancen für die neue Technik.

Neue Möglichkeiten für Hörer, Sender und Mobilfunkbetreiber

Visual Radio Durch den neuen, vom finnischen Handyhersteller Nokia entwickelten Dienst können die Radiosender nicht nur synchron zur Musik visuelle Informationen wie Texte, Bilder oder einfache Angaben zu Musiktiteln und den dazugehörigen Bands auf das Handydisplay liefern, sondern auch interaktive Elemente wie etwa Abstimmungen unter den Zuhörern oder Kaufangebote für Konzertkarten oder Klingeltöne einbauen. Denkbar ist auch, dass der Handybesitzer zu einem Wetterbericht eine detaillierte Kartenansicht erhält oder bei verspätetem Einschalten per Transkription das verpasste Gesagte in einer Talkshows nachverfolgen kann. Wann der Handybesitzer solche Informationen geliefert bekommt, entscheidet er selbst: Er kann nach Belieben zum herkömmlichen FM-Programm den interaktiven Dienst hinzu- und wegschalten. Diese Wahlmöglichkeit ist wichtig, denn durch das anfallende Datenvolumen fallen bei einschaltetem Visual Radio Übertragungskosten für den Mobilfunkkunden an.

Visual Radio bietet aber nicht nur Handybesitzern und Radiohörern, sondern auch den Radiosendern, Werbemachern und Mobilfunkanbietern neue Möglichkeiten: Die Radiosender können es dazu nutzen, aus ihren bislang weitgehend passiven Hörern durch interaktive Elemente wie Echtzeit-Umfragen, Abstimmungen oder Quizz-Spielen aktive Community-Mitglieder zu machen und so enger an sich zu binden. Die Mobilfunkanbieter dagegen könnten von einer Gewöhnung der Kunden an Datendienste sowie einer intensiveren Nutzung der Datenangebote und damit einem steigenden durchschnittlichen Monatsumsatz pro Kunden (ARPU) profitieren.

Die Technik stammt von Nokia

Das Nokia 3250 Visual Radio ist eine Erfindung von Nokia, das auch die Technik und die entsprechenden Mobiltelefone entwickelt hat. Netzbetreibern und Radiosendern wird die Komplettlösung von Hewlett-Packard angeboten. Die Radiosender können mit der Visual Radio Tool-Software die Inhalte erstellen, die später über den interaktiven visuellen Kanal zunächst an einen Server und von dort - synchron zu dem Hörprogramm - via GPRS oder UMTS auf die Handys der Nutzer geschickt werden. Mit Kiss FM und TeliaSonera sind im März dieses Jahres in Finnland der erste Radiosender bzw. der erste Mobilfunkanbieter mit VR-Übertragungen an den Start gegangen. Erste amerikanische, britische, thailändische und singaporesische Radiosender haben zudem entsprechende Vereinbarungen unterzeichnet.