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IFA: Digitalradio vor dem Durchbruch?

MABB startet mit Hörfunk über DVB-T und DVB-H
Von Volker Schäfer

"Mit der IFA 2005 beginnt die Erfolgsgeschichte des digitalen Radios", ist sich Dr. Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) sicher. Rechtzeitig vor Beginn der Internationalen Funkausstellung hat die ARD schon vor einigen Tagen fast sämtliche ihrer Hörfunkprogramme im digitalen DVB-S-Modus auf dem Astra-Satellitensystem aufgeschaltet. Jeder Besitzer einer digitalen Satellitenempfangsanlage hat somit die Möglichkeit, nahezu alle öffentlich-rechtlichen deutschen Hörfunkprogramme in CD-naher Qualität zu empfangen.

Das terrestrische Digitalradio (DAB) soll ebenfalls neue Impulse bekommen und durch Multimedia-Inhalte und TV-Übertragungen ergänzt werden. Der neue DMB-Standard ist in Korea bereits im Regelbetrieb und soll auch in Europa künftig Radio- und TV-Signale vor allem auf mobile Endgeräte übertragen. Erste Receiver werden - wie berichtet - auf der IFA zu sehen sein.

30 Hörfunkprogramme über DVB-T

Anlässlich der Internationalen Funkausstellung startet die Medienanstalt Berlin-Brandenburg aber auch das erste DVB-T-Radio-Pilotprojekt in Deutschland. Nachdem im Ausland schon seit einiger Zeit Hörfunkprogramme über DVB-T verbreitet werden, soll nun auch die Akzeptanz auf dem deutschen Markt erprobt werden. Im Großraum Berlin-Potsdam sind bereits mehr als 300 000 DVB-T-Set-Top-Boxen in Betrieb. Mit diesen können ab nächster Woche auch die Radioprogramme empfangen werden.

Rund 30 Sender sollen über DVB-T-Radio in der deutschen Hauptstadt-Region zu empfangen sein. Darunter sind auch vier Programme des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Berlin-Brandenburg, der sich ursprünglich nicht an dem auf zunächst ein Jahr angelegten Projekt beteiligen wollte. Gleich zwölf Spartenkanäle steuert die Firma TechniSat bei, die schon seit Ende letzten Jahres mit einem Pay-Radio-Paket über Satellit auf Sendung ist.

Ansonsten sollen dem DVB-T-Radiopaket die Berliner Sender Road Radio, OldieStar Radio, Joy FM [Link entfernt] , Energy 103,4 und Blu Radio angehören. Aus dem übrigen Bundesgebiet kommen noch Radio ffn, Hit Radio FFH, sunshine live, Truck Radio, Klassik Radio und Radio Horeb dazu. Weitere Anbieter könnten noch kurzfristig dazu kommen.

Für andere Gegenden Deutschlands ist die Verbreitung von Hörfunkprogrammen über DVB-T vorerst nicht geplant. Grund sind nicht zuletzt auch Kapazitätsengpässe. So war es im Rhein-Main-Gebiet bereits angedacht, DVB-T-Radio auf Frequenzen abzustrahlen, die zuvor für die analoge Verbreitung privater Fernsehprogramme genutzt wurden. Davon hat man wieder Abstand genommen, da diese Kanäle nur einen Bruchteil aller DVB-T-Kunden in der Region erreicht hätten.

Künftig bundesweites Digitalradio über DVB-H?

Auch DVB-H soll als Verbreitungsweg für Radio erprobt werden. Zur IFA und auch danach werden im Rahmen eines Pilotprojekts bis zu 20 Programme ausgestrahlt. Bei entsprechender Nachfrage will die Medienanstalt Berlin-Brandenburg sogar Kapazitäten für eine noch größere Programm-Anzahl bereitstellen.

Die Medienbehörde hofft längerfristig auf eine Frequenzkette, die bundesweite digitale Hörfunkprogramme ermöglicht. In Verbindung mit Mobilfunknetzen und Handys seien neue Finanzierungsmodelle möglich, die zu einer Erweiterung der Radiovielfalt beitragen können.

Auch der Startschluss für die kommerzielle Vermarktung von Digital Radio Mondiale (DRM), dem Digitalradio-Standard im Lang-, Mittel und Kurzwellenbereich, fällt auf der IFA. RTL hat die Präsentation von verschiedenen DRM-Empfängern vom Küchenradio über die Komponente für die HiFi-Anlage bis zum Autoradio angekündigt. Die Geräte sollen noch in diesem Jahr im Handel erhältlich sein.