verräterisch

Anregender Telefonieren mit dem "Jerk-O-Meter"

Software soll Aufmerksamkeit des Gesprächspartners verraten
Von dpa / Björn Brodersen

Warnung an alle, die beim Telefonieren nebenbei ihre E-Mails oder die Schlagzeilen der Zeitung lesen: Eine neue Software aus den USA verspricht Handynutzern, das wahre Interesse des Gesprächspartners verraten zu können. Das "Jerk-O-Meter", wie Forscher vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) ihr neues Programm nennen, analysiert die Langeweile oder Spannung des Gegenübers anhand seines Sprachmusters und seiner Stimmlage.

Wenn also die Aufmerksamkeit am anderen Ende der Verbindung nachlässt, ermuntert ein Hinweis den "Jerk-O-Meter"-Benutzer: "Sei ein bisschen freundlicher". Gelingt es dem Telefonierenden, das "Engagement" seines Gegenübers bei fast 100 Prozent zu halten, so erntet er ein Lob als redegewandter "Smooth Talker". Hört der andere aber nur noch mit halbem Ohr zu und gähnt verstohlen, so warnt das "Jerk-O-Meter" den langweiligen Unterhalter unverblümt: "Sei kein Narr".

Rückschlüsse durch verbale und tonale Reaktionen

Programm-Entwickler Anmol Madan empfiehlt seine Software zur Aufbesserung flauer Telefonbeziehungen oder Verkaufsgespräche. "Die Leute werden schon deshalb aufmerksamer zuhören, weil sie wissen, dass sie überwacht werden". Außerdem ließen sich mit der Warnung durch das "Jerk-O-Meter" Streitgespräche abbiegen und bei gereizten Konversationen rechtzeitig sanftere Gewässer ansteuern.

Madan testete die Software an zehn Männern und zehn Frauen, die in seinem Labor insgesamt 200 Telefongespräche über verschiedene Themen führten. Nach jeder Konversation bat er die Teilnehmer, ihr Interesse an einzelnen Segmenten des Gesprächs auf einer Skala von eins bis zehn zu beurteilen. Dann verglich er die verbalen und tonalen Reaktionen dieser "Gegenüber" mit ihrer eigenen Wertung und konnte ein echtes Interesse an den darauf folgenden Gesprächen mit gut 80-prozentiger Genauigkeit ermitteln.

Die Prototyp-Version des Programms läuft unter Linux auf einem IP-Telefon. In etwa sechs Monaten soll die Endversion fertiggestellt sein. Nach Meinung von Madan sollte die Software dann im Internet als Download beispielsweise für das Handy angeboten werden - als Hilfsmittel für Telefonmarketing-Agenten oder um den Unterhaltungsfaktor für den privaten Telefonteilnehmer zu steigern.