Next Big Thing

Schlüsseltechnologie IMS fasst nur langsam Fuß

Breite Umstellung auf das Allzweck-Protokoll erst in einigen Jahren
Von Christian Horn

Wann immer in den Fachmedien über das IP Multimedia Subsystem (IMS) berichtet wird, drängt sich der Eindruck auf, die Entwickler hätten mit IMS ein Allheilmittel für alle Sorgen der Netzwerkbetreiber gefunden. Da ist die Rede vom "Next Big Thing", einem "Muss" für die Betreiber von Telekommunikationsnetzen: Als schnelle, offene und einheitliche Plattform soll IMS die bisher sehr aufwändige und zeitintensive Entwicklung und Implementierung neuer Dienste wie beispielsweise Push to Talk (PTT), Videokonferenzen oder mobile Musikdownloads erheblich vereinfachen. Die reibungslose Mischung verschiedener Datenformate wie Sprache, Text, Bild oder Video in innovative Applikationen und Dienste soll mit dem IMS-Protokoll problemlos und vor allem kosteneffizient möglich sein. Und durch das reiche Funktionsspektrum von IMS wird Netzwerk-Konvergenz zum Kinderspiel: Ob Mobilfunk oder Festnetz, Sprach- oder Datennetz - IMS überspannt alle gängigen Netzwerk-Typen und erlaubt Konvergenz-Dienste in bislang unbekanntem Ausmaß.

Bedeutende technologische Entwicklung in der Telekommunikation

Zwei Studien der Marktforschungsunternehmen Analysys und Heavy Reading haben das Markt-Potential von IMS unter die Lupe genommen und kommen zu der ernüchternden Einschätzung, dass der Einzug von IMS in die Telekommunikationsnetze trotz der revolutionären technischen Möglichkeiten nur sehr langsam vonstatten gehen wird. Grahm Finnie, der Autor der Heavy Reading-Studie "IMS und die Zukunft der Netzwerk-Konvergenz" fasst die Lage zusammen: "Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass viele Hersteller und einige Service-Provider IMS heute für die bedeutendste technologische Entwicklung in der Telekommunikation in diesem Jahrzehnt halten. Alle großen Equipment-Hersteller, viele Mainstream IT-Lieferanten und etliche kleinere, spezialisierte Firmen engagieren sich für die IMS-Architektur. Aber bislang gib es nur sehr wenige IMS-Implementationen, aber viele offene Fragen wo und wie IMS am besten eingesetzt werden soll."

Keine Netzwerk-Konvergenz auf breiter Basis in den nächsten fünf Jahren

Die Marktforscher von Analysys zeichnen die Chancen von IMS für die nächsten Jahre nicht eben in rosigen Farben. Alistair Brydon, Koautor der Analysys-Studie "Strategische Vorteile durch IMS", dämpft die Hoffnung, IMS könne durch innovative Dienste wie Push to Talk, mobiles VoIP oder Video Sharing rasch an Boden gewinnen: "Viele dieser Dienste sind noch relativ schwach und unerprobt und in manchen Fällen könnten proprietäre Lösungen schnellere, billigere oder besser getestete Alternativen liefern." Analysys zufolge hat IMS langfristig gesehen vor allem bezüglich seiner Qualitäten bei der Netzwerk-Konvergenz allerdings gute Karten, die Netzwerk-Betreiber von sich zu überzeugen.

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