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FlexFon: Telefon-Flatrate mit Nebenwirkungen

Nicht näher definierter Missbrauch kostet 700 Euro
Von Volker Schäfer

Unter diesen Bedingungen kann man kaum einen Vertragsabschluss empfehlen, auch wenn es für die herkömmliche Telefonie lediglich Arcor als Alternative gibt. Arcor bietet seine Telefon-Flatrates allerdings nur für Direktanschluss-Kunden an, nicht im Pre-Selection- oder gar im Call-by-Call-Verfahren. Direktanschlüsse von Arcor sind wiederum oft nur in Großstädten verfügbar. Telefonfreaks, die über einen DSL-Anschluss verfügen, haben jedoch die Möglichkeit, Pauschaltarife auf Voice-over-IP-Basis zu bekommen. Diese kosten in Verbindung mit DSL-Resale-Angeboten in der Regel weniger als 10 Euro im Monat und unterbieten damit die FlexFon-Tarife deutlich.

Auch andere Tarife mit hohen Minutenpreisen

Neben den Flatrates bietet FlexFon noch weitere Pre-Selection-Tarife an, die wir auf der Anbieterseite des Unternehmens auch einzeln aufgeführt haben. Bei diesen ist zwar aufgrund der gewählten Preisstruktur keine Mischkalkulation erforderlich. Dafür sind die Tarife alles andere als attraktiv. So werden für City-Gespräche Minutenpreise von bis zu 3,9 Cent verlangt, Ferngespräche schlagen mit 4,8 bis 9,9 Cent pro Minute zu Buche und in die Mobilfunknetze telefoniert man für 26,9 bis 29,99 Cent pro Minute. Dazu kommt je nach Tarif ein Mindestumsatz, der zwischen 2,99 und 59,95 Euro im Monat liegt. Die Abrechnung erfolgt auch hier trotz der hohen Minutenpreise nur im 60-Sekunden-Takt.

Da ist es wohl nur ein schwacher Trost, dass man im ersten Monat nach Vertragsabschluss 120 Freiminuten für Gespräche ins Festnetz bekommt, die nicht in den Folgemonat übertragbar sind. Gespräche unter zehn Sekunden Dauer sollen nicht berechnet werden, sonntags und am eigenen Geburtstag kann man ins Festnetz kostenlos telefonieren.

Sollte FlexFon seine Preise marktüblichen Konditionen anpassen, so profitieren Bestandskunden innerhalb ihrer Mindestvertragslaufzeit nur dann, wenn sie die Best-Price-Option für 5 Euro im Monat buchen. Die Umstellung der Pre-Selection, für die die T-Com 5,11 Euro berechnet, wird nicht von FlexFon übernommen, während diese Kosten von vielen anderen Telefongesellschaften dem Kunden abgenommen werden.

Fazit: Angebote sind nicht sonderlich attraktiv

Alles in allem sind die Angebote von FlexFon nicht sonderlich attraktiv. Die Flatrates stehen auf keiner soliden finanziellen Grundlage und sollen durch überhöhte Tarife in Destinationen, die nicht vom Pauschaltarif abgedeckt sind, refinanziert werden. Bei den anderen Pre-Selection-Preismodellen lockt FlexFon mit Highlights wie kostenlosen Gesprächen an Sonntagen und am eigenen Geburtstag. Diese Vergünstigungen erkauft man sich jedoch durch Tarife, die an anderer Stelle eher an die Anfangszeit alternativer Verbindungsnetzbetreiber vor mehr als sieben Jahren erinnern.

Die Rechnung, nur die Tarif-Highlights zu nutzen und ansonsten über andere Verbindungsnetzbetreiber zu telefonieren, geht ebenfalls nicht auf. Zum einen gibt es zum Teil recht hohe Mindestumsätze. Zum anderen behält sich FlexFon bei nicht näher definiertem Missbrauch der Flatrates vor, eine Schadenspauschale von 700 Euro zu berechnen. Damit wären wohl sämtliche Ersparnisse, die man sich durch die Buchung der Pauschaltarife erhofft, zunichte. Unabhängig davon, ob eine solche Rechnung von FlexFon bei einem Rechtsstreit Bestand hätte, erspart man sich vermutlich viel Ärger, wenn man eine andere Telefongesellschaft wählt, die zwar vielleicht nicht mit Flatrates wirbt, dafür aber insgesamt günstige, klar durchschaubare Tarife anbietet. Wer wirklich eine Telefon-Flatrate sucht, findet bei Arcor und VoIP-Anbietern ebenfalls Alternativen zu FlexFon.