Chip-Entwicklung

Kommt das 50-Dollar-Handy?

Chip-Plattform von Infineon senkt Handy-Produktionskosten unter 20 US-Dollar
Von Michael Plura

Etwa 3,5 Milliarden Menschen leben heute in Gebieten mit Mobilfunkabdeckung, können sich aber kein eigenes Handy leisten. Das könnte sich bald ändern. Mit der weltweit ersten Chip-Plattform für Ultra-Preiswert-Handys hat der Münchner Halbleiterhersteller Infineon Technologies jetzt die Grundlage für die Serienproduktion sehr preisgünstiger Mobiltelefone geschaffen.

Die Produktionskosten für solche Handys könnten um fast die Hälfte von heute etwa 35 US-Dollar auf künftig unter 20 US-Dollar fallen. In diesen Kosten sind das komplette Telefon mit Tastatur und Display, Software zur einfachen Benutzung von SMS- und Telefonfunktion sowie wiederaufladbare Batterien, Ladegerät, Gebrauchsanweisung und Verpackung enthalten. Ab dem ersten Quartal 2006 ist Infineons Plattform in Serienproduktion geplant. Ultra-Preiswert-Handys könnten bereits wenige Monate darauf weltweit im Handel sein.

Elektronische Komponenten deutlich reduziert

Zum Telefonieren sowie zum Empfang und Versand von SMS-Nachrichten benötigt ein Mobiltelefon mit Infineons neuem Plattform-Design weniger als 100 elektronische Komponenten - im Gegensatz zu bisher etwa 150 bis 200. Verantwortlich dafür ist ein höchst-integrierter Infineon-Baustein, der den Prozessor und die Sende- und Empfangselektronik in sich vereint. Durch diesen Baustein entfallen zahlreiche Kondensatoren, Filter, Widerstände. Der Platzbedarf für den elektronischen Teil im Handy-Inneren beträgt mit etwa 3 Zentimeter auf 3 Zentimeter nur noch rund ein Drittel der bisherigen Fläche.

Damit bleibt im üblichen Gehäuse genug Platz für mehrere wiederaufladbare Standard-Akkus, wie Nickel-Metallhydrid- (NiMH) AAA-Microzellen. Mit heute üblichen Akkus beträgt nach Angaben von Infineon die Standby-Zeit eines Ultra-Preiswert-Handys mehr als zehn Tage, die reine Sprechzeit mehr als vier Stunden.

Das US-amerikanische Marktforschungsunternehmen Strategy Analytics geht davon aus, dass im Jahr 2010 weltweit mehr als 150 Millionen Ultra-Preiswert-Handys verkauft werden, die im Großhandel weniger als 50 US-Dollar kosten.