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TK-Unternehmen 28% mehr wert

Telekommunikationsunternehmen sind wieder mehr wert
Von Michael Plura

Im Zeitraum 1. Januar 2003 bis 31. Dezember 2004 stieg der kombinierte Marktwert börsennotierter Unternehmen um 28 Prozent. Dies ist eine deutliche Trendwende gegenüber dem Zeitraum 1. Januar 2000 bis 31. Juli 2003. In diesem Zeitraum war ein Rückgang von 69 Prozent zu verzeichnen. Der heute veröffentlichte Deloitte Global Telco Index des Bereichs Technology, Media & Telecommunications (TMT) enthält deshalb gute Nachrichten für die Telekommunikations-Industrie und die Investoren.

Der Deloitte Global Telco Index berücksichtigt Telekommunikations-Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 1 Mrd. US-Dollar und wird von einem internationalen Team von Telekommunikations-Experten erstellt, die den Sektor einer quantitativen und qualitative Analyse unter nationalen, regionalen, ökonomischen, wettbewerbsspezifischen, gesetzlichen und technologischen Gesichtspunkten unterziehen. Ziel ist es, die seit Januar 2003 stattgefundenen Trends und Entwicklungen zu erklären und Kurzfrist-Prognosen zur Zukunft der Branche zu stellen.

Der Deloitte-Index führt den Wertzuwachs nicht auf ein bestimmtes Einzelereignis zurück, sondern weist darauf hin, dass für jede Region unterschiedliche Bedingungen hinsichtlich Marktstrukturen und Wettbewerb gelten. Einen übergreifenden Trend stellt jedoch die geringere Dominanz der "Top Five" in jeder Region dar. Außerdem prognostiziert Deloitte Wachstum für Märkte wie China und Osteuropa, das sich auch auf die jeweiligen Wirtschaftsräume auswirken wird.
Die Trends:

  • Der chinesische Markt wächst weiter und beeinflusst damit die gesamte Region Asien/Pazifik. Dort steigt die Zahl der Mobilfunkkunden deutlich an; außerdem suchen nationale/regionale Betreiber zunehmend nach Geschäftsmöglichkeiten außerhalb der eigenen Grenzen.
  • Der osteuropäische Entwicklungsmarkt wird auch künftig die Rolle des Wachstumsmotors für Gesamteuropa spielen.
  • Indiens Wachstumspotenzial ist ebenso groß wie das Chinas und könnte den Wirtschaftsraum Asien/Pazifik entscheidend prägen.
  • Der amerikanische Markt durchläuft einen tief greifenden Wandel, da traditionelle Telcos immer mehr Festnetzkunden an Kabelanbieter mit gebündelten Sprach-, TV- und Datenservices verlieren.
  • Telekommunikationsunternehmen reagieren auf die steigende Nachfrage nach nahtloser, grenz- und regionsübergreifender Kommunikation mit immer stärkerer Globalisierung.
Frank M. Hülsberg, Partner Technology, Media and Telecommunications bei Deloitte, zu den Ergebnissen des Global Telco Index: "Für europäische Telekommunikationsanbieter war in den vergangenen Jahren vor allem Kostensenkung oberste Priorität. Das zahlt sich jetzt in höheren Gewinnen und steigendem Marktwert aus. Im europäischen Index gibt es außerdem Neueinsteiger aus Osteuropa und dem Mittleren Osten, deren enormes Wachstumspotenzial ebenfalls dazu beigetragen hat, den Marktwert europäischer Unternehmen zu steigern."

Zu den Neueinsteigern gehören die vier Neuemissionen der letzten zwei Jahre (darunter Saudi Telecom und Eircom Group) sowie einige Unternehmen, die im letztjährigen Index nicht vertreten waren.

"In Asien/Pazifik haben ähnliche Kostensenkungsmaßnahmen in den entwickelten Märkten sowie das anhaltende Wachstum in China ebenfalls zu verbesserten Unternehmensergebnissen geführt. Die geringeren Wachstumsaussichten relativ gesättigter Märkte wie Japan und Korea, hoben die positiven Faktoren allerdings wieder auf. Der amerikanische Markt ist derzeit Schauplatz eines heftigen Konkurrenzkampfes zwischen Kabelanbietern und traditionellen Telcos. Ausgelöst wurde diese Entwicklung durch die zunehmende Verlagerung vom Festnetz zum Mobilfunk und Verbesserungen bei der VoIP-Technologie. Diese machte es Kabelanbietern möglich, Sprach-, Daten- und TV-Services zu bündeln und auf den Markt zu bringen. Erst die Abwanderung von Festnetzkunden in die Mobilnetze versetzt Kabelbetreiber in die Lage, das vollständige Paket - auch als "Triple Play" bezeichnet - anzubieten", so Hülsberg.

Hülsberg resümiert: "Die Branche scheint sich einige der Empfehlungen aus Deloittes letztem Global Telco Index zu Herzen genommen zu haben. Dies betrifft insbesondere die Senkung der Schuldenlast und der Betriebskosten sowie die Fokussierung auf strategische Übernahmen und Allianzen. Außerdem sind die Unternehmen vorsichtiger geworden, was die Einführung neuer Technologien wie 3G betrifft, bei denen sich der Erfolg des Geschäftsmodells erst erweisen muss."