Satellitennavigationssystem

Rennen um milliardenschweren Galileo-Auftrag bleibt offen

Weitere Verhandlungen mit beiden Bieterkonsortien
Von AFP / dpa / Julia Scholz

Das Rennen um den Betrieb des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo ist weiter offen: Anders als erwartet entschied die EU-Kommission heute in Brüssel, zunächst weiter mit beiden Bieterkonsortien zu verhandeln, um das beste Preis-Leistung-Verhältnis zu erreichen. Wie die EU-Kommission mitteilte, waren die Angebote beider Industrie-Konsortien ähnlich gut. Nun sollen parallele Verhandlungen beginnen, um binnen drei Monaten zu einer Entscheidung zu kommen. Um den Betrieb des milliardenteuren Systems bewirbt sich neben dem Konsortium iNavSat [Link entfernt] , zu dem unter anderem die Konzerne EADS und Thales gehören, die Bietergruppe Eurely mit den Unternehmen Alcatel, Finmecanica, Hispasat und Aena.

Mit Galileo will Europa erstmals ein eigenes satellitengestütztes System zur Ortsbestimmung in Betrieb nehmen. Anders als das Global Positioning System GPS der USA und das russische GLONASS steht Galileo unter ziviler Kontrolle. Es soll ab 2008 zur Verfügung stehen.

Neue Anwendungsgebiete für Industrie und Verbraucher und tausende zusätzliche Arbeitsplätze sind die Argumenten, die die EU-Kommission für Galileo anführt. Die Marktchancen sind demnach enorm: Lagen die Umsätze für die Satellitennavigation im Jahr 2003 schon bei rund 20 Milliarden Euro, soll sich dieses Volumen bis 2020 mehr als verzehnfachen.

Welche Dienste sollen zukünftig über Galileo bereitgestellt werden?

Nach gut einer Milliarde Euro aus öffentlichen Kassen für die Vorlaufphase muss das private Betreiberkonsortium zwei Drittel der mit 2,1 Milliarden Euro veranschlagten Kosten für die 30 Galileo-Satelliten sowie die Technik am Boden zahlen. Hinzu kommen etwa rund 220 Millionen Euro jährliche Betriebskosten. Die öffentliche Hand schießt noch einmal 700 Millionen Euro für den Aufbau zu.

Das Betreiberkonsortium darf mit Galileo zunächst 20 Jahre lang Geld verdienen, muss dafür aber auch festgelegte Dienste anbieten. Der "offene Dienst" (Open Service) ist für den Massenmarkt gedacht. Dazu gehört die Übermittlung kostenloser Signale zur Zeitsteuerung und zur Positionsbestimmung, die bis auf vier Meter genau sein soll. Für sicherheitskritische Anwendungen wie etwa im Verkehrssektor wird Galileo den "Safety-of-Life Service" (SoL) anbieten, dessen Genauigkeit durch technischen Mehraufwand garantiert ist.

Der "Kommerzielle Dienst" wird die genaueste Positionsbestimmung ermöglichen und kostenpflichtig sein. In diesem Bereich kann etwa auch zentimetergenaue Navigation in Gebäuden geleistet werden. Die Gebühren für diesen Dienst, der beispielsweise auch beim Bau von Pipelines nützlich sein wird, sollen Haupteinnahmequelle werden. Ein öffentlich regulierter Dienst soll für Polizei und Zoll zur Verfügung gestellt werden. Geplant ist auch die Verarbeitung von Notruf-Signalen weltweit, die Galileo mit exakter Position weitergeben soll.