Studie

"Mobiles TV ist ein Hype"

Studie warnt Netzbetreiber vor übersteigerten Hoffnungen
Von Christian Horn

Allein der Titel der neuen Studie von Strategy Analytics wirkt abschreckend: "Mobiles TV: Ein vom Bedarf nicht gerechtfertigter Hype!" Die Studie mahnt, keine übersteigerten Hoffnungen in den Erfolg des Fernsehens auf dem Handy zu setzen. Die Betreiber der Mobilfunknetze warnt Strategy Analytics, sich nicht mit zu optimistischen Geschäftsplänen zu verkalkulieren.

"Die Nachfrage für mobiles TV bleibt hochgradig ungewiss"

Das Bestreben der Anbieter, die neuen 3G-Breitband-Mobilfunknetze möglichst schnell mit dem Mehrwert mobiler Fernsehdienste auszustatten, hält Strategy Analytics für einen übereilten Schritt in noch nicht ausgelotetes Terrain. "Die Nachfrage bei den Konsumenten für kostenpflichtiges mobiles TV bleibt hochgradig ungewiss. Wir sind nicht überzeugt, dass ein nennenswertes Konsumenteninteresse außerhalb von Nischenbereichen überhaupt vorhanden ist", beurteilt Strategy Analytics-Geschäftsführer Phil Taylor die Lage. Taylor rät, die Netzbetreiber sollten mit Video-Streaming-Diensten erst einmal austesten, was der Markt überhaupt hergibt: "Die Netzbetreiber haben mit 3G die perfekte Chance herauszufinden, ob mobile Videodienste Anklang finden, bevor sie sich auf Broadcasting-Dienste einlassen."

Vier große Herausforderungen für das mobile Fernsehen

Dass die noch unsicheren Umsatz-Modelle des Fernsehens auf dem Mobiltelefon Content-Anbieter und Medienindstrie von größeren finanziellen Engagements abschrecken könnte, ist für David Kerr, Vizepräsident bei Strategy Analytics, nur einer von vier Faktoren, die den Erfolg des mobilen TV in Frage stellen: "Dem mobilen Fernsehen stellen sich vier große Herausforderungen: Die Roadmap der Technologie ist nicht sicher genug; Regulierungsfragen und begrenzte Bandbreitenressourcen könnten die Verbreitung der Dienste verlangsamen; außer im technophilen Segment geht die Verbreitung geeigneter Geräte nur schleppend voran und unsichere Umsatzmodelle und Wertschöpfungsketten-Abstimmung werden die Content-Industrie abschrecken", kritisiert Kerr.

Düstere Aussichten für das TV-Geschäft der 3G-Netzbetreiber, will man glauben; auch ein für zwei bis vier Jahre ausgelegter Return on Investment sei für Broadcasting-Netzwerke zu kurz angesetzt, schätzt Strategy Analytics. Möglicherweise sind sich aber die Netzbetreiber bewusst, dass der Rubel mit dem mobilen TV so schnell nicht rollen wird. Vodafone zumindest hat gerade für bestimmte Abonnentgruppen sein MobileTV bis zum Jahresende zur zeitlich unbegrenzten Nutzung ohne Zusatzkosten freigegeben.