Bilanz

RegTP sieht belebten Wettbewerb im Breitbandmarkt

Branchenvertreter kritisieren aber den Jahresbericht der Behörde
Von Julia Scholz

Eine erfreuliche Belebung des Wettbewerbs im Breitbandzugangsmarkt hat die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) im vergangenem Jahr ausgemacht. Laut dem heute veröffentlichten Jahresbericht 2004 seien die Befürchtungen zerstreut worden, es könne zu einer "Remonopolisierung" im Telekommunikationsmarkt kommen, sagte Matthias Kurth, Präsident der RegTP. Während in den USA zur Zeit neue Megafusionen den Telekommunikationsmarkt bestimmten, habe in Deutschland die Vielfalt des Angebots zugenommen.

Die schwierige Ausgangslage für die Wettbewerbsunternehmen im Festnetz hätten durch das starke Wachstum des Breitbandmarkts neue Impulse erhalten, heißt es in dem Bericht. Von fast sieben Millionen DSL-Breitbandanschlüssen in Deutschland seien am Ende des vergangenen Jahres 20 Prozent von Wettbewerbsunternehmen betrieben. Im Vorjahr habe dieser Anteil noch elf Prozent betragen - das bedeute nahezu eine Verdoppelung des Marktanteiles der Wettbewerbsunternehmen innerhalb eines Jahres. Im Neukundengeschäft bei Breitbandanschlüssen hätten die Wettbewerbsunternehmen schon 33 Prozent Marktanteil erreicht, bei den Internetzugangsdiensten mit breitbandigen Übertragungsraten betrage der Anteil der Wettbewerber bundesweit schon 35 Prozent gegenüber 65 Prozent des Telekom-Konzerns.

Im laufenden Jahr werde sich nach Ansicht des Regulierers der Trend zunehmenden Wettbewerbs beschleunigen, weil Voice over IP, Flatrates, Paketangebote und Verlagerung der Wertschöpfung auf den Anschlussbereich die Rahmenbedingungen des TK-Markts erheblich veränderten. Die Deutsche Telekom verliert nach Einschätzung der Behörde auch in diesem Jahr weiterhin Telefonanschlüsse an ihre Wettbewerber, einer Prognose zufolge bis eine Million Teilnehmeranschlussleitungen.

Branchenvertreter und Wettbewerber kritisieren Marktsituation

Positiv berwertet auch der Bundesverband der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (BREKO) die gestiegene Zahl der von alternativen Anschluss-Anbietern angemieteten Teilnehmeranschlussleitungen (TAL): Im vergangenen Jahr hatte die Telekom 610 000 Anschlüsse weiter vermietet, damit stieg diese Zahl auf knapp zwei Millionen. Der BREKO-Präsident Peer Knauer kritisiert jedoch die seiner Ansicht nach zu hohen TAL-Preise. Er forderte die Regulierungsbehörde auf, dem Vorbild anderer europäischer Staaten zu folgen und diese Vorleistungspreise ebenfalls abzusenken. Das würde die Investitionen regionaler Carrier in das Umland der Ballungsräume und Gebiete, in denen die Telekom nicht vertreten ist, begünstigen.

Noch weiter gehen Branchenvertreter in ihren Forderungen. Telekommunikationsanbieter COLT Telecom GmbH sieht keinen echten Wettbewerb auf dem Breitbandmarkt. Die Masse der der DSL-Wettbewerber könnten nur ein Vorprodukt des Ex-Monoplisten unter eigenem Namen weiterverkaufen. 95 Prozent aller von den Wettbewerbern bereitsgestellten Telefonanschlüsse basieren auf einer von der Telekom angemieteten TAL. Damit die Wettberwerber innovative eigene Produkte statt der bisherigen Resale-Angebote entwickeln können, fordert COLT Telecom die Einführung des sogenannten Bitstrom-Zugangs, wie es in nahezu allen europäischen Ländern bereits gängige Praxis sei.