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Mit dem Kamerahandy den Standort bestimmen

Ein Foto der Umgebung verrät die Position
Von Marie-Anne Winter

"Wo bin ich?" Für alle, die Angst haben in einer fremden Stadt verloren zu gehen, könnte bald Rettung in Sicht sein - zumindest, wenn sie mit einem Kamerahandy ausgestattet sind. Mit einem Schnappschuss der Umgebung, genauer: eines Gebäudes in der Nähe, könnte die genaue Position des Fotografierenden bestimmt werden. Eine entsprechende Bilderkennungs-Software wurde von Studenten des Bereichs Vermessungswesen an der Universität Bonn entwickelt.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes bauten die Studierenden die Bilderkennungs-Software "FotoNav" aus, die auf den Arbeiten des kanadischen Forschers David G. Lowe basiert. Die Software analysiert die charakteristischen Merkmale eines Gebäudes und sucht Übereinstimmungen mit gespeicherten Bauwerken heraus. Die Beschränkung auf charakteristische Merkmale soll gewährleisten, dass das Gebäude auch erkannt wird, wenn es aus unterschiedlichen Blickwinkeln und unter verschiedenen Belichtungsverhältnissen fotografiert wird.

Derzeit liegt die Trefferquote der Lösung allerdings erst bei nicht wirklich überzeugenden 50 Prozent. Die Forscher gehen aber davon aus, dass sich die Software leicht optimieren lässt - bisher habe vor allem Zeitmangel eine Verbesserung verhindert. Nun sucht das Entwickler-Team Partner in der Industrie, um das Verfahren weiter zu verfeinern. Darüber hinaus könnten die Orientierungslosen auch mit touristischen Informationen zu bestimmten Gebäuden versorgt werden. Auf diese Weise würde das Handy sogar zum Fremdenführer.

Das Projekt wird auf der Internetseite [Link entfernt] des Instituts für Photogrammetrie vorgestellt. Die dort angelegte Datenbank kennt aber nur Gebäude in der Nußallee in Bonn und einiger angrenzender Straßen. Besucher können sich allerdings an der Erweiterung des Archives beteiligen, indem sie Bilder mit Adresse und Beschreibung hinterlegen.

Über einen ähnlichen Ansatz hatten wir bereits im April berichtet. Die Forscher Robert Cipolla und Duncan Robertson von der Universität Cambridge haben eine Datenbank entwickelt, die eine dreidimensionale Darstellung realer Stadtbilder umfasst. Damit sollen sie sogar in der Lage sein, den Standort des Fotografen auf den Meter genau zu bestimmen. Das Prinzip ist im Grunde das Gleiche: Der Hilfesuchende schickt ein Foto per MMS an einen bestimmten Server, wo die Bilderkennungssoftware hinterlegt ist und bekommt dann gegen eine Gebühr seinen Standort und eine Wegbeschreibung auf das Handy geschickt.