Netzarchitektur

T-Com: Umstellung auf Internet-Technologie vorbereitet

Neue Netztechnik in der Slowakei besitzt Pilotfunktion
Von Björn Brodersen

Wie berichtet will die Deutsche Telekom bis zum Jahr 2012 das herkömmliche Telefonfestnetz in Deutschland auf Internet-Technologie umstellen. Bei ihrer Tochtergesellschaft in der Slowakei, Slovak Telecom, erprobt die Telekom jetzt mit dem Next Generation Network (NGN) eine Netzarchitektur, die als Grundlage für die Internettelefonie dient. Nach einem Bericht des Branchendiensts Vereinigte Wirtschaftsdienste (vwd) löst bei der slowakischen Telekom-Tochter NGN das alte Analognetz auf einen Schlag ab, eine Digitalisierung des Netzes wird dabei übersprungen. Für Deutschland, wo die neue Netztechnik schrittweise eingeführt werden soll, besitzt die Umstellung Pilotfunktion.

Grund für die verschiedenen Einführungsgeschwindigkeiten in den beiden Ländern ist nach Angabe des Technikvorstands der Festnetzsparte T-Com, Roland Kittel, eine "Overlay-Strategie": Die Telekom will NGN in Abhängigkeit von der Nachfrage nach neuen Produkten einführen und dabei das bisherige Netz beibehalten. Die neue Netztechnik soll das herkömmliche Festnetz in Deutschland erst ersetzen, wenn die dadurch möglichen Anwendungen auch einsatzbereit sind. Das Telekom-Netz in Deutschland sei mit hohen Investitionen bis 1998 vollständig digitalisiert worden und könne zurzeit alle Leistungsmerkmale für den Massenmarkt abbilden, sagte Kittel.

Bislang gibt es zwei getrennte Plattformen für Sprach- und Datenanwendungen. Bei NGN in Verbindung mit DSL-Internetanschlüssen sollen beide Funktionen verbunden werden und die Dienste auf Basis des Internets abgewickelt werden. So ließen sich beispielsweise Videokonferenzen mit anderen Sprachtelefonaten kombinieren. Auch sorgt NGN für einen reibungslosen Übergang zwischen dem Internet und herkömmliches Telefonnetz (Click to dial). In technischer Hinsicht ist nach Angaben der T-Com für den NGN-Start alles vorbereitet, die Inbetriebnahme soll zusammen mit der Einführung erster Angebote auf Internetbasis geschehen. Bisher hieß es, die Markteinführung werde im zweiten Halbjahr 2005 erfolgen.

Dann will die T-Com die Anrufweiterleitung in die WLAN- und Internet-Welt als Zusatzleistung in den eigenen Anschluss integrieren. Dadurch können die Kunden ihren ISDN-Anschluss überall dorthin mitnehmen, wo eine Einwahlmöglichkeit in das Internet besteht. Der neue Dienst soll es erlauben, an jedem mit dem Internet verbundenen Ort unter der eigenen Festnetznummer Anrufe mittels VoIP entgegenzunehmen und Gespräche zu führen. Voraussetzung für die Nutzung ist ein IP-fähiges Endgerät, beispielsweise ein multimediafähiges Notebook oder ein PDA mit WLAN-Karte und einem speziellen Software-Client.