Schlüsselmarkt

Cable & Wireless baut Aktivitäten in Deutschland aus

Unternehmen erwartet mehr Investitionsbereitschaft und setzt aufs Internet-Musikgeschäft
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die britische Telekommunikationsgruppe Cable & Wireless will nach der Trennung von dem verlustreichen US-Privatkundengeschäft ihre Aktivitäten in Deutschland verstärken. "Wir konzentrieren unsere Aktivitäten jetzt vor allem auf europäische Kunden, die internationale Anforderungen haben", sagte Deutschland- Chef Jörg Becker der dpa in München. Ein Schlüsselmarkt sei dabei Deutschland, das sich seit Eröffnung der ersten Niederlassung in München vor vier Jahren zum wichtigsten Standort in Kontinentaleuropa entwickelt habe. Ins Visier nimmt das Unternehmen vor allem Kunden im Finanz-, Medien- und Technologiesektor.

Während viele Unternehmen der Telekommunikationsbranche zuletzt Stellen abbauen mussten, expandiert Cable & Wireless derzeit hier zu Lande. "Wir wachsen hier. Gerade in München suchen wir Mitarbeiter." Weltweit hat Cable & Wireless 17 000 Mitarbeiter, 260 davon in Deutschland mit den Standorten München, Hamburg, Frankfurt und Düsseldorf. Zu den Kunden in Deutschland zählen Unternehmen wie Siemens, die Allianz und Cisco.

Das 140 Jahre alte Unternehmen stellt für Großunternehmen unter anderem die Infrastruktur für Internet- und Datendienstleistungen bereit und bietet Mobilfunkbetreibern wie o2 Sprachdienste an. Auch die Geschäfte in Osteuropa sollen im Zuge der EU-Erweiterung ausgedehnt werden. Allerdings sei vorläufig nur die Akquise von Kunden und nicht die Eröffnung neuer Standorte in Osteuropa geplant.

Nach Milliardenverlusten im zurückliegenden Geschäftsjahr sieht Becker das Unternehmen auf Erholungskurs. Dazu trage auch die Abspaltung des auf Privatkunden spezialisierten US-Geschäfts bei, die seit Beginn des Jahres abgeschlossen sei. In Großbritannien hatte das Unternehmen im Zuge von Restrukturierungsmaßnahmen zudem 1 100 Stellen abgebaut. 2002/2003 (31. März) hatten sich die Verluste der Gruppe auf 6,1 Milliarden Pfund (9,1 Milliarden Euro) summiert.

Nach der jahrelangen Krise in der Telekommunikationsbranche erwartet Becker wieder Wachstumschancen für das Unternehmen. "Die Bereitschaft der Kunden zu Investitionen hat sich verbessert." Der Aufschwung in diesem Jahr falle aber voraussichtlich noch verhalten aus. Potenziale biete beispielsweise der Markt für legale Musik-Downloads aus dem Internet. Dazu bietet das Unternehmen zusammen mit einem Partner eine Lösung an, die es Geschäftskunden ermöglicht, solche Downloads auf ihren Webseiten zur Verfügung zu stellen. Die Initiative werde von der Musikindustrie unterstützt, sagte Becker. "Wir gehen davon aus, dass die Verfügbarkeit von legalen Downloadmöglichkeiten die Voraussetzung für den Kampf gegen die Musikpiraterie ist."