Konsolidierungswelle

Telekommunikationsbranche: Konzentration aufs Kerngeschäft

TK-Unternehmen wollen Geschäftsbereiche auslagern
Von Marie-Anne Winter

Die deutsche Telekommunikationsbranche steht vor gravierenden Veränderungen: Die allgemeine Wirtschaftssituation zeigt, dass große Unternehmen nicht in allen Bereichen effizient arbeiten können. Nach der aktuelle Studie "Branchenkompass Telekommunikation" von Mummert Consulting und dem F.A.Z.-Institut wollen als die Hälfte der Telekommunikationsunternehmen bis 2006 Geschäftsbereiche auslagern. Zwei von drei Anbietern wollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Darüber hinaus plant rund jedes zweite Unternehmen das so genannte Insourcing: Leistungen der eigenen Abteilungen sollen auch anderen Firmen angeboten werden.

Ganz oben auf der Liste der Bereiche, die ausgelagert werden sollen, stehen mit je zwölf Prozent die Kundenbetreuung im Call-Center und der technische Betrieb. Jeweils sieben Prozent der Firmen wollen die Rechnungstellung (Billing) und die technische Internetbetreuung (Hosting) nach außen geben. Gut ein Drittel plant, die Dienste künftig bei externen Unternehmen einzukaufen. Neue Tochtergesellschaften oder Joint Ventures zu gründen, haben mit sieben und fünf Prozent nur sehr wenige Anbieter vor. Knapp die Hälfte der Unternehmen will allerdings derzeit keine Bereiche outsourcen.

Der Hintergrund für solche Pläne ist laut Mummert Consulting der schärfere Wettbewerb. Er zwinge die Branche zu einer strikten Kostenpolitik. Das Outsourcing sei eine Folge, doch parallel dazu wachse auch eine allgemeine Kooperationsbereitschaft. Neben Partnerschaften mit Wettbewerbern würden inzwischen viele Unternehmen über den Tellerrand schauen. So suchten beispielsweise 66 Prozent Kontakte zum Handel, 61 Prozent wollen mit der öffentlichen Verwaltung kooperieren.

Innerhalb der Telekommunikationsbranche sind die Internetanbieter als Partner am beliebtesten. Zu ihnen suchen fast alle Festnetzdienste sowie die meisten Mobilfunkanbieter, Portalbetreiber und Softwarefirmen neue Geschäftskontakte. Jeweils knapp die Hälfte dieser Firmengruppen plane bis 2006 sogar eine intensive Zusammenarbeit mit Internetanbietern.

Laut Mummert stehen der Branche noch weitere Übernahmen und Fusionen bevor. Laut der Studie betreffen sie vor allem die Festnetzbetreiber und Festnetzdienste. Unter ihnen zeichne sich der Beginn einer regelrechten Konsolidierungswelle ab. Aber auch überdurchschnittlich viele Internetanbieter seien an einer Fusion mit anderen Unternehmen interessiert.