Fortschritte

Bluetooth: Der Markt ist reif

Neue Analyse von Frost & Sullivan sieht noch erhebliches Potenzial
Von Marie-Anne Winter

Keine andere drahtlose Kommunikationstechnologie hat bislang eine derartige Berg- und Talfahrt hinter sich gebracht und dabei in nur sechs Jahren so große Fortschritte gemacht wie Bluetooth. Seit ihrer Einführung als Industriestandard im Jahr 1998 hat sich die Technologie weit von ihrer ursprünglichen Funktion als reiner Kabelersatz entfernt, und der Markt hat ein beträchtliches Volumen erreicht. Bereits zwischen 2001 und 2002 hatte sich die Anzahl der produzierten Chipset-Lösungen von knapp zehn Millionen auf rund 34 Millionen erhöht. Und der Boom hält an: Im Jahr 2003 wird die Branche laut einer neuen Analyse der internationalen Unternehmensberatung Frost & Sullivan [Link entfernt] mindestens die 70-Millionen-Marke erreichen.

Inzwischen haben die Bluetooth-Spezifikationen ein Niveau erreicht, wo Hindernisse wie die mangelnde Interoperabilität zwischen den Geräten oder Interferenzen mit anderen Funktechnologien quasi ausgeräumt sind und die Erschließung neuer Anwendungen bei weitem kein unlösbares Problem mehr darstellt. Auch die Zukunft scheint gesichert: Durch die Eigenverpflichtung zur kontinuierlichen Entwicklung neuer Standards wollen sich die Bluetooth-Anbieter in der Arena der drahtlosen Kommunikation auch langfristig unentbehrlich machen. Unterstützt wird das Wachstum von den spektakulären Fortschritten im Sektor für Halbleiter und Subsysteme, der allerdings laut Charles Ferreiro, Wireless Programme Manager bei Frost & Sullivan, mittlerweile durch einen starken Konsolidierungstrend gekennzeichnet ist.

Bluetooth wird für die drahtlose Kommunikaion unentbehrlich

Erhebliches kurz- wie auch langfristiges Potenzial bergen vor allem Marktsegmente wie Handys und PC-basierte Anwendungen. Zudem werden neue Bereiche wie Industrie- und Automobilanwendungen mit der Zeit immer mehr an Bedeutung gewinnen. "Die Chancen für Bluetooth sind wirklich enorm," so Ferreiro. "Gerade im Sektor für Personal Area Networking gibt es bisher keine echte Konkurrenz. Es sind zwar neue Technologien auf dem Vormarsch, die Bluetooth in Bezug auf Reichweite, Volumen oder auch Marktreife jedoch bei weitem nicht das Wasser reichen können."

Doch gerade weil Bluetooth die Marktreife erreicht hat, müssen sich die Entwickler langsam, aber sicher mit den Gegebenheiten eines kommerziellen Umfelds auseinandersetzen. Denn die Zeiten, in denen man als Start-up mit Bluetooth schnelles Geld machen konnte, sind vorbei: Wer längerfristig überleben will, braucht mittlerweile einen gut durchdachten Businessplan und eine klare Value Proposition. "Viele der kleinen, frühen Technologie-Entwickler - egal ob im Hardware- oder Software-Bereich - gingen fest davon aus, dass mit Bluetooth mit bescheidenen Investitionen hohe Umsätze zu erzielen seien. Diese Rechnung ging tatsächlich auf - allerdings nur für die paar Unternehmen, die sich rechtzeitig wieder aus dem Markt zurückgezogen haben," erläutert Ferreiro. "Der Rest dagegen hatte dann im Zuge der allgemeinen weltweiten Wirtschaftsflaute und der Umsatzeinbrüche im Technologie-Sektor Probleme, seine Geschäftsziele beziehungsweise seine ursprünglichen IPO-Strategien umzusetzen. Seither besteht die Herausforderung darin, die unternehmerischen Aktivitäten in einen stabilen Rahmen zu bringen.

Die Produktunterschiede werden kleiner - Preis wird wichtiger

Selbst für einige der größeren Marktakteure aus den Anfangszeiten waren die Erträge aus dem Bluetooth-Geschäft zu niedrig, um ein intensives Engagement auch langfristig zu rechtfertigen. So schraubten Unternehmen wie Avaya, Intel und Motorola ihr Aktivitätsniveau erheblich zurück, als die ursprüngliche Hysterie um die Technologie abflaute und die Einschätzung ihres Potenzials realistischer wurde.

Die meisten großen Entwickler wie beispielsweise Cambridge Silicon Radio gründeten ihren Erfolg auf technische Innovation und umfangreichen Kundensupport im Entwicklungsbereich. Doch kommen die Kunden aus den wichtigsten Anwendungskategorien mit der Zeit immer besser mit der Entwicklung zurecht, so dass die Support-Leistung weniger wichtig wird und dafür der Preis als wettbewerbsentscheidender Faktor in den Vordergrund rückt. "Kunden Unterstützung zu bieten wird immer von großer Bedeutung bleiben, besonders in aufstrebenden Märkten," sagt Ferreiro. "Doch in dem Moment, wenn alle Entwickler ein ähnliches Funktionalitätsniveau erreichen, wird es immer schwieriger, die Kaufentscheidung nach Spezifikationskriterien zu richten."

In den nächsten Jahren werden sich die Bluetooth-Komponenten laut Frost & Sullivan immer stärken angleichen. Halbleiter-, Protokollsoftware- und IP (Intellectual Property)-Entwickler bekommen diese Entwicklung bereits jetzt zu spüren. Wachstumschancen ergeben sich vor allem aus der Erschließung neuer Anwendungsbereiche, doch werden sich nur diejenigen Anbieter durchsetzen können, die eine klare Kompetenz im Bereich Klientensupport demonstrieren.

Der langfristige Erfolg der Unternehmen im Bluetooth-Hableiter-Sektor, einschließlich der Software- und IP-Entwickler, wird nach Ansicht von Frost & Sullivan davon abhängen, ob es gelingt, aus den verschiedenen neuen Anwendungsbereichen genau die richtigen zu identifizieren, um das Interesse der Kunden zu wecken und einen Kundenstamm aufzubauen. "Es wird also darum gehen zu erkennen, in welchen Segmenten das größte Potenzial liegt, und dann die entsprechenden Strategien und Programme zu entwickeln, um die Möglichkeiten voll auszuschöpfen," schließt die Analyse.