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Editorial: Das Ende der Fachmesse "Systems"?

Billigtickets werden unters Volk geschmissen
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Eine Fachmesse lebt von zwei Gruppen: Ausstellern und Fachbesuchern. Je mehr Aussteller, und je mehr Besucher, desto mehr Kontakte sind möglich. Gab es viele gute Kontakte, über die auf der Messe oder danach gute Geschäfte gemacht wurden, kommen beide Gruppen gerne wieder. War es hingegen nicht so gut, wird die Teilnahme an der Messe reduziert oder gar komplett eingestellt.

Seit dem Platzen der "Internet-Blase" prüfen viele IT-Firmen ihre Marketing-Ausgaben besonders genau. Die Folge sind sinkende Ausstellerzahlen auf fast allen IT-Messen. Dieses zieht wiederum sinkende Besucherzahlen nach sich.

Die Fachmesse Systems in München ist von dieser Entwicklung besonders getroffen. Wie berichtet sinken auch in diesem Jahr die Ausstellerzahlen nochmals um etwa 30 Prozent. In guten Jahren war sie auf dem besten Weg, sich zur zweiten großen ITK-Fachmesse im Herbst (neben der CeBIT Ende März) zu etablieren. Derzeit droht sie jedoch zu einer "Münchner Regionalmesse" zu verkommen. Dieses Jahr werden nur noch 1 150 Aussteller erwartet. Waren es zeitwillig bis zu 15 Messehallen, die gefüllt waren, sind es dieses Jahr nur noch sieben.

Um die Besucherzahlen nach oben zu treiben, hat man sich dieses Jahr etwas neues einfallen lassen: Man kooperiert mit großen Verlagen, über die kostenlose Systems-Tickets verteilt werden. Diese haben wir bereits in den Zeitschriften "PC Professional" und der "c't" gesehen. Andere Magazine könnten noch folgen.

Unklar ist, ob man damit wirklich die erwünschte Trendwende schaffen kann. Zwar dürften die Kostenlos-Tickets zusätzliche Besuchergruppen anlocken. Doch werden das kaum die Besucher sein, die sich die Aussteller wünschen. Mit Personen, die wegen der 29 Euro für eine reguläre Eintrittskarte nicht auf die Messe kommen, wird man kaum Geschäfte über 10 000 Euro oder mehr abschließen können.

Schlimmer noch: Je mehr Besucher die Gänge verstopfen oder die Verkäufer auf den Messeständen belagern, desto mehr könnten die eigentlich wichtigen Besucher verärgert werden. Denn für diese ist die beim Warten vertrödelte Zeit viel wertvoller, als ein paar Euro für die Eintrittskarte.

Wo die Reise hingeht, sieht man auf Ebay: Mit den Suchworten "Systems München" bzw. "Systems Messe" findet man dort etliche der per Zeitschrift verteilten Gast-Tickets zum Verkauf. Als diese Zeilen geschrieben wurden, waren die Tickets bis auf eine Ausnahme nicht über den Anfangspreis von 1 Euro hinausgekommen.