Grundlagenforschung

Mobilfunkstrahlung kann Erbgutschäden verursachen

Neue Ergebnisse einer internationalen Forschergruppe werden heute in der ARD vorgestellt
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Inwieweit Mobilfunkstrahlen schädigende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit haben, wird weiterhin heiß diskutiert. In Deutschland gibt es mittlerweile über 60 Millionen Handynutzer. Die meisten von ihnen wollen nicht mehr auf ihr Handy verzichten. Andererseits gibt es inzwischen auch etwa 12 000 lokale Gruppierungen, die gegen den zunehmenden Elektro-Smog protestieren. Und mehr als 20 000 Gutachten gehen der Frage nach, wie schädlich der Elektro-Smog tatsächlich ist.

Unbestritten ist, dass die Strahlung, die von Sendeanlagen und Endgeräten ausgeht, meßbare Effekte auf den menschlichen Organismus hat. Ob und auf welche Weise diese auch zu Gesundheitsschäden führen, ist dagegen sehr umstritten. Ein internationales Forscherteam hat nun in Laborversuchen Hinweise dafür gefunden, dass elektromagnetische Felder - wie sie beim Mobilfunk entstehen - das menschliche Erbgut schädigen können. Allerdings wurden die Versuche der Reflex-Forschergruppe bislang nicht von anderen Forschergruppen reproduziert und nur an Zelllinien durchgeführt. Deshalb können diese Ergebnisse noch nicht auf den Menschen zu übertragen werden.

Das betonte Rudolf Fitzner von der Berliner Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Benjamin Franklin gestern an Anfrage der dpa. Die ARD hat für heute Abend um 23 Uhr unter dem Titel "Bei Anruf Smog?" einen SWR-Beitrag über die Forschungsergebnisse vorgesehen.

In den Versuchsreihen wurden verschiedene Zelltypen elektromagnetischen Feldern unterschiedlicher Frequenz ausgesetzt. Bei bestimmten Expositionsintervallen zeigten sich Brüche in den Erbgutträgern, den Chromosomen. "Allerdings sind uns die Mechanismen noch völlig unklar", erläuterte Fitzner. Deshalb müssten zunächst weitere Forschungen folgen, bevor mögliche Konsequenzen formuliert werden könnten. Der Koordinator des Reflex-Projekts, Prof. Franz Adlkofer von der Stiftung Verum, wollte in dem SWR-Beitrag aber nicht ausschließlich, dass die Politik möglicherweise künftig über "solidere wissenschaftlich fundierte Grenzwerte" nachdenken müsse.

In dem von der EU finanzierten Reflex-Projekt arbeiten Teams zwölf europäischer Grundlagenforscher zusammen. Eine Linksammlung zum Thema Mobilfunkstrahlung gibt es auf der Internetseite [Link entfernt] des SWR.