Routing

Conos: Call-by-Call via Handy-Prepaidkarte

Festnetzgespräche zu E-Plus werden über Free & Easy-Karten vermittelt
Von Volker Schäfer

Call-by-Call-Anbieter sind zuweilen sehr einfallsreich, wenn es um die Vermittlung von Telefongesprächen zu möglichst günstigen Konditionen geht. In der Anfangszeit der Liberalisierung des deutschen Telefonmarktes wurden beispielsweise Telefonate in die Mobilfunknetze über ausländische Partnerfirmen vermittelt. So konnte man die hohen Vermittlungskosten, die für die Gesprächsübergabe vom Festnetz in die Handynetze anfallen, umgehen.

Nachteil: Ganz zuverlässig klappte das Routing nicht. Manchmal hörten Kunden statt des gewünschten Gesprächspartners nur ein Besetztzeichen oder eine Ansage einer ausländischen Telefongesellschaft. Inzwischen wurden die Interconnection-Gebühren zwischen Festnetz und Mobilfunknetzen gesenkt, so dass Call-by-Call- und Pre-Selection-Anbieter auch offiziell günstigere Preise für die Vermittlung von Telefonaten zum Handy bekommen und an ihre Kunden weitergeben können.

Einsparmöglichkeiten gibt es dennoch: So sind netzinterne Gespräche bei vielen Handynetzen besonders günstig. So bietet E-Plus zum Beispiel für Prepaidkunden Telefonate innerhalb des eigenen Netzes an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr für 15 Cent pro Minute an.

Diesen Preis machte sich die Telefongesellschaft Conos zu Nutze: Sie vermittelt Gespräche, die über die Sparvorwahl 01063 zu E-Plus-Anschlüssen geführt werden, mit Free & Easy-Karten. Das Troisdorfer Unternehmen hat so pro Gesprächsminute Kosten von 15 Cent, verlangt für das Telefonat aber 24,5 Cent pro Minute. Den Gewinn kann man sich leicht ausrechnen.

Die Übertragungsqualität ist einwandfrei, in der Regel fällt diese etwas kuriose Art des Gesprächsaufbaus gar nicht auf. Ausnahmen bestätigen aber die Regel. Eine solche Ausnahme ist zum Beispiel, wenn Conos versäumt, die Prepaidkarten rechtzeitig nachzuladen. Anstelle des gewünschten Gesprächspartners hört man dann nämlich die Ansage, dass das Restguthaben auf der Free & Easy-Karte für die gewählte Verbindung nicht ausreicht.

Leicht nachvollziehen kann man den Leitungsweg, den Conos zu E-Plus nimmt, übrigens, wenn man beispielsweise die netzinternen Kurzwahlen für Kontomanager oder Anrufbeantworter wählt. Ruft man die 01063-0177-1155 an, so landet man in vielen Fällen tatsächlich im Kontomanager der Free & Easy-Karte, über die die Vermittlung erfolgt. Eingaben sind dort allerdings nicht möglich, da Conos die Übermittlung von MFV-Tönen unterdrückt.

Unter 01063-0177-9911 erreicht man so auch den E-Plus-Anrufbeantworter der jeweiligen Karte. Mit etwas Glück hat diesen noch nie jemand bedient, so dass man diesen sogar einrichten kann. Hier funktioniert auch die Übermittlung der MFV-Signale. Allerdings wäre es reiner Zufall, wenn man bei einem erneuten Anruf auf die gleiche Mailbox stößt.

Eine pfiffige Idee ist das Routing über Prepaidkarten in jedem Fall. Allerdings zeigt es auch sehr deutlich, dass der reguläre Weg eines Telefonats vom Festnetz zum Handy noch immer viel zu teuer ist. Gäbe es hier faire Interconnection-Gebühren, so müssten sich die Festnetz-Anbieter nicht derartiger Tricks bemühen.