kein Druchbruch

Outdoorhandys sind nicht "in"

Strapazierfähige Mobiltelefone vom Aussterben bedroht
Von dpa / Marie-Anne Winter

Handys müssen was aushalten können: Ihnen drohen Stürze aus Jackentaschen, Kratzer durch Schlüssel oder Kleingeld und "Wasserschäden" durch Regentropfen oder Kondenswasser. Und wehe dem Mobiltelefon, das an den Strand oder zum Mountainbike-Fahren mitgenommen wird. Daher schien es nahe zu liegen, dass einige Hersteller spezielle, besonders robuste Outdoor- oder Sport-Handys in ihr Programm nahmen. Deren Durchbruch auf dem Markt ist jedoch bis heute ausgeblieben.

Das kann Henning Withöft von der Stiftung Warentest in Berlin bestätigen: "Wir haben in zurückliegenden Jahren einige Outdoor-Handys geprüft, hatten jetzt aber seit einer Weile keine mehr."

Als "Urvater" der besonders robusten Mobiltelefone bezeichnet Alexander Krug, Redakteur bei der in Stuttgart erscheinenden Telekommunikations-Zeitschrift "Connect" das R 250s Pro von Ericsson, das vor etwa vier Jahren auf den Markt kam. "Wir haben mit dem Handy als Ball auf einer Schneedecke Fußball gespielt, und das war kein Problem."

Nachfolger des widerstandsfähigen Geräts war das R 310s, dem die Stiftung Warentest in Ausgabe 12/2000 von "test" in der Kategorie "Bruchfestigkeit" eine glatte Eins verlieh. Auch Wasserattacken hielt das Handy problemlos stand. "Das konnten sie wirklich unter die Dusche halten", sagt Withöft. Ähnlich Outdoor-tauglich war nach Burkerts Angaben das Modell 6250 von Nokia.

Schon zur nächsten Generation gehören die Modelle 5210 von Nokia und ME45 von Siemens. Beide würden eine kalte Dusche nicht überleben. "Würde das ME45 in einen See fallen, wäre es kaputt", sagt Anja Klein, Referentin für Mobiltelefone bei Siemens in München über das im Juli 2001 erschienene und - mit aktualisierter Software - weiter erhältliche Handy.

Einzige explizit als besonders strapazierfähig erklärte Neuerscheinung dieses Jahres ist das 5100 von Nokia. Das finnische Unternehmen bewirbt es als "idealen Begleiter für Globetrotter und sportlich aktive Menschen". Dazu soll es unter anderem seine Unempfindlichkeit gegenüber Spritzwasser, Staub und Erschütterungen machen. "Man nennt solche Geräte inzwischen eher Sport- als Outdoor-Handys", erklärt Burkert.

Entscheidende Hemmschuhe für den Erfolg der robusten Handys auf dem Markt sind nach Ansicht der Experten ihre Größe und ihr Gewicht. "Gerade die Ericsson- und Nokia-Geräte waren voluminös", sagt Krug. Das Ericsson R 310s beispielsweise brachte bei einer Länge von 139 Millimetern stolze 171 Gramm auf die Waage - jeweils deutlich mehr als "herkömmliche" Handys.

Eine Rolle spielt möglicherweise auch das Design: "Etwa das 6250 von Nokia sah nicht richtig gut aus", lautet Krugs Meinung. Nach Burkerts Worten wünscht sich die Mehrzahl der Handy-Käufer, dass "High-Tech aussieht wie High-Tech" - und das erfüllten die Outdoor-Handys nicht in ausreichendem Maß.

Hauptgrund für den bisher mangelnden Erfolg könnte jedoch ein weitaus nahe liegenderer sein: die Tatsache, dass die Geräte in Wirklichkeit gar nicht entscheidend widerstandsfähiger sind als das Gros der Mobiltelefone. "Handys sind heute schon so robust, dass sie zum Beispiel Anforderungen im Sport gewachsen sind", sagt Siemens-Sprecherin Klein. So schneiden die meisten neuen Modelle laut Withöft bei Feuchtigkeitstests gut ab und und verlieren erst nach längerem Gebrauch ihre Resistenz gegen Spritzwasser.

"Normalerweise halten Handys locker einen Sturz auf die Straße aus", sagt Burkert. Das Aus für das Gerät komme in der Regel erst, wenn zum Beispiel das Display auf einen spitzen Stein fällt. "Es gibt ja auch Taschen, die das Gerät schützen", so Krug. Daher scheint es auch höchst ungewiss, dass den Outdoor-Handys doch noch der große Durchbruch bevorsteht. "Es ist kein neues Modell angekündigt", sagt beispielsweise Siemens-Sprecherin Klein.