Bilanz

Nokia übertraf erneut Gewinnerwartungen und bleibt optimistisch

Trotz rückläufiger Umsätze konnte Gewinn deutlich gesteigert werden
Von dpa /

Der weltgrößte Handy-Konzern Nokia hat im vergangenen Jahr trotz rückläufiger Umsätze seinen Gewinn deutlich gesteigert und die allgemeinen Erwartungen noch übertroffen Der Reingewinn stieg im Jahresvergleich um 54 Prozent auf 3,38 Milliarden Euro. Auch bei der mit besonderer Spannung erwarteten Prognose für die Branchenentwicklung sorgte Nokias Konzernchef Jorma Ollila mit seiner optimistischen Vorhersage von "zehn Prozent oder etwas mehr" für überraschend positive Töne.

Im vergangenen Jahr wurden weltweit insgesamt 405 Millionen Handys verkauft. Die Branche hofft auf Wachstumsschübe durch die neuen Mobiltelefone mit eingebauten Kameras, Bildübertragung und anderen Neuerungen. Wegen noch weitgehend fehlender Anwendungsmöglichkeiten und Kapitalmangel der Telekonzerne beim Ausbau der 3G-UMTS-Netze besteht aber große Unsicherheit über die Zukunftsaussichten.

Der Aktienkurs von Nokia blieb nach Bekanntgabe der Bilanz trotzdem praktisch unverändert. Beobachter führten dies auf die Ankündigung eines relativ schwachen ersten Quartals 2003 mit einem Wachstum von null bis neun Prozent bei Mobiltelefonen zurück. Ollila sagte dazu auf einer Pressekonferenz: "Diese Ziffer zeigt die Schwierigkeit für Vorhersagen. Wir rechnen aber damit, dass der Aufschwung im zweiten Quartal kommt." Nokia erreichte 2002 beim weltweiten Handy-Verkauf einen Marktanteil von 38 Prozent und sieht nach Aussage Ollilas gute Möglichkeiten, in absehbarer Zeit die seit mehreren Jahren angestrebte Marke von 40 Prozent zu erreichen.

Der operative Gewinn vor Sonderposten und Firmenwertabschreibungen verbesserte sich im vergangenen Jahr um drei Prozent auf 5,4 Milliarden Euro. Dabei sank der Umsatz um vier Prozent auf gut 30 Milliarden Euro. Im vierten Quartal schoss der Reingewinn um 132 Prozent auf fast 1,05 Milliarden Euro hoch (Vorjahr: 450 Mio. Euro). Vor Sonderposten und Firmenwertabschreibungen lag das operative Ergebnis dabei mit rund 1,7 Milliarden Euro (Plus vier Prozent) über den Erwartungen der Analysten von 1,6 Milliarden Euro. Der Umsatz im vierten Quartal wuchs um ein Prozent auf 8,84 Milliarden Euro.

Mit einer Gewinnquote bei der Handysparte von 24,4 Prozent im vierten Quartal lag Nokia wiederum in einer Klasse für sich gegenüber allen anderen Anbietern von Mobiltelefonen. Für den gesamten Jahresverlauf strich Nokia beim Handy-Verkauf 22,4 Prozent desUmsatzes als Gewinn ein. Im Vorjahr hatte der Wert bei 19,5 Prozent gelegen. Ollila sagte dazu: "Wir haben es wieder geschafft, unsere starke Marke, das gute Angebot und eine hocheffektive Struktur in starke Erträge umzusetzen." Der Reingewinn pro Aktie stieg um 54 Prozent auf 0,71 Euro.

Insgesamt verkaufte Nokia im vergangenen Jahr 152 Millionen Handy, davon allein im vierten Quartal 46 Millionen - das bisher beste Ergebnis in einem Dreimonatsabschnitt. Der Umsatz mit Mobiltelefonen stagnierte 2002 bei 23,2 Milliarden Euro.

Nokias im Vergleich zu den Handys wesentlich kleinere Netzwerksparte schrumpfte im letzten Jahr um 13 Prozent. Für das laufende Jahr sagte Ollila ein weiteres Schrumpfen des Marktes um fünf bis zehn Prozent voraus. Diese Aussage führte nach einer deutlich pessimistischer erwarteten Prognose zu Kurssteigerungen bei den Aktien des schwedischen Nokia-Konkurrenten Ericsson, der fast ausschließlich Netzwerke und Infrastruktur für die Mobiltelefonie liefert.

Bei Analysten stieß die Nokia-Bilanz einschließlich der Prognose für 2003 auf eine überwiegend positive, aber keine begeisterte Aufnahme. Unter anderem hieß es in Helsinki, zusammen mit der ebenfalls positiven Bilanz des US-Konzerns Motorola als Nummer zwei der Branche vom Vortag könnten sich die Mobilfunk-Produzenten nach den beiden zurückliegenden Jahren mit drastischen Wachstumseinbrüchen wieder auf stabilere Entwicklungen einstellen.

Wettbewerber Siemens steigerte im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2002/03 (30. September) den Absatz von neun auf elf Millionen Handys. Der Quartalsumsatz des Mobilfunkbereichs ICM fiel wegen niedrigerer Netzwerk-Erlöse von 3,1 auf 2,8 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern stieg von 37 auf 59 Millionen Euro. Siemens rechnet 2003 mit einem Gesamtabsatz von 420 Millionen Handys aller Hersteller.

Die Zusammenarbeit mit dem krisengeschüttelten Büdelsdorfer Mobilfunk-Anbieter MobilCom, für den Nokia das UMTS-Netz aufbauen sollte, kostete die Finnen 265 Millionen Dollar. Die Milliarden-Kredite für die UMTS-Ausrüstung sollen grundsätzlich von MobilCom-Großaktionär France Télécom übernommen werden. MobilCom hat sich inzwischen von der UMTS-Zukunft verabschiedet.