Service-Katastrophen

Wenn man zu Weihnachten sein Handy verliert...

Odyssee eines o2-Kunden
Von Marie-Anne Winter

Der Albtraum eines jeden Handysbesitzers: Das gute Stück ist plötzlich verschwunden. Nicht nur, dass die Verbindung zur Welt plötzlich abreißt und man ohne die Telefonnummern seiner besten Freunde da steht - jemand anders könnte jetzt mit Gesprächen zu einschlägigen 0190-Nummern oder ins Ausland eine horrende Rechnung produzieren, für die man am Ende gerade stehen muss.

Also als erstes die SIM-Karte sperren lassen. Aber das ist gar nicht so einfach, wie die Odyssee eines teltarif-Lesers zeigt, der am Tag vor Heiligabend plötzlich sein Handy vermisste. Aus dem Tagbuch eines o2-Kunden:

23.12. 14:15 Uhr: Ich komme zu meinem Auto und das Handy ist weg. Na gut, vielleicht habe ich es ja auch bei einem Freund oder bei mir zu Hause liegen lassen. Keine Panik.

23.12. 23:55 Uhr: Langsam bekomme ich doch Panik. Das Handy ist nicht aufzufinden. Gegen Mitternacht wird mir klar, dass das Handy wirklich weg ist. Immerhin habe ich meinen Laptop noch. Ich versuche also, bei meinen Eltern per Analog-Modem ins Internet auf die Seite von o2 Germany [Link entfernt] zu kommen. Erstmal ein Intro, warten, dann Pure-Version ausgewählt. Ewige Ladezeiten. Nach langer Suche ist klar: Direkt per Internet kann man das Handy nicht sperren, und weitere Service-Telefonnummern soll man doch bitte auf seiner Rechnung nachschauen. Zufällig haben meine Eltern keine Kopien meiner o2-Rechnungen. Warum auch? Meine Rechnungen liegen im 600 Kilometer entfernten Berlin. Na toll.

24.12. 01:00 Uhr: Ich rufe die Auskunft an, und erhalte eine Rufnummer: 0800-9010000. Prima, ein freecall! Ich schöpfe neuen Mut, gleich wird alles gut... Leider bekomme ich schnell heraus, dass diese Nummer veraltet ist, und ohne automatische oder angesagte Weiterleitung zu einer funktionierenden Nummer. Es kommt einfach keine Verbindung zustande.

Na gut, nochmal bei der Auskunft angerufen. Jetzt bekomme ich die Nummer 0179-55222. Die scheint zu funktionieren! Endlich bin ich mit dem Telefoncomputer von o2 verbunden. Doch meine Erleichterung schlägt schnell in Frustration um: Leider haben meine Eltern ein Telefon, das kein Tonwahlverfahren zulässt. Egal, welche Taste ich drücke, ich komme einfach nicht weiter. Daran scheitert auch, dass ich mich zu einem menschlichen Operator verbinden lassen könnte. Ich kann es kaum fassen. Wie soll ich jetzt meine SIM-Karte sperren lassen?

24.12. 01:20 Uhr: Ich beschließe, trotz der fortgeschrittenen Stunde, eine Freundin anzurufen. Sie ist bei teltarif, das wird sie interessieren. Ich habe endlich einmal Glück, sie ist noch wach und geht ans Telefon! Ich erkläre ihr mein Missgeschick und bitte sie, die Sperrung meiner Karte für mich zu erledigen. Sie will es versuchen. Eine Viertelstunde später ruft sie zurück: Es hat geklappt, sie musste etwas Überzeugungsarbeit leisten, konnte aber die Dame von der Kartensperrung dazu bewegen, zu akzeptieren, dass es ein Notfall ist. Mit der Angabe meiner Adresse und des Geburtsdatums schafft sie es schließlich, die Sperrung zu beauftragen. Kostet mich 12,50 Euro. Ein fairer Preis, wenn ich nicht schon so viel Zeit damit vertan hätte.

24.12. 11:55 Uhr: Ein Weihnachtsgeschenk vorab: Das Handy lag unter dem Fahrersitz. Keine Ahnung, wie es dahin gekommen ist. Erleichterung, sämtliche Gespeicherten Adressen und Telefonnummern sind nicht verloren. Jetzt muss ich es nur noch entsperren lassen. Mit kommt der kühne Gedanke, das Telefon meiner Eltern zu benutzen und den Telefoncomputer einfach durch die Tastentöne meines Handys zu bedienen. Ich wähle die 0179-55222 und muss mir anhören, dass dieser Anschluss für diesen Service nicht zugelassen sei. Wie bitte? Weil ich hier kein Tonwahlverfahren habe?

24.12. 13:00 Uhr: Ich kann es nicht fassen, dass o2 mich wegen des antiken Telefons meiner Eltern diskriminiert. Und versuche es einfach noch einmal. Diesmal habe ich Glück, ich höre die erlösende Stimme, die das Menü ansagt. Ich habe die Tastentöne meines Handys lautgestellt und lasse es ins Mikro piepen. Tatsächlich, es gelingt mir, zu einem Kundenberater durchgestellt zu werden. Ja, Entsperren ist kein Problem, ich soll nur die Kopie meines Personalausweises faxen, dann könnte meine Karte mit einer neuen Geheimnummer freigeschaltet werden. Dummerweise habe ich meinen Personalausweis nicht dabei. Führerschein, Bankkarte, Kreditkarte - glücklicherweise ist auf der Kreditkarte ein Foto. o2 lässt sich erweichen, ja, das sollte reichen. Jetzt musss ich nur noch einen Laden finden, der ein Faxgerät und noch geöffnet hat. Buchstäblich in letzter Minute finde ich einen solchen. Gespannt schicke ich das Fax los. Werde ich diesen Weihnachten noch mit meinem Handy telefonieren können?

24.12. 13:15 Uhr: Ich schalte mein Handy ein, probiere die PIN aus, die ich o2 vorgeschlagen hatte. Tatsächlich, das Handy bucht sich ins o2-Netz ein! Es hat geklappt - o2 hat tatsächlich sofort nach Erhalt meines Fax meine Karte entsperrt. Weihnachten kann kommen!