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SZ: Keine Chance für Kabelnetz-Verkauf der Telekom an Liberty

Liberty akzeptiert Auflagen des Kartellamts nicht
Von dpa /

Die Chancen für eine Einigung zwischen dem US-Konzern Liberty Media und dem Bundeskartellamt über den Kauf von sechs regionalen TV-Kabelnetzen der Telekom sind nach einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" auf null gesunken. Nach Darstellung des Blattes brachte auch ein letztes Gespräch aller Beteiligten vor Ablauf der vom Kartellamt gesetzten Erklärungsfrist keine Annäherung zwischen den Standpunkten des Investors und der Wettbewerbsbehörde. In Branchenkreisen wird nun fest damit gerechnet, dass Liberty bei einer am Montag anberaumten Pressekonferenz den Verzicht auf den Kauf der Netze bekannt geben und begründen wird.

Das Kartellamt hatte Liberty eine Frist bis Freitag um Mitternacht eingeräumt. Bis zum Nachmittag war die Stellungnahme nach Angaben des Bundeskartellamts noch nicht eingegangen.

Liberty will der Telekom für 5,5 Milliarden Euro (10,75 Mrd DM) rund 60 Prozent der Kabelnetze in Deutschland abkaufen und vom geplanten Firmensitz in München aus vor allem im digitalen Fernsehen aktiv werden. Das Kartellamt hatte Liberty vor gut zwei Wochen abgemahnt, da es eine marktbeherrschende Stellung befürchtet. Die endgültige Entscheidung dazu will das Kartellamt Ende des Monates treffen.

Am Donnerstag gab das Kartellamt zudem bekannt, dass es sich auch gegen den geplanten Zugriff Libertys auf das wichtige Kabelnetz-Endkundengeschäft in Deutschland verwehren wird. Nach dem bisherigen Stand müsse der Kauf von Telecolumbus-Töchtern verboten werden, weil er für Liberty zu einer marktbeherrschenden Stellung auf dem Kabelnetzmarkt führe. Liberty will zusätzlich zu den Telekom-Netzen, die meist nur bis zu den Grundstücken reichen, weitere kleinere Kabelnetzbetreiber aufkaufen, die die Verbindung auf den letzten Metern bis zur Anschlussbuchse im Haus (Netzebene 4) stellen. Hierzu gehört auch die Übernahme von Telecolumbus-Gesellschaften von der Deutschen Bank.

Angesichts der massiven Bedenken des Kartellamts bezweifeln Branchenkenner, dass die Telekom die Kabelnetze an Liberty verkaufen darf. "Es ist ein grundsätzliches Problem, das das Kartellamt mit Liberty hat", sagte Analyst Peter Thilo Hasler von der HypoVereinsbank. Um die Vorgaben des Kartellamts zu erfüllen und die Netze neben dem digitalen Fernsehen auch für die Telekommunikation und den schnellen Internetzugang zu öffnen, müsse Liberty jährlich fünf bis sechs Milliarden Euro investieren. "Diese Investitionen sind zu hoch", sagte er. Sollte das Kartellamt sich endgültig gegen Liberty stellen, muss sich die Telekom einen anderen Käufer suchen, da sie das Geld für die Kabelnetze zum Schuldenabbau braucht.