Mobinet-Studie

SMS - auch für "Alte" attraktiv

SMS-Nutzung bei den 35 bis 54-jährigen besonders gefragt
Von Marie-Anne Winter

Es ist mehr als ein Hobby europäischer und insbesondere deutscher Jugendlicher: Das frenetische Versenden von SMS-Nachrichten. Doch nun mischen auch über 35-jährige mit. Seit der letzten A.T. Kearney Studie im Januar 2001 wuchs diese Nutzungsform des Mobiltelefons insgesamt am stärksten im Segment der besonders kaufkräftigen Nutzer zwischen 35 und 45 Jahren.

Denn: Mobilfunkflaute hin oder her, es kommt Bewegung in einen Markt, der künftig außer Kommunikation wirkliche Mehrwertdienste bieten wird. Kein Wunder, kommt auch das Geschäft mit internetfähigen Handys allmählich in Gang. So hat sich die Zahl der verkauften Handys mit Internet-Zugang seit der letzten Erhebung für die Studie verdoppelt. Besonders stark war das Wachstum dabei in Deutschland mit 36 und Japan mit 55 Prozent.

Die Nutzung von SMS legt bei allen Altersgruppen um 10 Prozent zu. Am stärksten ist das Wachstum in der Gruppe zwischen 35 und 54 Jahren: Glatte zwanzig Prozent. Im Segment ab 55 stieg die Nutzung um vierzehn Prozent.

Martin Sonnenschein, Vice President bei A.T. Kearney, zu dieser Entwicklung: "Wenn man die Nutzung von SMS-Diensten als ersten Schritt in Richtung mobile Commerce betrachtet, ist dieses Ergebnis äußerst ermutigend: Hier könnte die Entwicklung wie bei der Nutzung von E-Mail sein, die viele Anwender allmählich an das Internet heranführte."

Auch in den USA, Nachzügler in Sachen Mobilfunk aufgrund der Vorherrschaft analoger Netze, stieg die Nutzung von SMS von acht auf zwölf Prozent. Immerhin dreißig Prozent der Befragten signalisierten starkes Interesse am Versand von SMS, wobei das Interesse auf Seiten der Nutzer mit Internet-fähigen Handys am stärksten war.

Die größte Zahl der Nutzer von E-Mail findet sich im Alterssegment zwischen 45 und 54. Der größte Wachstumssprung war bei Nutzern über 65 zu verzeichnen. Die fleißigsten Verfasser von E-Mails finden sich in Deutschland und Japan. Vor allem japanische Nutzer haben großes Interesse an E-Mail-Nutzung über das Handy.

In puncto Inhalte sind vor allem Nachrichten, Börsenkurse und Wettermeldungen gefragt. Während japanische Nutzer großes Interesse an Content hegen, müssen europäische User erst noch an diese Nutzungsart herangeführt werden. "Das ist nicht weiter verwunderlich", kommentiert Sonnenschein, "NTT-Docomo bietet bereits heute ein breites Angebot, während der Nutzen von WAP vielen Usern nicht bekannt ist." Doch es gibt auch positive Beispiele aus Europa. In Italien hat TIM, der größte Mobilfunkanbieter der Halbinsel, bereits eine Million Abonnenten für diese Dienste, die entweder für das Abo bezahlen oder Werbe-SMS akzeptieren. Sonnenschein: "Der Markt experimentiert noch mit verschiedenen Preismodellen."

Stichwort mobile Commerce: Insgesamt hat sich der Umsatz verdreifacht, liegt jedoch immer noch bei lediglich zwei Prozent. Die schlechte Nachricht: Gegenüber der letzten Studie, in der bereits ein starker Rückgang zu verzeichnen war, hat sich das Kaufinteresse noch einmal von zwölf auf vier Prozent verringert. Führend ist hier die Altersgruppe zwischen 24 und 35 Jahren. Den höchsten Anteil am mobile Commerce äußern derzeit deutsche Handy-User. Hier tätigen bereits sieben Prozent der Nutzer mit Internet-fähigem Handy per Mobilfunk Einkäufe. Acht Prozent der deutschen Befragten wollen in Zukunft über das Handy einkaufen.

"Das Wachstum in diesem Segment ist vor allem im Hinblick auf mobile Commerce interessant", so Sonnenschein. Und es kommt darauf an, diese Dienste intelligent zu nutzen. So versendet der britische Versicherungskonzern Direct Line SMS-Messages an Kunden, deren Policen zur Verlängerung anstehen. Am Ende der SMS findet der Kunde die Telefonnummer seines Kundenberaters, den er dann direkt anrufen kann, um die Police zu verlängern.

Alle sechs Monate führen die Unternehmensberatung A.T. Kearney und die Business School Cambridge [Link entfernt] die so genannte Mobinet [Link entfernt] -Studie durch. 2 400 Handy-Nutzer in Deutschland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Japan und den USA werden dabei jeweils zu ihren Gewohnheiten in puncto Handy-Nutzung befragt.