langer Atem?

Killercocktails für Mobilfunknutzer

Attraktiv ist, was man selbst macht
Von Marie-Anne Winter

Ein Geschäftsmodell ohne Geschäftskunden: Die Nutzer neuer mobiler Dienste sind nicht die Businesskunden, die überall und zu jeder Zeit über superwichtige Daten verfügen wollen, sondern die Spaßsucher, die schlichte Unterhaltung suchen, beispielsweise den Flirt per SMS. Die nächste "Killerapplikation" für mobile Anwendungen ist angeblich schon gefunden. "Nach Text­Messaging wird Foto­Messaging kommen", meint Claudia Pöpperl, Managing Director des Berliner Start­ups Universal Communication Platform (UCP), auf einer Veranstaltung im Rahmen der Medientagen München. "Auf dem Handy ist das Zeitalter des Schwarzweißfernsehens angebrochen." Die Frage nach attraktivem Content ist für sie kein Thema. "Den generieren unsere Nutzer selbst." Und diese seien auch bereit, für spezielle Services zu bezahlen. Zwei Euro monatlich kostet das UCP­Angebot "U­Boot [Link entfernt] Plus", das beispielsweise das Herunterladen von Klingeltönen ermöglicht.

Die Frage nach umsatzförderndem Content war auch für Oliver Samwer, Vorstand des mobilen Internetunternehmens Jamba, leicht zu beantworten. "Es sind jene Dinge, welche das Leben schöner und nicht effizienter machen." Sein "Killercocktail": E­Mail, Chats, Games, Fotos, Erotik, Musik­Downloads. "Entertainment macht 90 Prozent des Markts aus." Zumindest ist das bei der Zielgruppe der Fall, für die mobile Anwendungen seiner Meinung nach am schnellsten zum Ziel - sprich: zu Einnahmen - führen. "Unser Modell ist ganz simpel strukturiert. Wir wollen Kohle machen und konzentrieren uns auf die Acht­ bis 28­Jährigen." Doch an den schnellen Erfolg glaubt auch er nicht. "Im mobilen Internet gewinnen nur die, die einen langen Atem haben." Ein Zeithorizont von zehn Jahren sei dafür anzusetzen.

Als größten Hemmschuh für eine stärkere und schnellere Marktdurchdringung identifizierten die Podiumsteilnehmer zwei Faktoren: Zum einen seien Erwartungen geweckt worden, die derzeit noch gar nicht erfüllt werden könnten. Zum anderen verhielten sich die Telekommunikationsanbieter, die "Telkos", wie sie im Fachjargon heißen, alles andere als kooperativ. "Die Signale aus der Telko­Welt wirken wenig unterstützend. Sie dürfen ihren Kostendruck nicht auf neue Entwicklungen abwälzen", forderte Podiumsmoderator Knut Föckler, CEO der Wireless Vision AG in München. Jüngstes Ärgernis: Massive Preiserhöhungen für SMS-Services. Diese Preispolitik, so die Befürchtung von Mindmatics [Link entfernt] -Vorstand Ingo Lippert führe nicht nur zum baldigen Verschwinden kostenloser SMS­Anbieter. "Auch bei der Zielgruppe ist irgendwann Schluss." Die derzeit zwei Milliarden in Deutschland monatlich verschickten SMS­Nachrichten könnten damit bald der Vergangenheit angehören.

Am zumindest mittelfristigen Erfolg des mobilen Internets werde auch diese Preiserhöhung nichts ändern können, zeigte sich Moderator Föckler in seinem Schlusswort optimistisch. "Erfolg werden Business­Modelle haben, die auf die derzeitigen Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten sind und die Stärke des Mobilfunks als persönliches und mobiles Medium optimal nutzen." Bleibt abzuwarten ob die mobilen Nutzer tatsächlich so einfach strukturiert sind, wie dieses Schlusswort glauben lässt.