typisch Markt

Großabnehmerpreise für SMS werden 2002 drastisch steigen

Free-SMS-Anbieter vor dem Aus?
Von Marie-Anne Winter

Die Verlockungen des Marktes haben mitunter eine ärgerliche Dynamik. Ist ein Produkt sehr gefragt, fordert die Marktlogik, das Profitpotential auch voll auszuschöpfen. Kurznachrichten sind beliebt, kosten die Netzbetreiber fast nichts und bringen richtig Kohle, denn die Nutzer schicken die kultigen Mini-News auch durch die Gegend, wenn der Preis, den sie zahlen, in keinem Verhältnis zum Aufwand für die Anbieter steht. Eine SMS kostet meistens weniger als ein mehrminütiges Mobilgespräch und ist einfach praktisch, weil sie den Adressaten auch erreicht, wenn er gerade nicht telefobnieren kann oder will. Die drei größten Mobilfunkunternehmen ziehen daraus die angedeuteten Konsequenzen, in dem sie in Deutschland ihre Preise für Business-SMS erhöhen. Das sind jene Kurznachrichten, die mit Hilfe von Computern auf das Handy verschickt werden, als Info- oder Werbe-SMS.

In der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ) war gestern zu lesen, dass T-Mobil, den Preis pro SMS bis Januar von 1,79 Cent auf 5,50 Cent erhöhen wird. Als Grund für diese Erhöhung verweist T-Mobil auf das internationale Preisniveau, welches höher liege. Außerdem sollen damit die Kosten, die den Netzbetreibern durch die Zustellung von SMS im Ausland entstehen, abgedeckt werden. D2 Vodafone geht von 1,53 Cent auf 4,50 Cent herauf und E-Plus soll von 1,90 Cent auf 6,50 Cent pro Kurzmitteilung erhöhen. Bei E-Plus ist man auch konkreter, was den eigentlichen Hintergrund der Preiserhöhung angeht: "Wir sehen, dass dies ein Produkt ist, was stark nachgefragt wird. Deshalb können wir ohne Probleme die Preise erhöhen." Was günstige Marktbedingungen sind, wird in dieser Welt halt von Betriebswirtschaftlern festgelegt und nicht von Verbraucherverbänden. Eigentlich muss man E-Plus für diese Ehrlichkeit schon wieder liebhaben. Auch bei Viag Interkom wird eine Preiserhöhung geprüft, konkrete Zahlen liegen aber noch nicht auf dem Tisch.

Angesichts dieser Erhöhungen der Großabnehmerpreise für SMS ist zu befürchten, dass die Free-SMS-Anbieter im Internet ihre Free-SMS-Services einstellen werden, weil die zukünftig entstehenden Kosten pro SMS den Nutzen, nämlich Interessenten auf die jeweiligen Seiten zu holen, weit übersteigen.