Licht und Schatten

Orange steigert Gewinn um 80 Prozent und hebt Prognose an

Gewinn von Mutterkonzern France Telecom gesunken
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die France Telekom-Mobilfunktochter Orange hat im ersten Halbjahr 2001 den Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) um 80 Prozent gesteigert und die eigene Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Das EBITDA sei wegen des starken Kunden- und Umsatzwachstums von 906 Millionen Euro auf 1,634 Milliarden Euro geklettert, teilte das Unternehmen heute in Paris mit. Der Umsatz ist nach Angaben des Mobilfunkbetreibers um 31 Prozent auf 7,08 Milliarden Euro gestiegen.

Beim Gewinn vor Steuern, Firmenwert-Abschreibungen und Minderheitsbeteiligungen sei erstmals ein Plus erzielt worden. Gemessen an dieser Größe wurden 275 Millionen Euro gegenüber einem Vorjahresverlust von 107 Millionen Euro erwirtschaftet. Der Nettoverlust sei dagegen wegen gestiegener Firmenwert-Abschreibungen, höherer Steuern und Verluste bei den Beteiligungen moderater von 592 Millionen auf 500 Millionen Euro gefallen.

Orange ist nach eigenen Angaben sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien das größte und am schnellsten wachsende Mobilfunk-Unternehmen. Die Kundenzahl der Orange-Gruppe außerhalb Frankreichs sei um 52 Prozent auf 35,5 Millionen gestiegen. Zum Vorjahreszeitpunkt habe Orange 23,4 Millionen Kunden gehabt.

Neben der erfolgreichen Tochter sieht die Mutter ziemlich alt aus: Der französische Telekommunikations-Riese France Telecom hat im ersten Halbjahr des laufenden Jahres seinen Umsatz um 33,3 Prozent auf 20,4 Milliarden Euro gesteigert. Der Gewinn allerdings sei im gleichen Zeitraum von 3,8 Milliarden Euro auf 1,95 Milliarden Euro gesunken, teilte das Unternehmen am Mittwochabend in Paris mit.

Zur Begründung hieß es, im 1. Halbjahr 2000 seien außerordentliche Einnahmen von 2,6 Milliarden Euro durch den Verkauf des mexikanischen Telecom-Unternehmens Telmex erzielt worden. Für das Gesamtjahr 2001 erwartet France Telecom einen kräftigen Anstieg des Umsatzes von über 25 Prozent.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) sei hingegen um 14 Prozent auf 6,1 Milliarden Euro gestiegen. Die Nettoverschuldung lag Ende Juni bei 64,9 Milliarden Euro, etwa sechs Prozent höher als Ende 2000. France Telecom-Chef Michel Bon will bis Ende 2003 die Verschuldung auf eine Summe zwischen 37 und 47 Milliarden Euro verringern. Das Unternehmen habe weltweit 86 Millionen Kunden, fast 44 Prozent mehr als vor Jahresfrist.

Die Zahl der Angestellten von France Telecom ist hingegen zum Ende des ersten Halbjahres 2001 von 135 000 auf 126 000 Personen gesunken, wobei in der Mobilfunksparte Orange und bei der Internet-Tochter Wanadoo von 17 000 auf 22 000 Angestellte aufgestockt wurde.

Das Umsatzwachstum sei dem Handy-Boom, dem Internet und der internationalen Geschäftstätigkeit zu verdanken, sagte Bon. "Die Abschwächung der Konjunktur trifft uns nicht", sagte er. In Frankreich ebenso wie im internationalen Geschäft seien die Perspektiven auf Wachstum ausgerichtet. Die Aktien von France Telecom haben seit Jahresanfang etwa 60 Prozent ihres Börsenwerts verloren. Erstmals seit vier Jahren sackten sie am Mittwoch unter ihren Ausgabekurs von 32,78 Euro am 20. Oktober 1997. Damit ist die Telekom auf ihrem Sinkflug nicht allein, gestern sind die T-Aktien einmal mehr auf ein "historisches Tief" gefallen.